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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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niemanden verärgern würde, wenn er darauf achtete, keinen Lärm zu machen.
    Maria lehnte sich auf der Koje zurück, bis ihr biegsamer Rücken die Wand berührte, und schlug die Beine auf der Matratze übereinander. Zusammenhanglose Sexualität verzierte die Wand vor ihr mit einem Muster, wie ein Puzzle aus Fleisch.
    Ich bin vielleicht so eine Spionin, dachte sie. Sie hatte gesehen, wie sich weibliche Spione in den Illustreifen benahmen, wie Michiko Tanaka mit einer verführerischen Aura aus Glamour, skrupelloser Sexualität und kalter Schläue in einen Auftrag hineinschlitterte. Wenn Maria gewitzt genug gewesen wäre, hätte sie es vielleicht selbst so gemacht – sie hätte Marco zur Unachtsamkeit verführt, hätte Kit dazu verleitet, ihr Komplize zu werden, und die gesamte Abrazo in ihren Bann geschlagen.
    Klar doch. Ein reines Kinderspiel.
    Sie war keine ausgebildete Spionin, das Leben war kein Illustreifen, und sie war viel zu wütend, um es lange verbergen zu können. Sie würde die Wut irgendwie benutzen müssen, um kurze Zeitspannen herauszuschinden, in denen sie allein war, so daß sie tun konnte, was sie zu tun hatte.
    Die Tür glitt auf. Beim Anblick von Marcos skelettartigem Körper, seiner grauen Haut, den knotigen Knien und Ellbogen und der eingesunkenen Brust wurde Marias Wut zu einem lodernden Feuer. Marco hatte nur einen verblichenen grauen Lendenschurz und das Kreuz am Leib, das er um den Hals trug. Seine tiefliegenden Augen waren auf ihre gerichtet, weder freundlich noch feindselig. Kit stand direkt hinter ihm und schaute ihm über die Schulter.
    »Kit meinte, du fühlst dich nicht wohl«, sagte er. »Sehr taktvoll von ihm«, erwiderte Maria. »Mir geht’s gut. Ich verlasse bloß mein Büro hier erst, wenn ich mich frei auf dem Schiff bewegen darf.«
    Marco schlurfte zu einem der Stühle, klappte ihn von der Wand und setzte sich hin. Er sah sie wieder an und überlegte. »Macht mir nichts aus, Shooterin«, sagte er. »Solange wir uns einig sind, daß du jetzt auf dieses Schiff gehörst und daß du mir gibst, was ich will, wenn ich dich brauche, kannst du dich von mir aus in der Kammer hier einschließen.«
    »Solange es meine Kammer ist, Schiffsführer.« Kit sah aus, als würde er darum beten, unsichtbar zu sein.
    »Ich bin gekommen, um dir Fragen über den Schimmernden Clan zu stellen«, begann Marco. »Sie schicken einen Emissär, und ich will über ihn Bescheid wissen. Wenn es überhaupt ein er ist.«
    »Mein Büro steht dir immer offen«, erklärte Maria. Erregung summte in ihrem Innern. Dann mußten die Verhandlungen also kurz vor dem Abschluß stehen. Die Information, die sie haben wollte, würde vielleicht schon in ein paar Stunden im Suarez-Computer sein. »Weißt du, wer der Emissär ist, den sie schicken?«
    »Der Emissär heißt Allgemein-Willensfrei Zwölf. Falls das ein Name und nicht bloß eine Bezeichnung ist.«
    »Es ist beides«, sagte Maria. »Die Allgemein-Willensfreien sind eine Spezies, die für jene Aufgaben vorgesehen ist, für die man sowohl Intelligenz als auch Bewegungsfreiheit braucht.«
    »Mir ist aufgefallen, daß sich ihr Funkverkehr im Einundzwanzig-Zentimeter-Bereich abspielt. Auf 1427,9 Megahertz. Das ist fast eins der Wasserlöcher, {*} aber nicht ganz. Weißt du, warum?«
    Die schöne Maria sah ihn überrascht an. »Keine Ahnung, was du meinst, Schiffsführer.«
    Marco machte ein ungeduldiges Gesicht. »Wasserlöcher. Eine der Wasserfrequenzen. Vor Hunderten von Jahren, als man nach extraterrestrischen Zivilisationen suchte, horchte man auf den Wasserfrequenzen, weil das naheliegend zu sein schien.«
    »Das wußten wir nicht, Schiffsführer. Wir haben sie auf einem breiten Spektrum von Frequenzen angefunkt, und das war diejenige, auf der sie geantwortet haben.«
    »Dachte, es wäre vielleicht wichtig – es könnte bedeuten, daß sie so denken wie wir.«
    »Sie denken absolut nicht wie wir, Schiffsführer.«
    »Dann ist es ohnehin egal.« Marco beugte sich vor. Seine Miene war gespannt. »Dieser Willensfrei Zwölf wird uns besuchen. Braucht er irgendwas Spezielles, damit er sich wohlfühlt?«
    »Er kann unsere Luft atmen. Wenn er Nahrung braucht, wird er sie mitbringen. Er kann Schwerkraft aushalten, obwohl er nicht daran gewöhnt ist und sich in der Schwerelosigkeit wohler fühlt.«
    Marcos Gesicht zuckte. »Dann könnte es für uns von Vorteil sein, wenn wir ihn in die Zentrifuge bringen, um ihn müde zu machen.«
    Der arme Zwölf, dachte sie. »Die Geliebte

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