Engelstation
muß immer noch jeder Abmachung zustimmen«, sagte sie. »Es wäre höchstens ein zeitweiliger Vorteil.«
»Kann ich dann direkt mit der Geliebten sprechen? Kann sie nicht herkommen und selbst verhandeln?«
Maria grinste. »Die Geliebte ist entweder in ihr Schiff eingebaut oder in große Teile davon hineingewachsen.
Ich glaub kaum, daß sie in nächster Zeit mal vorbeischauen wird. Und sie wird wohl auch kaum einen Menschen in ihre Nähe lassen. Wir könnten sie ja irgendwie vergiften.« Sie warf Marco einen Blick zu. »Willst du mich bei diesen Gesprächen dabeihaben? Gut möglich, daß ich dir helfen kann.«
»Meine Verhandlungen führe ich schon selber.« Marcos Antwort war endgültig. »Ich will nur, daß du mir alles erzählst, was du über diese Geliebte weißt, Shooterin.«
Maria spürte, wie sich ihre Haut vor Wut rötete. Sie rang das Gefühl nieder und zuckte die Achseln, als ob es ihr egal wäre, als ob Marcos tiefliegende Augen nicht alles gesehen hätten. »Ich sage dir, was ich weiß. Viel ist es nicht.«
Die Befragung dauerte zwei Stunden.
Im Kopf der schönen Maria drehte sich alles, als es vorbei war. Der Schiffsführer war unglaublich gründlich gewesen.
Kit blieb da, nachdem Marco gegangen war. Maria und er unterhielten sich weiter, vor allem über die Aliens. Marias Quell des Wissens, der bereits von Marco ausgeschöpft worden war, versiegte nach einer Weile endgültig. Sie bemühten sich, etwas anderes zu finden, worüber sie reden konnten, und stellten fest, daß es sehr mühsam war. Als Maria schließlich das leise Geräusch von Schleusenpumpen durch den Schiffsrumpf pochen hörte, schlug sie vor, Kit solle in den Shooter-Saloon gehen und Spiralen spielen. Er nahm den Vorschlag dankbar an.
Sie klappte den Schreibtisch und das Terminal aus der Wand, schloß die Tür ab und rief Striffmusik von Evel Krupp auf. Dann holte sie sich den Zerstäuber mit Rot Neun, falls sie ihn brauchen sollte, und legte ihn auf den Schreibtisch neben ihre Hand. Sie ging ins Hauptverzeichnis des Kanto, sah, daß im Terminal in Marcos Büro eine Datei geöffnet war, und schmuggelte sich problemlos hinein.
Eine schwarze Frau mit schweren Brüsten über dem Terminal beobachtete sie zwischen gespreizten Beinen hindurch mit ernster Miene.
Ein holographisches Bild flackerte auf, während schnarrende Stimmen aus dem Lautsprecher des Terminals kamen. Marias Herz machte einen Satz, als sie sah, daß Marco seine Zusammenkunft mit Zwölf aufzeichnete. Die Zusammenkunft fand in seinem Büro statt, bei voller Schwerkraft – armer Zwölf, dachte Maria. Marco war nicht der Typ, der auf einen Vorteil verzichtete, auch wenn er noch so klein war. Sie nahm ein paar Eingaben vor und sorgte dafür, daß die Aufzeichnung in ihre falsche Buchhaltungsdatei überspielt wurde; dann beugte sie sich näher ans Terminal und legte das Ohr an den Lautsprecher, um die Verhandlungen über Evel Krupps wüste Gitarrenattacke hinweg mitzubekommen.
»Wir müßten es in neunzig menschlichen Standardtagen hin und zurück schaffen«, sagte Marco. »Wahrscheinlich eher schneller. Kurz danach wird der Suarez-Clan drei Schiffe mit den ersten drei Lieferungen schicken.«
Wohin? Maria hätte die Frage fast laut herausgebrüllt.
»Während dieser Zeit«, sagte Zwölf, »wird der Schimmernde Clan eine Chemiefabrik irgendwo im System von Montoya 81 errichten.«
Maria merkte, wie die Begeisterung in ihr explodierte und brennende Brocken des Triumphs in ihrem Körper verstreute. Montoya 81 ! Sie wiederholte die Sternenkatalognummer mit einem grimmigen Flüstern. Jetzt brauchte sie die Information bloß noch Ubu zuzuspielen.
Sie ließ die Aufzeichnung der restlichen Verhandlungen weiterlaufen, während sie sich auf die Suche nach den Dateien machte, die die Kommunikationsgeräte steuerten. Sie mußte nur an eine Richtungsantenne herankommen, eine kurze, kodierte Botschaft an die Runaway abschicken, die für Ubu verständlich sein würde, nicht jedoch für die Geliebte, falls sie mithören sollte, und sicherstellen, daß die Eintragung hinterher gelöscht wurde.
Sie hatte angenommen, daß es ganz einfach sein würde, aber sie arbeitete stundenlang daran. Die Abrazo war ein betagtes Schiff, fast zweihundert Jahre alt. Der Kanto war während der Montage des Schiffes eingebaut worden, aber die Kommunikationshardware war geradezu steinzeitlich – wiederverwertetes Material aus einem noch älteren Schiff. Sie war ungewöhnlich, in einer alten
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