Engelstation
Assemblersprache geschrieben, mit der Maria nicht recht vertraut war und in der sie sich per Instinkt zurechtfinden mußte. Merkwürdige Sicherheitsvorkehrungen waren an beliebigen Stellen im Text eingefügt worden, und es schien beinahe so, als bestünde ihre Aufgabe nur darin, jemanden mit Marias speziellen Fähigkeiten zu entmutigen. Als es ihr endlich gelungen war, das Programm zu knacken, liefen ihre Nerven dank etlicher Dosen Rot Neun auf Hochtouren, und sie hatte Schwierigkeiten, sich so weit zu beruhigen, daß sie die Programme zur Bedienung der Antennen verstand. Sie bekam die Servomotoren zur Steuerung der Richtungsantennen nicht in Gang, und dann wurde ihr klar, daß die Einstellung durch die Daten in den Navigationsanzeigen erfolgen mußte, damit man sie auf die Runaway richten konnte. Wütend stellte sie fest, daß sie die Navigationsanzeigen nicht aufrufen konnte, ohne daß Lämpchen an der Navigationstafel aufleuchten würden. Sie war gerade dabei, eine Methode auszuarbeiten, um an diesem System vorbeizukommen, als jemand an die Tür klopfte.
Enttäuschung heulte in ihrem Schädel. Maria schaltete das Terminal aus und schmetterte es in seinen Schlitz in der Wand. »Maria?« rief eine weiche Frauenstimme auf dem Korridor.
Die schöne Maria riß die Tür auf und sah eine kleine, drahtige Frau mit vier Armen und ergrauendem blondem Haar vor sich. Es war Kits Tante Sandy, die Kit immer heimlich etwas zu Essen zugesteckt hatte, wenn er in Ungnade gefallen war, und die jetzt hergekommen war, um sie zu begrüßen. Sie hatte eine Schachtel aus wiederaufbereitetem Kunststoff voller Makronen dabei. Maria blieb nichts anderes übrig, als sie hereinzubitten.
Sie unterhielten sich eine halbe Stunde lang. Die Droge kursierte noch in Marias Adern, und ihre Antworten auf die Gesprächsversuche der Frau waren hektisch, laut und unpassend. Die Elektronenwelt wob Muster in die Luft und lenkte sie ab. Maria schaffte es nicht, eine ganze Makrone zu essen; aus irgendeinem Grund funktionierte ihr Schluckreflex nicht richtig.
Schließlich verabschiedete sich Tante Sandy. Die schöne Maria vermutete, daß sie keinen guten Eindruck gemacht hatte.
Sie ging wieder an die Arbeit. Fürchterliche Kopfschmerzen begannen in ihrem Schädel zu pochen. Weiße Blitze zuckten im Takt der wilden Striffmusik durch ihr Blickfeld. Nach ein paar weiteren Dosen Rot Neun gelang es Maria, die Anzeigen auf der Navigationstafel zu umgehen, aber sie brachte die Servomotoren der Antennen immer noch nicht in Gang. Sie rief ein paar Schaltpläne der Energieversorgung des Schiffes auf und entdeckte, daß die Stromzufuhr für die Servomotoren manuell an der Kommunikationstafel eingeschaltet werden mußte und daß außer einer auf das Schiff der Geliebten gerichteten Antenne alle anderen ausgeschaltet waren. Maria konnte einzelne Elektronen bewegen oder erschaffen, aber einen manuellen Schalter konnte sie mit ihrem Talent nicht umlegen. Und die einzige aktivierte Antenne konnte sie auch nicht benutzen, weil ihre veränderte Ausrichtung jedem, der einen Blick auf die Kommunikationstafel warf, sofort auffallen würde.
Maria schrie vor Enttäuschung auf. Der zerbrechliche Schreibtisch erbebte, als sie die Fäuste darauf niedersausen ließ. Es brauchte nicht mehr als einen Impuls von neun Buchstaben und Ziffern, dessen Übermittlung bloß einen Sekundenbruchteil dauern würde, und der vorsintflutliche Kommunikationsapparat des alten Schiffes hatte es unmöglich gemacht.
Sie konnte nur eins tun, nämlich eine kurze Programmfolge eingeben, die automatisch eine Antenne ausrichten und die Botschaft hinausschicken würde, sobald eine der Antennen in Betrieb genommen wurde. Vielleicht würde niemand eine derart kurze Botschaft bemerken.
Die Chance, daß jemand in diesem System eine Antenne in Betrieb nahm, war nicht sehr groß.
Sie wandte sich wütend von dem Terminal ab und knallte es so heftig in die Wand, daß eine Metallniete aus einem der Polykarbon-Scharniere durchs Zimmer flog. Maria stand auf, während die Enttäuschung in ihr aufwallte, und ertappte sich dabei, wie sie in die unglaublich rosarote, dreidimensionale Vagina der Schwarzen mit den gespreizten Beinen starrte. Sie wühlte in einer der Schubladen unter der Koje, fand ein schweres Klappmesser, das ebensogut als Kratzer dienen würde, und machte sich mit manischer Energie und diebischer Freude daran, alle Pornobilder zu verunstalten, die sie finden konnte.
Zwanzig Minuten später kam Kit
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