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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Zentrifuge erzitterte leicht, als die Bremsen in Aktion traten. Kit zuckte die Achseln. »Schätze, sie haben’s repariert.«
    »Okay«, sagte Maria gut gelaunt. Sie hüpfte wieder in die Koje, hakte ihre Zehen ins Gurtnetz und jagte sich zwei weitere Raketen in die Nase. Brennende Wärme durchflutete den oberen Teil ihrer Kehle.
    »Nicht schon wieder«, sagte Kit.
    »Nicht schon wieder was?«
    »Nicht schon wieder die beschissenen Drogen. Jesus Ristes. Als ich aus dem Salon zurückkam, warst du ohnmächtig.«
    »Ich hab geschlafen.«
    »Du hast im Koma gelegen, verdammt noch mal.«
    Die schöne Maria langte nach oben, hakte die Finger um das röhrenförmige Gestell von Kits Koje und zog. In der abnehmenden Schwerkraft schwangen die beiden Betten aufeinander zu. Maria streckte den Kopf über den Rand von Kits Matratze und sah ihn an.
    »Ich hab sonst nichts zu tun, Kit. Ich darf kein Besatzungsmitglied sein, also mach ich einen drauf.«
    »Du hast ja nicht mal Spaß daran. Es ist, als – als ob du dich dazu zwingen würdest.«
    Sie grinste ihn an. »Ich hab einen Mordsspaß dabei. Echt. Du hast keine Ahnung.« Das Rot Neun kitzelte ein Lachen aus ihrer Kehle. »Du kannst ja mitmachen, Kit.«
    Er wandte sich ab und zog das Netz über sich. Maria ließ sich in ihre Koje zurücksinken und jagte sich noch zwei Raketen hinein.
    Der nächste Suarez-Shooter war ziemlich gut. Maria brachte ihn nur knapp über drei Lichtjahre vom Kurs ab.

    Ubu wußte, daß Monate der Untätigkeit vor ihm lagen, und ließ sich Zeit bei seinen Sprüngen zum Montoya-Stern. Er machte einen Umweg zu einem alten roten Hauptreihenstern namens Kitsune 71 und fand keine Planeten. Der Stern wurde jedoch von so vielen Materiebrocken umkreist, daß es für seine Zwecke reichte. Nach einer Suche von zwei Tagen entdeckte er einen zwanzig Kilometer langen Asteroiden auf seinem Radar, ging mit der Runaway in den gleichen Orbit und dockte mit dem Schiff dann sanft und vorsichtig an. Die elektromagnetischen Greifer des Schiffes hielten es an der aus Nickeleisen bestehenden Oberfläche des Asteroiden fest. Später schwebte Ubu im Raumanzug über dem Schiff und sah zu, wie die Autolader sämtliche Behälter der Geliebten auf die gefurchte Oberfläche des Felsbrockens hinunterwarfen. Die riesige rote Sonne hing wie ein kalter Rubin über dem kurzen Horizont, ohne Ubus unbeschatteter Flanke viel Wärme zu spenden. Die langen, genormten Behälter in der Farbe von altem Blut prallten in der geringen Schwerkraft des Asteroiden vom Boden ab und schlitterten darauf entlang, wobei sie kleine Steine aufwirbelten, die von Nickel und Quarz glänzten. Keiner der Behälter gewann genug Geschwindigkeit, um dem Asteroiden zu entkommen oder in eine Umlaufbahn zu gehen; sie holperten eine Weile auf ihm dahin und ordneten sich dann zu ausgedehnten Haufen. Ein paar schlugen dabei wahrscheinlich leck.
    Ubu würde später zurückkommen und die Fracht wieder an Bord nehmen, oder er würde jemanden herschicken. Er ließ eine sonnenkraftbetriebene Funkbarke auf den Felsbrocken zurück, damit derjenige, der die Fracht abholen kam, nicht allzuviel Zeit mit der Suche nach dem richtigen Asteroiden verbringen mußte, dann löste er die Greifer, beschleunigte und lud die Schußsoftware.
    Er legte die Strecke zu Montoya 81 mit drei problemlosen Sprüngen zurück und landete rund drei astronomische Einheiten von der Sonne entfernt. Das System hatte früher einmal sieben Planeten gehabt; jetzt besaß es fünf und zwei Asteroidengürtel. Ubu hatte keine Ahnung, an welcher Stelle im System die Geliebte auftauchen würde, und da es ohnehin egal war, welches Ziel er sich aussuchte, brachte er die Runaway in einen ruhigen Gleitflug zu dem größten Überlebenden, einem mittelgroßen Gasriesen, der nahezu unsichtbar in kühlem Grau und fast schwarzem Violett gestreift war, eine dunkle Marmorkugel, die auf einem schwarzen Untergrund dahinrollte. Der größte Planet war ein ebensoguter Platz für ein Rendezvous wie jeder andere.
    Jetzt konnte Ubu nur noch warten.

    »Schiffsführer.«
    »Shooterin Maria.« Marcos böse gelbe Augen starrten sie aus rotgeränderten Höhlen heraus an. Müdigkeit lag schwer auf seinem runzligen Gesicht.
    Für Marcos Müdigkeit gab es gute Gründe. Nach dem dritten Schuß war die Abrazo mehr als zwei Tage im tiefen Raum getrieben. Die Hardware war noch einmal durchgecheckt worden, und man hatte die Schuß- und Positionsbestimmungssoftware außerordentlich sorgfältig

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