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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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entfernt, daß ein interstellarer Krieg vollkommen unpraktikabel war. Worum sollten Menschen, zwischen denen solche Distanzen lagen, schon kämpfen?
    Krieg oder nicht, aus welchem Grund auch immer: Die Geliebte brauchte die Menschheit, die menschliche Technologie dringend genug, um die geistige Vergiftung zu riskieren, vor der sich Zwölf so in acht genommen hatte. Man konnte von der Annahme ausgehen, daß die Menschheit für die Geliebte eine Trumpfkarte gegenüber ihresgleichen war. Sie brauchte die menschliche Technologie, um diesen Trumpf zu behalten.
    Ubu fragte sich, was sie tun würde, um ihn zu behalten. Wieviel würde sie sich zwingen zu glauben?
    Er mußte es wissen. Und so baute er Akkord für Akkord sein mentales Bild auf. Umgab sich mit der Geliebten, mit ihren Mustern.
    Wenn es soweit war, würde er die Geliebte mit ihren eigenen Waffen schlagen.

    »Ich hab über Glück nachgedacht, kleiner Bruder.« Zwei schwere Hände legten sich von hinten auf Kits Schultern.
    Kit blickte stirnrunzelnd auf seine Schlachtordnung hinab. Sollte er verdoppeln oder aussteigen?
    Er stieg aus, wie Randy und Fidel es zuvor auch getan hatten. Juan, der als einziger noch im Spiel war, ließ ein knappes Lächeln sehen und sammelte seinen Gewinn ein.
    »Glück, kleiner Bruder. Weißt du noch?« Ridges Finger gruben sich wie stumpfe Bohrspitzen unter Kits Schlüsselbeine. Kit biß die Zähne zusammen. Er roch das Bier in Ridges Atem.
    »Was ist mit dem Glück?« fragte Kit. »Ist dir schon mal aufgefallen«, sagte Ridge, »daß alle anderen anfangen zu verlieren, wenn du Glück hast?« »Gerade eben habe ich kein Glück gehabt.« »Vielleicht ist das ‘ne gute Neuigkeit für den Rest von uns.« Ridge ging um den Tisch herum und gestikulierte mit seinem Bierballon. Er hatte beim Spielen so viel verloren, daß Marco ihm den Tisch für die nächsten Touren verboten hatte. Deshalb hatte er nicht viel anderes zu tun, als sich Illustreifen anzusehen und zu trinken.
    »Der kleine Bruder hat Glück im Spiel, und wir anderen verlieren«, fuhr Ridge fort. »Der kleine Bruder hat Glück bei ‘ner Frau, und plötzlich treffen wir beim Schießen auch nicht mehr annähernd den Zielpunkt.«
    Kit sah Juan an. »Noch ‘ne Runde?« »Ausnahmsweise gewinne ich gerade mal. Klar.« In der polarisierten Oberfläche des Tisches flackerte eine neue Aufstellung auf. Zwei Paare, sah Kit. Er würde das niedrigere abgeben und auf etwas Besseres hoffen.
    Ridge hatte seine Umkreisung des Tisches beendet. Eine Hand fiel wieder auf Kits Schulter.
    »Wir reden grade miteinander, kleiner Bruder.« »Du redest die ganze Zeit, Ridge. Ich spiele Spiralen.« »Ich dachte, du hättest möglicherweise was zu all diesen Zufällen zu sagen«, meinte Ridge. »Hab geglaubt, du würdest vielleicht ‘nen Kommentar zum Glück ablassen, oder dazu, wie man’s hinkriegt, Glück zu haben.«
    Heiße Wut stürmte durch Kits Nerven. Er drehte sich auf seinem Stuhl um und stieß Ridges Hand weg.
    »Jeder ist seines Glückes Schmied«, sagte er.
    Ridge biß die Zähne zusammen. »Deine Fotze funkt uns dazwischen«, sagte er. »Meine Frage ist, unternimmst du was dagegen oder soll ich’s tun?«
    Haß loderte in Kit wie der Flammenstrahl eines Fusionstriebwerks. »Du wirst gar nichts tun, Ridge«, fauchte er. »Denn wenn du dich an der Frau von ‘nem anderen vergreifst, läßt dich Marco die nächsten fünfzig Jahre die Scheißhäuser putzen.«
    »Sag’s ihr lieber, kleiner Bruder. Sag ihr, ich könnte ihr einen Besuch abstatten.«
    »He«, mischte sich Fidel ein. »Sind wir hier am Tisch oder was?«
    »Ja.« Kit drehte dem älteren Shooter den Rücken zu. »Ja, ich bin am Tisch.«
    »Ich nehme drei«, sagte Juan.
    »Ich will sehen.«
    » Spielen .« Ridges Stimme klang laut durch den Raum. »Spielt ihr Läuseköpfe ruhig weiter, während uns so eine Hexe die Schüsse vermasselt.«
    Die Glocke ertönte, das Signal für das Arretieren. Juan stöhnte. »Gerade jetzt, wo ich zu gewinnen anfange.«
    »Das letzte Spiel noch«, sagte Fidel.
    »Hm«, machte Juan. »Ich wette, Fidel hat ‘ne gute Aufstellung.«
    »Läuseköpfe«, sagte Ridge. »‘n Haufen Läuseköpfe.« Er ging steifbeinig zur Tür, drehte sich um und zeigte mit einem Finger auf Kit. »Bring die Sache mit deinem Miststück in Ordnung, Kit. Oder jemand anders tut’s!« Er ging hinaus. Die Tür fiel zischend hinter ihm zu.
    Kleine Quantenpakete der Wut liefen Kit über den Rücken, und er konnte sich nicht richtig

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