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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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muß. Die ganzen Gedanken und Handlungen der anderen können einen irgendwie überwältigen.« Eine düstere Stille trat ein. »Aber man kann dort einsam sein. Kann man wirklich.«
    »Wie du das sagst, klingt das nicht gerade attraktiv.«
    »Na ja.« Er küßte sie auf den Hals. »Zu zweit wär’s besser. Und du bist ’ne Shooterin – du wärst wichtiger als ich.« Er setzte sich anders hin, so daß er seinen anderen Arm um ihre Taille legen konnte. Marias Nerven flatterten, als seine Finger ihren Bauch streiften. »Ich würde dich wirklich gern anfassen«, sagte Kit. Maria fuhr fort, Maxims Hals zu streicheln.
    »Was ist mit Ubu?« fragte sie.
    »Ich … er …« Wieder Stille, dann seufzte Kit und gab sich vor der Realität geschlagen. »Das wird nicht gehen«, sagte er. »Wir haben jetzt schon zu viele Shooter. Marco würde dich als meine Frau akzeptieren, aber er würde keinen aufnehmen, bloß weil er Shooter ist.«
    »Ubu und ich gehören zusammen, Kit.«
    Ein langes Schweigen entstand. »Tut mir leid«, sagte er.
    »Nicht deine Schuld.« Das andere würde sie nicht sagen müssen: daß sie keine de Suarez sein wollte, deren Anwesenheit nur geduldet wurde, weil man sie als Kits Eigentum anerkannte. Die Kitten in Kits Leben.
    Trotzdem strichen die lustlosen Finger des Bedauerns durch ihre Seele. Der kurze Wunschtraum, die Runaway zu verlassen und jemanden zu haben, der sich um sie kümmerte, war angenehm gewesen. Sie wünschte, sie hätte ein bißchen länger darin schwelgen können. Morgen würde die Realität wieder in ihr Leben einbrechen, wie sie wußte, und zwar mit gnadenloser Härte.

    »Ich werde dich nie wieder bitten, irgendwas zu stören. Aber dies eine Mal muß es noch sein.«
    Seine warme Hand legte sich über ihre. Maria schloß die Augen. Eine Reflektion der Elektronenwelt – das in den Tisch eingebaute Computerterminal – kribbelte in ihrem Rückgrat.
    »Bitte«, sagte er.
    »Wir verlängern den Kredit«, sagte Maria. »Wir besorgen uns weitere hundertzwanzig Standard, um ihn zu tilgen. Was dann?«
    »Wir werden nicht hier sein, wenn er fällig wird.« »Wo sollen wir denn sonst sein? Wir haben nicht genug Geld, um die Dockgebühren zu bezahlen. Die Ottobanque wird uns keinen Pfennig mehr geben – dazu müßten wir zu einem menschlichen Supervisor gehen, und der würde uns was husten.« »Ich hab alles ausgeknobelt.«
    Der Elektronenstrom stieg langsam in ihrem Hals nach oben und schimmerte in ihrem Geist auf. Sie konnte ihn beinahe berühren. Ubus Stimme schien von weither zu kommen.
    »Dein Einsatz vom Blackhole ist futsch, okay? Aber wir haben immer noch das Geld aus dem Verkauf der Schürfer. Wir nehmen dieses Geld, kaufen magnetische Greifer und massenhaft Proviant und gehen auf die Jagd nach Singularitäten. Ich hab die Stationslager gecheckt. Da gibt’s ein altes Greiferpaar, das wir kaufen könnten.«
    Elektronen schössen singend durch Marias Gehirn. Sie konnte die Muster sehen und ihre zärtliche Berührung fühlen. »Das dauert Jahre«, sagte sie. »Deshalb wird sowas immer von Robotersonden erledigt.«
    »Früher haben das Menschen gemacht.« Es klang verteidigend. »Manchmal sind sie als reiche Leute zurückgekommen.« Er zeigte ihr ein abgerissenes Grinsen. »Wenn wir ein schwarzes Loch finden, sind wir unsere Schulden los. Wir zahlen unsere Geldstrafen. Dann machen wir uns auf die Suche nach weiteren Singularitäten, wenn’s sein muß. Dein Talent macht es uns möglicherweise leicht. Vielleicht kannst du sie von weitem sehen.«
    Ubus absurde Hoffnung fand einen schwachen Widerhall in Marias Herz. Sie konnte Elektrizität auf der Zunge schmecken. »Die Dockgebühren können wir trotzdem nicht bezahlen«, sagte sie.
    »Zahlen wir auch nicht. Wir hauen ab.«
    Das elektrische Muster erlosch. Maria beugte sich vor und legte die Stirn auf den Tisch. Sie seufzte.
    »Das ist gesetzwidrig«, sagte sie. »Jesus Ristes. Du bringst uns ins Gefängnis.«
    »Ich bin der Schiffsführer. Die werden nur hinter mir her sein.« Eine Pause entstand. »Ich weiß auch schon, wie wir’s anstellen. Wir hauen während der dritten Schicht ab, wenn alles schläft. Die Marine hat hier ein Patrouillenschiff, aber es ist im Grunde nicht dazu ausgerüstet, uns zu stoppen, und wir können genug Abstand für einen kurzen Schuß zwischen uns und die Station bringen, ehe sie uns kriegen.«
    »Du wirst uns ruinieren.«
    »Ich bin verzweifelt. Wir sitzen echt in der Scheiße, das gebe ich zu. Wenn du

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