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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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»Stimmt wohl.« Er nahm sie in die Arme und drückte sie mit aller Kraft an sich.
    Er wollte, daß sie ihm die Luft aus dem Leib trieb, wollte auf diese Weise eine tröstende Kompaktheit erzeugen, die einen Eindruck von Dauer hinterließ. Statt dessen stellte er traurig fest, daß sie nicht mehr wog als ein Kätzchen.

    Die Belüftung des Pennrohrs setzte immer wieder aus. Es war heiß in dem Raum, und es roch nach Knoblauchhuhn und Sperma. Amy Santines schaute zu den kalten, fluoreszierenden Zahlen über ihrem Kopf hoch, die die Stationszeit angaben. »Muß los«, sagte sie. »Das Schiff nimmt in vierzig Minuten Ladung.«
    »Dann haben wir ja noch vierzig Minuten Zeit, oder?« Ubu stützte sich auf seine linken Arme und griff mit einem der rechten nach seinem Drink.
    »Wenn wir noch ’n paar Minuten bleiben, zahlen wir für ’ne ganze Stunde.« Ihre Stimme klang vernünftig.
    »Stimmt«, sagte Ubu.
    »Außerdem ist es hier drin zu stickig.«
    Sie nahm ihren Drink, sammelte ihre Sachen ein und kroch zur Tür. In dem Rohr war nicht genug Platz, um aufrecht zu stehen. Amy war eine hochgewachsene, gemonte Shooterfrau, drahtig und muskulös. Ihre Haut war so glatt wie die der schönen Maria, aber sie hatte braune, kurze Haare, und ihre Augen waren heiter. Ubu und sie waren alte Sexpartner. Sie kannten sich schon lange, seit der Zeit, als der erste Ansturm von Shooter-Hormonen sie zusammengebracht hatte.
    Amy kratzte sich mit den verlängerten Greifzehen ihres rechten Fußes am Genick, stieß dann die Luke des Rohrs auf und schwang sich mit den Beinen voran hinaus. Frische Luft strich über Ubus Haut. Er nahm einen Schluck aus seinem Druckballon und stellte fest, daß er ein Leck hatte; sein Kolodny war schal geworden. Er raffte seine Klamotten zusammen, warf die Essenstabletts in den Wiederaufbereitungsbehälter und folgte Amy.
    Mit den Kleiderbündeln in den Händen sprangen sie zu dem Steg draußen hinunter und erschreckten ein paar viel zu elegant gekleidete Touristen auf dem Steg gegenüber. Amy schielte sie lüstern an und leckte sich anzüglich die Lippen. Sie rannten beinahe zu ihrem Rohr, wobei sie aufgeregt miteinander tuschelten.
    »Ich möchte bloß wissen, was die haben«, sagte Amy, während sie ihre Shorts anzog.
    »Wen kümmert’s?« Ubu zog seine Shorts und den Kaftan an. Er nahm Amy in den Arm und küßte sie. Sie gingen zum Ende des Stegs und fuhren mit dem Transportband zur Eingangshalle hinunter. Ubu nahm seinen Jeton wieder an sich. Die verbrauchte Zeit wurde automatisch abgebucht, und sie traten in den Kranz hinaus.
    Amy grinste ihn an. »Wenn ich schwanger werde, willst du das Kleine haben?«
    »Ich hab mich geschützt«, sagte er.
    Sie lachte. »War bloß ‘n Witz«, sagte sie. »Ich mich auch.«
    Ubu hob seinen Druckballon wieder an die Lippen und setzte ihn ab, ohne ihn zu betätigen. »Sekunde«, sagte er. »Ich will mir noch ’n Bier holen.«
    Amy folgte ihm in eine Randzonenbar, in der es hoch herging. Er schüttete das Zeug im Ballon weg und füllte ihn neu, winkte Amys Bruder Sig zu, der mit einer Shooterband – fast alles Garcias von der Corsair – auf der Bühne stand und seine Audoline spielte. Amy winkte mit einem ihrer Füße. Der Barkeeper nahm seinen Kreditjeton, steckte ihn ein und buchte das Bier ab.
    »Gestern hab ich deine Schwester mit Kit de Suarez gesehen«, sagte Amy.
    »Die treffen sich manchmal«, erwiderte Ubu kurz. Er nahm seinen Jeton wieder in Empfang und spritzte sich Bier in den Rachen.
    »Ist ‘n hübscher Junge«, sagte Amy. »Nicht schlecht, wenn man auf Naturtypen steht.«
    »Kann sein.« Er machte ein finsteres Gesicht und trat von einem Bein aufs andere. »Willst du hierbleiben und zuhören, oder wollen wir gehen?«
    »Muß das Schiff beladen. Sigmund auch. Der sollte lieber zusehen, daß er mit dem Song fertig wird.« »Ich geh mit.«
    Sie winkte Sigmund zum Abschied und ging hinaus. Ubu folgte ihr. Sie warf ihm über die Schulter hinweg einen Blick zu.
    »Wann übernehmt ihr denn Ladung? Du hast gesagt, ihr fliegt morgen ab.«
    »Wir haben schon geladen.« Ubu hob seinen Kreditjeton hoch. »Wir bleiben nur noch hier, um unser restliches Geld auf den Kopf zu hauen.«
    »Ich kann mich gar nicht erinnern, daß die Runaway in der Verladeschlange war.«
    »Wir haben heimlich mitten in der Nacht geladen.« Amy zuckte die Achseln. »Wenn du’s sagst.« Er legte ihr seine linken Arme um die Taille und die Schulter. Die Elektromagneten waren tatsächlich per

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