Engelstation
war konzentriert und forschend. Die Muskeln in ihren Schenkeln spannten sich, als sie sich ganz leicht vor und zurück bewegte; ihre relativen Positionen änderten sich nur um ein, zwei aufreizende Millimeter.
Ein Schweißtropfen schien Stunden zu brauchen, um Kits Nacken hinunterzulaufen. Seine Füße berührten Metall. Obwohl die Schwerkraft fast gleich Null war, . zitterten ihm die Knie. Er sprang wieder hoch. Seine Bewegungen hatte er längst nicht mehr unter Kontrolle, und sie begannen einen langen, seitlichen Purzelbaum durch die ganze Länge des Raumes zu schlagen. Helles Gelächter perlte aus Marias Kehle.
Sie kamen unten an, sprangen hoch und sanken wieder hinunter. Ihr Schwung wurde sanft von einem Stapel Kunststoffmatten mit Waffelmuster abgefangen, die zur Polsterung von Frachtgut gedacht und jetzt am Boden festgezurrt waren. Marias Augen waren glasig, und die Winkel ihres Mundes waren zu einem Lächeln hochgezogen. Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht. Kit packte mit beiden Händen eine Handvoll Kunststoff und benutzte ihn als Hebel, um wieder tiefer in sie hineinzustoßen. Ihre Hüften hoben sich, um ihn aufzunehmen. Die schöne Maria legte den Kopf in den Nacken. Das katzenhafte Lächeln lag noch immer auf ihrem Gesicht. Das Kunststoffmaterial begann Kit aus den Händen zu rutschen. Ihre Finger strichen über seine Rippen.
Kit konnte sich nicht mehr an dem Kunststoffzeug festhalten, und die beiden begannen in der geringen Schwerkraft erratisch auf und ab zu hopsen. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und küßte sie. Ihr Blick war nach innen gerichtet. Kits ganze Epidermis schien voller Blut zu sein. Sie umklammerte seine Pobacken und atmete mit sparsamen Zügen. Ihre Brüste färbten sich rosarot. Kurz darauf purzelten Kit und Maria laut schreiend in einem absichtsvollen Durcheinander von Gliedmaßen, Rümpfen und versagenden Nervenenden wüst durch den Raum. Als sie fertig waren, standen sie in einem wundersamen Gleichgewicht verkehrt herum; der Kopf und der Hals der schönen Maria trugen ihr gemeinsames geringes Gewicht.
Maria ließ ihre Halswirbel knacken und streckte ihr Rückgrat. Sie stiegen langsam nach oben und drehten sich in der Luft, so daß Kits Kopf unten war, als sie herabsanken. Er ließ sich auf den Rücken fallen. Die Kunststoffmatten drückten leicht auf seine Haut. Kit wischte sich mit dem Handrücken Schweiß aus den Augenhöhlen. Marias Lachen sprudelte gegen seinen Hals.
»Das müssen wir unbedingt noch mal machen«, sagte sie.
Kit rang nach Luft. »Ich brauch erst mal ’ne kleine Verschnaufpause, Shooterfrau.«
Sie strich sich die Haare über die Schulter zurück und grinste ihn an. »Wir haben Hormone auf diesem Schiff, Lover. Die machen dich verrückt , ich versprech’s dir. Wir machen weiter, bis wir so wund sind, daß wir nicht mehr können, dann besorg ich uns was gegen die Schmerzen.« Sie schaute auf ihn herunter und kicherte. »Wenn ich jahrelang unterwegs sein soll, will ich Spaß haben, solange ich noch kann.«
»Ja.« Mit glasigem Blick. »Hast recht.«
Sie löste seinen elastischen Riemen und rieb die rote Linie über ihren Hüften, die er auf ihrer Haut hinterlassen hatte. »Au.« Seine Hände strichen über ihre Rippen, streiften ihre Brüste. Bei dem Gedanken, daß er sie verlieren würde, floß ein Strom der Verzweiflung durch sein Herz. Jede Dosis Maria verstärkte sein Verlangen nach ihr und schien nur zu unterstreichen, wie einsam er zuvor gewesen war. Er dachte an die Abrazo , an die engen Mannschaftsunterkünfte voller Verwandter, die alle ihre Messer zum totalen Krieg gegen das gesamte Universum wetzten, und erkannte, wie sinnlos sein Leben sein würde, wenn sie nicht bei ihm war.
»Komm mit mir«, sagte er. »Ich liebe dich.« Er bekam es nicht ganz heraus. Bei dem Wort Liebe legte sich Marias Hand auf seinen Mund, und die Worte erstarben. Ihre dunklen Augen waren ernst.
Sie beugte sich vor und drückte ihre Wange an seine. »Shooter haben immer das Jetzt«, sagte sie. »Das ist alles, was wir brauchen.«
Er schloß die Augen. Kummer brannte in seiner Kehle. Er atmete ihren Duft ein, streichelte ihren Rücken mit seinen Händen. Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen. Ihre Haare umschlossen sie beide wie ein Zelt und erzeugten die Illusion, sie seien allein in ihrer dunklen Welt.
»Das ist mehr, als Mudviller kriegen«, sagte Maria. »Deshalb kommen sie durch den Schwerkraftschacht herauf, um ihren Spaß zu haben.«
»Ja«, sagte er.
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