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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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hat die Lebenserhaltung angemacht«, sagte er. »Er muß schon einen Haufen Systeme aktiviert haben.«
    »Noch zehn Minuten.«
    Ubus Stimme kam ruhig aus den Lautsprechern. Maria warf ihren Zopf zurück und sah Kit an. Bedauern sickerte langsam in ihr Herz. Es war soweit.
    Sie schwebte zur Koje, setzte sich hin und küßte ihn. Die Koje schaukelte sanft in ihrer kardanischen Aufhängung.
    »Zeit, zu gehen«, sagte sie.
    Er stützte sich auf einen Ellbogen. »Mußt du nicht ein paar Sachen zusammensuchen?«
    Sie fuhr ihm mit den Fingern übers Gesicht. Kummer setzte sich in ihrer Kehle fest und raubte ihr fast die Stimme. »Ubu und ich bleiben an Bord«, sagte sie.
    Kits Augen wurden groß. Er setzte sich langsam auf. »Ihr wollt …«, begann er stockend.
    »Wir fliegen mit der Runaway zurück. Zu einem anderen Jetzt.«
    Sie bemühte sich, ihre Stimme ruhig und nüchtern klingen zu lassen. Kit starrte sie lange an. Seine Haut rötete sich. Als er wieder sprach, war seine Stimme belegt. »Davon hast du mir nichts gesagt.«
    Es fiel ihr immer schwerer, ihn anzusehen. »Tut mir leid.«
    »Du hast … gelogen.« Das Wort wollte ihm nicht über die Lippen kommen.
    Maria wandte sich ab und schaute auf ihre Hand. »Ja. Wir wollten nicht, daß jemand Bescheid weiß.«
    Sein Körper versteifte sich, als ihm noch etwas klar wurde. »Ich könnte dafür ins Gefängnis kommen!«
    »Wir würden ihnen sagen, daß du nichts davon gewußt hast.« Sie hielt inne und sah ihn an. Kit schwang die Beine von der Koje und griff nach seinen Kleidern. Seine Bewegungen waren hastig. Als er ein Bein in seiner Hose hatte, richtete er sich auf, als ob ihm gerade etwas eingefallen wäre. »Was ist mit Marco?« fragte er, ohne sie anzusehen. »Jesus Ristes. Wenn er das rauskriegt, muß ich vielleicht für alle Ewigkeit auf dieser beschissenen Angelica-Station bleiben.«
    Maria langte nach oben und berührte seinen Arm. »Ich möchte dir nicht weh tun, Kit.«
    Er wich vor ihr zurück. »Ich will nichts mit dieser Sache zu tun haben. Du und dein verdammter Brüder, ihr werdet ins Gefängnis wandern.«
    Kit zog sich fertig an, schob die Schirmtür auf und trat in die zweite Ebene der Zentrifuge hinaus. Der Boden krümmte sich vor ihm nach unten. Er sank zur nächsten Leiter hinunter und begann dann zur Nabe hinaufzuklettern. Die schöne Maria folgte ihm.
    »Du wirst es doch keinem erzählen, oder?«
    Kit sprach durch zusammengebissene Zähne, während er sich zur Luftschleuse manövrierte. »Ich will mich ja nicht selbst in den Knast bringen!«
    Trauer traf sie wie ein zerrissenes, durch die Luft peitschendes Kabel. Sie hatte nicht erwartet, daß es so enden würde. »Kit«, sagte sie. Er beachtete sie nicht, sondern schoß quer durch die Nabe und dann durch den Rumpfkorridor am anderen Ende. Er machte die Innentür der Schleuse auf und ging hinein. Die drei Raumanzüge lagen leer zu seinen Füßen.
    Maria blieb draußen vor der Schleusentür stehen. Kit zog sich schweratmend seinen Raumanzug an. Schmerz pochte in ihrer Kehle.
    »Kit«, sagte sie. »Du könntest mit uns kommen.«
    Seine Bewegungen wurden langsamer. In Maria keimte einen Moment lang Hoffnung auf.
    Er wandte sich ab. Er konnte kaum sprechen. Vielleicht weinte er. »Ja, ins Gefängnis! « Seine Stimme steigerte sich zu einem Schrei. »Du hast mich benutzt! «
    »Du bedeutest mir was. Ich wollte dir nicht weh tun.« Kummer brannte ihr in den Augen.
    »Dir bedeutet nur eins was«, Kit holte einmal tief Luft, »nämlich deine Familie und dein Schiff.«
    »Das stimmt nicht.«
    Er drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht war fleckig, und seine Stimme war rauh. »Du bist genauso wie Marco«, sagte er. »Der einzige Unterschied ist, daß er ehrlich sagt, was er vorhat.« Er drückte auf die Platte, um die Tür zu schließen.
    Die schöne Maria sah zu, wie die Tür zuglitt. Sie wußte nicht, wie sie seinen Zorn besänftigen sollte.
    »Es tut mir leid, Kit«, sagte sie. Aus irgendeinem Grund dachte sie an die schwarze Frau im Kasino, Colette, die sich mit unsicheren Schritten vom Rouge-et-noir-Tisch entfernt hatte.
    Die Luke fiel zu und schnitt sie vom Rest der Menschheit ab.

    Kit zog sich fertig an. Seine Finger fummelten ungeschickt mit den Gurten herum. In seiner Enttäuschung kickte er einen der überzähligen Helme durch die Schleuse. Er krachte gegen die gepolsterte Außentür, prallte ab und kam direkt auf sein Gesicht zu. Kit wehrte ihn mit einem Arm ab und versetzte dem anderen Helm einen

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