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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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langen Augenblick des Schweigens. »Das ist keine Antwort auf meine Frage. Wie heißen sie? Und wenn ich mit ihnen reden wollte, wo könnte ich sie finden?«
    »Ich weiß nicht, wo sie wohnen. In irgendeinem Hotel, schätze ich.«
    »Ich glaube dir nicht.« Marco kam noch einen Schritt näher. Sein Gesicht war nur noch ein paar Zentimeter von dem von Kit entfernt. Seine Augen waren rotgerändert. »Du warst mit Pascos Maria und ihrem Bruder draußen, stimmt’s?« Speichel sprühte an Kits Oberlippe. Obwohl die Schwerkraft gering war, schien Marcos Arm auf Kits Schulter Tonnen zu wiegen. Hinter Kits Augen tobte ein greller Schmerz. Zumindest hat Marco mich nie angelogen, dachte er. Hat nie behauptet, was anderes zu sein, als er ist.
    Mit stockender Stimme erzählte Kit dem Mann, was er wissen wollte.

    »Schleuse verriegelt. Drucktest abgeschlossen.« Flammen zogen brennende Spuren durch Ubus Nerven. Er leierte die Checkliste nur laut herunter, um ruhig zu bleiben. »Personenschlauch zurückgezogen. Drucktest abgeschlossen.« Er streckte die Hand zu dem einzigen roten Licht aus, das noch an der Kontrolltafel leuchtete, und schloß die Außentür der Schleuse, die Kit offengelassen hatte. »Rumpfschleuse verriegelt. Drucktest abgeschlossen.«
    Ubu stieß sich mit bloßen Füßen am Boden ab und glitt mit seinem Sessel in den Schienen zum Platz des Piloten. Er fühlte, wie ihm der Schweiß langsam den Nacken hinunterlief. Jetzt war es soweit. Er hielt den Countdown bei minus zehn Sekunden an, schaltete das Funkgerät ein und richtete eine Antenne auf die Kontrollstation von Angelica.
    »Angelica Control, hier ist das Bergungspersonal von Biagra an Bord des Singularitätsschiffs Runaway , Ladebucht C-15. Ersuchen um Genehmigung, von der Nabe abzulegen, um die Steuersysteme des Schiffes zu testen. Over.«
    Es gab eine kurze Pause. Als sie Stimme von Angelica ertönte, klang sie jung, unschlüssig und weiblich.
    »Engel Control an Runaway . Identifizieren Sie sich bitte noch einmal.«
    Ubu holte einmal tief Luft. »Jocks Castro vom Biagra-Bergungsunternehmen. Wir schätzen die Schiffssysteme auf Ersuchen des Schiffseigentümers OttoBanque.«
    Jocks Castro gab es wirklich, und das Biagra-Bergungsunternehmen war eine kleine Unterabteilung von Biagra-Exeter. Ein paar Nachforschungen im Branchenverzeichnis von Angelica hatten die nötigen Informationen geliefert.
    Es gab erneut eine Pause. Ubu blinzelte sich Schweiß aus den Augen.
    »Engel an Runaway . Ist Ihr Flugplan im Computer?«
    Ubu merkte erst, daß er den Atem angehalten hatte, als er ihn ausstieß, und stellte fest, daß es ein wunderbares Gefühl war, wieder einzuatmen. Er grinste. Angelica Control war anscheinend zu dem Schluß gekommen, daß sie wirklich mit Jocks Castro sprach.
    »Wir geben den Plan jetzt durch, Engel Control.« Er drückte auf eine Taste, die seinen gefälschten Plan übertrug. »Der Plan ist im Computer, Engel Control.«
    »Engel an Runaway : Wollen Sie zum Massezentrum der Station verlegt werden?« Das Massezentrum war der Ort, wo die Runaway starten konnte, ohne zusätzlich noch die Stationsrotation ausgleichen zu müssen.
    »Negativ, Engel Control. Wir können von Station C-15 aus starten.«
    Wieder eine Pause. »Flugplanauswertung positiv, Runaway. Genehmigung zum Abflug von der Station und zu selbständigen Manövern erteilt.«
    Ubu unterdrückte den Drang, laut herauszulachen. »Danke, Engel Control. Start in zehn Sekunden.«
    Er betätigte den Countdown-Schalter. In einem Augenwinkel wurde eine holographische –10 zu einer holographischen –9, dann zu einer holographischen –8.
    Die Stromversorgungsleitung zur Station wurde unterbrochen.
    –7. –6.
    Elektromagneten lösten Engels eiserne Kopplungsstreifen.
    –5. –4.
    Bolzen fuhren aus dem Kopplungsmodul der Runaway zurück. Die Runaway trieb frei in der Ladebucht.
    – 3. –2.
    Ubu sah vor seinem geistigen Auge die Wache, die vor den gepanzerten Stationstüren saß und ihr Magazin las, ohne zu merken, daß das Schiff hinter den Türen ohne sie abflog.
    –1. –0.
    Steuerdüsen zischten leise. Ubu spürte ein sanftes Ziehen an seinen Gurten, als die Stationsrotation das Schiff auf einer gewundenen Bahn ins All schleuderte. Der Kommandokäfig schaukelte leicht in seiner kardanischen Aufhängung. Die Runaway war frei.

    »Da liegt nichts für uns drin. Die Dankbarkeit der OttoBanque ist begrenzt. KIs sind nicht darauf programmiert, danke zu sagen.«
    Kit sah zu, wie Marco den

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