Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
Tritt.
    Als der Anzug geschlossen war, schien es ewig zu dauern, bis die Luft aus der Schleuse gepumpt war. Kit raffte die beiden leeren Anzüge unbeholfen zusammen. Als die Luke schließlich aufging, stieß er sich durch die Öffnung hinaus. Er machte sich nicht die Mühe, die Luke hinter sich zu schließen, sondern suchte die Abrazo an der Nabe des riesigen Rades der Station und steuerte dann mit seinen Düsen auf sie zu.
    Wut jagte ziellos über seinen Körper und brachte die Haare auf seiner Haut zum Kribbeln. Seine Arme zitterten, als er den Raumanzug in der Schleuse der Abrazo auszog. Wenn sich die Runaway aus dem Staub machte, würde ihn wenigstens niemand damit in Verbindung bringen, dachte er.
    Das Licht wurde grün. Er drückte auf die Platte, um die Innentür zu öffnen.
    Das Blut gefror ihm in den Adern.
    Marco wartete reglos jenseits der Luke. Seine tiefliegenden Augen glommen schwach.

7.KAPITEL

    Beginne erneut mit dem Countdown.« Marias Stimme kam nüchtern aus dem Interkom. Ubu betrachtete stirnrunzelnd ein rotes Lämpchen – die Außentür der Rumpf schleuse war immer noch offen –, leitete aber trotzdem den Countdown ein. Die Schleuse konnte später über die Systemschalttafel geschlossen werden.
    Ein paar Minuten später schwebte die schöne Maria die Leiter herab, kam dann in den Käfig und schnallte sich am Platz des Shooters an. Ubu warf ihr einen raschen Blick zu. Ihr Gesicht war blaß.
    »Bist du okay?«
    »Hab mich mit Kit gestritten.«
    »Tut mir leid.« Ubu verkniff sich ein Grinsen.
    »Ich wünschte, ich hätte ihn nicht angelogen.«
    Ubu zuckte die Achseln. »Ging nicht anders.« Er sah sie mit gerunzelter Stirn an. »War’s dir lieber, wenn ich den Schuß mache?«
    Maria schüttelte den Kopf. »Ich komm schon klar.«
    »Okay.« Ubu wandte sich wieder seiner Kontrolltafel zu. Sein Anfangskurs war ausgearbeitet und in den Computer geladen; die Hydraulikpumpen waren aktiviert und betriebsbereit; er ließ das Haupttriebwerk in seiner kardanischen Aufhängung herumschwenken und lächelte, als weitere grüne Lichter aufleuchteten.
    Maria schwieg. Ubu sah sie an. »Ist alles okay?«
    »Ich mag ihn wirklich.«
    Ubu dachte einen Moment lang widerstrebend darüber nach. »Er ist in Ordnung«, sagte er.
    »Ich wünschte, es wäre anders gelaufen.« Dazu gab es nichts zu sagen. Ubu drehte sich wieder zu seiner Kontrolltafel um. »Drei Minuten«, sagte er.

    Kit starrte einen langen, schrecklichen Moment in Marcos unergründliche Augen. Marco hatte nur einen Lendenschurz an. Haut hing in grauen Falten um seine alten Knochen. Er schwieg.
    »Ich war draußen«, sagte Kit.
    Marco wartete einen Augenblick, bevor er sprach. »Das sehe ich. Ich habe gehört, wie die Schleuse arbeitete, und mich gewundert.«
    »Ich bin bloß ‘ne Weile rausgegangen.«
    Ein weiteres Schweigen entstand. Kit fragte sich, ob er die Schleuse verlassen sollte oder nicht. Marco senkte den Blick auf den Boden der Schleuse. »Du warst draußen«, sagte er. »Mit drei Raumanzügen.«
    Kit holte Luft. Panik hämmerte in seiner Brust. »Die anderen beiden waren schon hier«, sagte er. »Ich meine, ich hab sie hier liegenlassen. Als ich zuvor hier war.«
    Marco sah ihn unverwandt an. Kits Worte verklangen. Er bückte sich, um die Anzüge aufzuheben.
    »Komm her, Kleiner. Laß die Anzüge liegen.« Marcos Stimme war leise. Kit ließ die Anzüge los und kam aus der Schleuse.
    Marco trat dicht an Kit heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Kit bemühte sich, nicht vor der Berührung zurückzuzucken. Auf Marcos unrasiertem Gesicht lag ein kaltes Lächeln.
    »Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, daß ich dir kein Wort glaube. Das weißt du.« Marco beugte sich noch näher zu ihm. Sein Atem strich über Kits Wange. Seine Worte waren kühl und gemessen. »Ich habe nur begrenzte Kräfte, Kleiner. Die will ich nicht damit verschwenden, dir das Leben zur Hölle zu machen, obwohl ich’s tun werde, wenn’s sein muß. Ich will nur wissen, wo du gewesen bist und wer bei dir war. Kapiert?«
    Furcht flackerte in Kits Gliedern auf. Er leckte sich die Lippen. »Ich war mit ein paar Mädchen draußen«, sagte er.
    »Wie heißen sie? Wo kommen sie her?«
    »Touristinnen. Sie wollten ins Vakuum raus. Eine von ihnen hat irgendwie Panik gekriegt, als sie in den freien Fall kam, und ich mußte sie zu einer der Stationsschleusen schaffen. Ich hab grade die Anzüge zurückgebracht.«
    »Na schön.« Kits Herz schlug den Takt zu einem weiteren

Weitere Kostenlose Bücher