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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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war aber im Gegensatz zu Maria nicht in der Lage, dessen Realität zu verändern. Er überließ ihr immer den letzten Sprung in ein System, der sie so nah wie möglich an ihr Ziel brachte.
    Präzision war jetzt nicht erforderlich, aber Ubu und Maria bemühten sich trotzdem darum, wenn auch nur übungshalber.
    Sie legten die Strecke in einer gestaffelten Abfolge von Sprüngen zurück. Nach weiteren Schüssen, die jeweils kürzer und präziser waren als der vorherige, brachte Maria die Runaway aus dem Weißen Loch ins Zwölf-Planeten-System von Montoya 81. Vier der Planeten waren Gasriesen, groß genug, um winzige schwarze Löcher eingefangen zu haben, die existiert haben mochten, seit das Universum selbst aus dem weißen Loch ins Dasein getreten war. Das System war so weit von dem von Menschen bewohnten Raumsektor entfernt, daß die Navigationssoftware, die bekannte Sterne korrelierte, fast sechs Stunden brauchte, um ihre Position zu bestimmen. Eine kurze Brennphase brachte das Schiff auf Kurs zum äußersten der Zwölf, einen in leuchtenden Farben gestreiften Planetengott mit orangeroten Ringen. Der Riese wurde ›König Ubu‹ getauft. Detektoren wurden darauf eingestellt, den Himmel nach dem Röntgenschrei unsichtbarer Singularitäten abzusuchen. Es kostete sie drei Tage Arbeit im Raumanzug, die supraleitenden Magneten außen an der Hülle anzubringen, dann waren deren Klauen bereit, dem ersten Schwarzen Loch zu Leibe zu rücken, das in die Detektoren heulte.
    Eine weitere Brennphase, und die Runaway war im Orbit, weit genug von dem Planeten entfernt, um nichts von seiner schwachen, aber konstanten Strahlung abzubekommen. Die Kanten von König Ubus Ringen zeigten wie geschärfte Messerklingen zu ihnen. Die Runaway kreiste um den Planeten und wartete auf die verräterischen Geräusche sterbender Materie.
    Sie wartete vergeblich.
    Ubu hielt die pinkfarbene Gitarre mit dem Q-förmigen Korpus in den unteren Armen und die dreieckige Alfredo in den oberen. Seine nackten Pobacken auf dem Plastikklappstuhl im Salon schwitzten. Er stimmte die Saiten der Alfredo etwa einen Achtelton anders als die zweite Gitarre und spielte auf beiden dieselbe traurige Dolores-Ballade, eins der unzähligen Lamentos über den Zustand des eigenen Herzens. Die seltsamen kleinen Interferenzschwebungen, die ertönten, wenn die gegeneinander verstimmten Saiten gleichzeitig angeschlagen wurden, erzeugten kleine helle Flecken in seinem Geist, Farbschichten wie weit entfernte Phosphoreszenzen, die auf der Nachtseite eines offenen Wohnsatelliten aufleuchteten.
    Das war genau die Art von musikalischer Verschrobenheit, derentwegen andere Leute so ungern mit ihm zusammenspielten.
    Ubu spielte weiter. Die Schwebungen schufen reine Farben in seinem Gehirn.
    Maria schob die Schirmtür auf und kam herein. Sie trug nur ein blaugestreiftes T-Shirt, sonst nichts, und hielt ein Stück rohes Fleisch auf einem recycelten grünen Wegwerfteller aus Plastik in der Hand.
    »Das Schweinefleisch ist schlecht«, sagte sie.
    Ubu schlug zwei abschließende Akkorde an, einen auf der oberen, den anderen auf der unteren Gitarre. Interferenzschwebungen hingen volltönend in der Luft wie der Geruch einer anderen Jahreszeit.
    »Wie schlecht?« fragte er.
    Sie kam auf ihn zu und hielt ihm das Stück Fleisch vors Gesicht. Es war mit schwarzen, harten Wucherungen gespickt, die wie bösartige Rosinen aussahen, und stank.
    »Mist«, sagte er und wandte den Blick ab. Er wollte diesen Anblick nicht ewig in Erinnerung behalten.
    Sie hatten genug Schweinelendenzellen im Gefrierschrank, um einen neuen Batzen Fleisch zu klonen, aber er würde das Fleischfach saubermachen und alles desinfizieren müssen, um sicherzustellen, daß die amoklaufenden Gene des Tumors vernichtet wurden, ehe er das Fach mit Nährgel füllen und das neue Fleisch wachsen lassen konnte. Es war ein langwieriger und schmutziger Job.
    »Ich mach mich nach dem Essen dran«, sagte Ubu.
    »Ich wärme das Curry von gestern abend auf.«
    »Willst du nicht deinen Sizer rausholen und mitspielen? Mir ist danach, den Zustand meines Corazón zu beklagen.«
    Sie sah ihn forschend an. »Stimmt was nicht damit?«
    »Ich kann traurig sein, wann ich will.« Es klang aggressiv.
    »Ich hab ein Recht, zu erfahren, ob du aus einem bestimmten Grund traurig bist.«
    Er seufzte. Der verebbende Nachhall der Gitarren schien in seinem Herzen einen falschen Klang zu haben. »Pasco war da«, sagte er.
    »Oh.« Maria schaute auf das verdorbene

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