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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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auf, und Zwölf konnte nur ehrfürchtig staunen.
    Und dann nahm die große Verschmelzung ein Ende. Die Diener der Geliebten wurden entlassen und machten sich wieder an ihre jeweilige Arbeit. Zwölf blieb mit ihr verbunden und half ihr, die Diener zu lenken; er wies ihnen Brutkammern zu, um Ersatz für jene zu züchten, die das Bewußtsein verloren hatten, verrückt geworden oder gestorben waren. Zuletzt war nur Zwölf noch mit der Geliebten vereinigt, allein in dem Raum, der von ihrem Herzschlag und ihrem sanften, Kraft spendenden Atem erfüllt war.
    Ich habe großes Lob für Meinen Diener Allgemein-Willensfrei Zwölf.
    Zwölf jauchzte vor Glück. Die beruhigende Stimme der Geliebten sprach weiter. Ich habe eine neue Aufgabe für meinen Diener.
    Dies-Individuum hat keinen anderen Wunsch, als seiner Geliebten zu dienen, antwortete Zwölf.
    Du hast Mir verschiedentlich gedient. Da du im Umgang mit Außenseitern Flexibilität gezeigt hast, wünsche Ich, daß du Mir als Chefunterhändler mit den Fremden dienst.
    Ein Teil von Zwölfs Verstand erzitterte unter der Verantwortung, der Notwendigkeit, sich mit ekelhaften fremden Spezies und ihrem verderblichen Wahnsinn abzugeben. Trotzdem stimmte sein Geist sofort aufgeregt zu, wie es sich gehörte. Lob und Ehre, Lob und Ehre, intonierte er.
    Ein Korridor wird vorbereitet und von der übrigen Heimat abgetrennt. Wenn es soweit ist, wirst du dich allein dorthin begeben, damit Meine anderen Diener nicht von fremden Giftstoffen verseucht werden.
    Lob und Ehre, Lob und Ehre.
    Geh an deine Arbeit.
    Lob und Ehre, Geliebte.
    Zwölf wiederholte seine Lobpreisungen, bis sich die Nabelschnur der Geliebten von seinem Rückgrat zurückzog. Ihn schwindelte.
    Neben ihm löste sich der Kopf von Allgemein-Willensfrei Acht, dem treuen Diener der Geliebten, der jetzt schlaff dalag und starb, von seiner Nabelschnur.
    Behutsam nahm Zwölf den Kopf von Acht in die Hände und trug ihn zur nächsten Auflösungskammer.

10. KAPITEL

    Es war ein Glück, daß es ihnen nicht gelungen war, Pascos gesamten Krimskrams zu veräußern. Ubu und Maria begaben sich zum Laderaum, banden ein Päckchen los und lösten die Tempaschaum-Hülle auf. Im Innern waren die Schnellkurskassetten, die Maria und Ubu schon das Schreiben beigebracht hatten, bevor ihre Hände noch so recht einen Stift halten konnten. Maria brachte die Kassetten in die Computerzentrale, steckte sie ein und kopierte ihren Inhalt heraus, befreite den eigentlichen Text des Sprachlehrgangs aus der Software/Wetware-Hülse, die ihren Inhalt direkt ins menschliche Gehirn einlas. Ubu fand weitere Kassetten – Mathematik, Raumzeit-Geometrie, Singularitätsphysik – und nahm an einem anderen Terminal Platz.
    In der Zwischenzeit entfernte sich der Eindringling in weitem Bogen von ihnen, bis er ein fernes Aphel erreichte, kehrte dann um und zündete erneut seine Triebwerke, um in einen weniger langgestreckten Orbit zu gehen. Als der Fremde seinen neuen Orbit erreicht hatte, war die Runaway bereit.
    Maria hob Maxim auf ihren Schoß, als Ubu zur Kommunikationstafel ging. »Hoffentlich kommunizieren sie per Funk«, sagte sie. »Dürfte schwer werden, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, wenn wir Signalflaggen oder so was benutzen müssen.« Sie lachte. »Wir wüßten nicht mal, mit wie vielen Flaggen wir winken müßten. Kann sein, daß jeder von denen acht Arme hat.«
    »Funk ist sinnvoll und vernünftig.«
    »Wer sagt denn, daß die vernünftig sind? Außerdem ist Licht genauso sinnvoll wie Funk«, meinte sie nüchtern. »Vielleicht modulieren sie einen Laser …«
    Ubu sah sie an. »Damit befassen wir uns, wenn es soweit ist«, sagte er.
    Sie grinste ihn an. »Entspann dich. Okay?« Ubu drehte sich wieder zu seiner Kommunikationstafel um.
    »Ich will verdammt hoffen, daß sie mit energiereichen Kommunikationsmedien arbeiten, was für welche es auch sein mögen. Sonst wird die Strahlung des Planeten unseren Empfang stören.« Er drehte sich wieder zu den Schalttafeln um und richtete die Sende- und Empfangsantennen auf den Eindringling aus. Er stellte den Sender so ein, daß er eine Reihe von Standardbegrüßungen auf einer großen Bandbreite von Sendefrequenzen abstrahlte, und bereitete die Empfänger dann darauf vor, jedes Antwortsignal aufzufangen.
    Ubu warf einen hungrigen Blick auf die dunkle Silhouette des Eindringlings. Die Fluoreszenz war jetzt verschwunden, weil er den Flammenstrahl abgeschaltet hatte. Ubus Nerven summten. Sein Magen hatte sich

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