Engelstation
Opfer zunutze machte.
Gelegenheit, Gelegenheit , beruhigte die Stimme der Geliebten, während der wahnsinnige, stürmische Chor ihrer Diener unter ihrem chirurgischen Eingriff leiser wurde. Erklärung folgt .
Lob und Ehre, Lob und Ehre, winselte Zwölf. Sein Protest war gedämpft.
Langsam und geduldig erläuterte die Geliebte ihren verbliebenen Intelligenzen, was sie vorhatte. Die ganze ehrfurchtgebietende Dimension des Plans tat sich in Zwölfs Geist auf. Er hing schlaff und staunend an der Nabelschnur. Lob und Ehre, rief er, Lob und Ehre . Andere, die nicht so schnell begriffen, begannen in Zwölfs Singsang einzustimmen. Körper zuckten, als Lustzentren aufloderten.
Jetzt werden wir anfangen, sagte die Geliebte.
Langsam, behutsam und präzise drangen die Gedanken von Fremden in Zwölfs Bewußtsein, überlagerten sich deutlich und klar und raubten ihm fast den Verstand.
Zwölf war einen langen, zeitlosen Augenblick in Trance; fremdartige Begriffe schwirrten ihm durch den Kopf. Die Geliebte hatte all ihre Kinder aufgeweckt, selbst jene, die kein Bewußtsein hatten, um sich ihr Hirngewebe zunutze zu machen; sie hatte die gesamte Gemeinschaft zu einem mächtigen organischen Ganzen verschmolzen, das sich der Aufgabe widmete, die Signale der Fremden zu entschlüsseln. Die Allgemein-Willensfreien bestimmten den Umfang des Projekts und regelten den Informationsfluß; willenlose Wesen arbeiteten emsig an einzelnen Teilen des Puzzles; Wesen ohne Bewußtsein setzten ihre begrenzte Rechenkapazität im Akkord ein.
Viele Diener der Geliebten starben. Ihre Körper verschrumpelten, während ihre Gehirne in Flammen standen, um der Geliebten zu dienen. Obwohl sie Befehl hatten, sich instand zu halten, waren sie so überwältigt von den schrecklichen Gedanken der Fremden und dem Umfang der Arbeit, mit der sie beauftragt waren, daß sie die sorgfältigen Anweisungen der Geliebten ganz vergaßen. Zwölf gelang es, sich an seine Aufgaben zu erinnern; er wußte jedoch nicht mehr, wie oft er sich von der Geliebten löste, Nahrung zu sich nahm, seine Exkremente ausschied und wieder mit ihr verschmolz, alles in einem Zustand der Benommenheit und nur mit halber Konzentration, während der Wahnsinn der Fremden durch seinen Geist schäumte. Einmal bemerkte er, daß er Achts Eingeweide aß; er kaute mechanisch, während Achts Kopf, der inzwischen vom Körper abgetrennt war, am Ende seiner Schnur mit den Lippen unhörbare Worte formte. Im Schiff der Geliebten machte sich der Gestank der Verwesung breit. Die Willenlosen, die das Schiff sauberhielten, gerieten mit ihrer Arbeit in Rückstand.
Die Fremden waren geistesgestört, soviel war klar. Zwölfs Universum war eine Einheit; es wurde von der totalen, transzendenten Verschmelzung mit der Geliebten symbolisiert. Aber die Fremden waren zwei, die in einer schizophrenen Dualität lebten: Mutter-Vater, Mann-Frau. Ihre Loyalitäten waren hoffnungslos durcheinander, hoffnungslos verworren. Allein schon der Zweck des Männchens schien reine Blasphemie zu sein, und der Gedanke, daß seine Funktion im Ausstreuen von Genplasma bestand, statt es sorgfältig aufzubewahren, war nicht nur verderbt, sondern absurd.
Die Zerstörung des absoluten Einen hatte zu einer derart fürchterlichen, obszönen Zersplitterung geführt, daß Zwölf nicht über ihre vollen Ausmaße nachzudenken wagte. Die fremden Wesen waren allein; sie lebten in einer solch totalen Isolation, daß es schon blasphemisch war. So allein wie die Geliebte , dachte er, aber diese Erkenntnis war derart furchterregend, daß er sie sofort aus seinen Gedanken vertrieb.
Zwölf wurde allmählich klar, was für ein Risiko die Geliebte einging. Viele ihrer Diener waren zum Wahnsinn getrieben worden, und sie selbst lief Gefahr, daß ihr heiliger Geist von fremden Gedanken vergiftet wurde. Zwölf bekam nur einen kleinen Teil der furchteinflößenden Kommunikation mit; die Geliebte nahm zwangsläufig alles auf. Zwölf hatte schreckliche Angst, daß sie unter der Belastung zusammenbrechen würde. Selbst in der Ekstase der Verschmelzung bemerkte Zwölf die zunehmende Anspannung der Geliebten, die wachsende Brüchigkeit ihres Geistes. Wenn die Geliebte dem Ansturm fremder Gedanken nicht standhielt, war alles verloren.
Aber die Geliebte hielt stand. Das Projekt lief weiter. Die intelligenten und halbintelligenten Krieger, die die Geliebte zu ihrem Schutz gezüchtet hatte, wurden ins Netz eingefügt. Die Geliebte nahm sie alle in ihre Herrlichkeit
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