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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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toll, aber was haben wir ihnen anzubieten?«
    »Wir haben einen halben Laderaum voller Bergbaucomputer.«
    »Die Computer sind dazu gedacht, automatische Schürfroboter zu steuern«, sagte Maria. »Und die haben wir nicht.«
    »Die Computer können alles, wozu wir sie programmieren«, erwiderte Ubu, »halt nur nicht so gut wie Schürfroboter steuern.«
    »Großartig. Wir können ihnen also ein paar unbrauchbare Computer andrehen. Und was haben sie uns zu bieten?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Etwas so Wertvolles, daß es uns von unseren Problemen mit dem Gesetz befreit«, sagte Maria. »Etwas so Wertvolles, daß wir unsere Anwälte, unsere Strafen und Schulden bezahlen können.«
    »Sie haben es. Wir müssen bloß rauskriegen, was es ist.«
    »Vielleicht sind ihre Laderäume genau so leer wie unsere.«
    »Vielleicht.«
    »Wer macht sich schon mit einem Laderaum voller Waren auf die Suche nach Singularitäten?« Sie runzelte die Stirn. »Ich will mir die Aufzeichnung noch mal ansehen.« Ihre Finger tippten Anweisungen in den Projektor ein. Der flache Schirm wurde hell und zeigte das dreidimensionale Bild der Luftschleuse des Aliens. Ubu nippte an seinem Bier, während er sich die Begegnung von Anfang bis Ende ansah. Er erinnerte sich an die Angst und die Hochstimmung, die in ihm aufgezuckt waren, an die pulsierenden Rhythmen des fremdartigen Getrommels, den Schweißgeruch, der in seinen Anzug gedrungen war … Andere Erinnerungen zupften an seinem Bewußtsein. Das Hervorschnellen der zweigähnlichen Gebilde in Zwölfs Mund, die Art, wie sich seine Augen auf etwas richteten und sich weiteten, die seltsame Sprache von Zuckungen und Gesten. Wenn er lernen konnte, sie zu verstehen, gelang es ihm vielleicht, sich einen Vorteil zu verschaffen.
    Fang mit der Musik an, dachte er. Er ging über den dunkelgrauen Teppichboden und öffnete die gepolsterte Metalltür des Schranks, wo die Instrumente in Schaumstoffpolsterungen lagen, damit sie während der Beschleunigungsphasen nicht beschädigt wurden. Ubu holte den alten, Q-förmigen Sandman-Nachbau in seinem ramponierten Plastikkoffer heraus und zerrte dann den Sizer darunter hervor. Er baute das Gerät auf und speiste die Trommelschläge der Geliebten in dessen Computer.
    Kein Wunder, daß es beim ersten Hören wie zufälliger Lärm geklungen hatte. Es waren drei verschiedene Muster, die gleichzeitig abliefen, und keins davon hatte die geringste Ähnlichkeit mit etwas, das Ubu je gehört hatte. Das erste basierte auf einem Fünfvierteltakt; das zweite auf einem Fünfvierteltakt, der drei Takte lang lief, dann für zwei Takte zum Dreivierteltakt und wieder zurück zum Fünfvierteltakt wechselte; und das dritte war identisch mit dem zweiten, nur daß es merkwürdig synkopiert war. Alles paßte irgendwie zusammen; die Muster verstärkten und kommentierten einander. Der volle Umfang der Trommelfolgen wurde erst sichtbar, als der Computer des Sizers alles in Noten faßte und sie in einer holographischen Projektion zeigte.
    Ubu sah sich die Noten prüfend an. Ihm schwirrte der Kopf. Was sollte das bedeuten?
    »Glaubst du ihm?« fragte Maria. »Denkst du, sie sind die Repräsentanten eines großen Unternehmens?«
    »Kann sein, daß sie genauso verzweifelt sind wie wir.«
    »Meinst du? Dann wären wir ihnen gegenüber im Vorteil.«
    Ubu zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Sie könnten schlimmer dran sein als wir, oder sie könnten das Gegenstück einer Hiliner-Firma sein. Ich kann seinen Gebärden nichts entnehmen.« Er dachte einen Moment lang nach. »Ich lasse das Band noch mal ablaufen. Achte auf seine Gestik und seine Haltung, wenn er Behauptungen aufstellt – daß er zu einem riesigen Handelskonzern gehört und sowas. Vergleich es mit dem, was wir später sehen. Vielleicht kann ich lernen, zu merken, ob er lügt.«
    »Was sind das für Dinger auf seiner Brust? Ich kann’s nicht erkennen.«
    »Die hat er auch auf dem Rücken. An den gleichen Stellen.«
    »Primitive Augen?«
    Ubu erschauerte. Alles, was Zwölf brauchte, waren noch mehr Augen. »Nein. Eher sowas wie Hornhaut oder Schuppen. Sie schienen keinen bestimmten Zweck zu haben.«
    »Wie männliche Brustwarzen.«
    Er grinste. »Ja. Männliche Brustwarzen.«
    »Für jemand, der gerade erst unsere Sprache gelernt hat, drückt er sich sehr förmlich aus.«
    »Das war eine ziemlich wortgetreue Übersetzung seiner Sprechweise.«
    Marias Augen verengten sich nachdenklich. »Du solltest versuchen, so zu reden.«
    Ubu lachte. »Niemand

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