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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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zuckten; das hatte Ubu schon einmal gesehen, und er wußte, daß Zwölf erregt war. Das Schiff der Eindringlinge hatte bei der Annäherung eine Korrekturzündung nach der anderen durchgeführt, und wenn ihre Singularitätsregler nicht genauer waren als ihre übrigen Navigationssysteme, dann, so vermutete Ubu, konnten sie wahrscheinlich sogar Computer gebrauchen, die für Schürfroboter ausgelegt waren.
    Das Trommeln der Geliebten trieb ihm rhythmische Muster in den Schädel. Sein Gedächtnis sagte ihm, daß das Getrommel anders war als beim vorigen Mal, aber das Muster war zu komplex, als daß er es verfolgen konnte.
    Okay, dachte er. Jetzt wußte er, was er ihnen anzubieten hatte. Was würde er dafür alles bekommen?
    Noch eins von den seltsamen kleinen, hüpfenden Geschöpfen stieß sich von der Wand rechts von ihm ab und sprang nach seinem Helm, verfehlte ihn jedoch um ein paar Zentimeter und flog sich überschlagend an der Sichtscheibe vorbei. Offenbar war sein Steuersystem auch nicht besser als das der Geliebten.
    Was war, dachte er, wenn alles, was sie anzubieten hatten, so erbärmlich war wie diese Dinger? Vielleicht hatte er es hier mit den Deppenkaisern der Milchstraße zu tun.
    In diesem Fall, überlegte er, würde er mit der Runaway in die Zivilisation zurückfliegen und die Rechte zum Handel mit den Aliens an den Meistbietenden verkaufen. Er räusperte sich.
    »Obwohl die Runaway euch die KIs aufgrund unserer gewaltigen Hochachtung für den Schimmernden Clan mit Freuden schenken würde, wollen wir den Schimmernden Clan dennoch nicht dadurch beleidigen, daß wir ihm etwas ohne entsprechende Gegenleistung anbieten.« Jetzt sitzt du in der Falle, dachte er.
    »Dein Wunsch ehrt dich.«
    Ubu frohlockte. Als ihm der förmliche Charakter von Zwölfs Redeweise klar geworden war, hatte er sich den Kopf zerbrochen, um einen Weg zu finden, sein Angebot auf indirekte Weise zu unterbreiten, so daß es nicht abgelehnt werden konnte.
    Zwölf werkelte eifrig mit seinem Stift. »Wir können euch Kulturen anbieten, die es euch ermöglichen, einen Vorrat sehr guter Willenloser zu züchten, die alle speziell an ihre jeweilige Aufgabe angepaßt sind.«
    »Ich danke dir für dein großzügiges Angebot«, sagte Ubu, »aber wir haben bereits Geräte, die solche Funktionen erfüllen, und dann wäre da auch noch das Problem, eure Willenlosen am Leben zu erhalten. Möglicherweise sind wir nicht dazu imstande.«
    Zwölfs Augen weiteten sich. Seine Füße zitterten. Ubu fragte sich, ob das die Reaktion darauf war, daß er sein Angebot abgelehnt hatte, oder auf die Enthüllung, daß ihre Lebensformen mit der menschlichen Umwelt nicht vereinbar sein könnten.
    »Dies-Individumm«, vertippte er sich wieder, »ist betrübt, daß es nur wenig anbieten kann, was nicht auf unserer eigenen inneren Natur basiert.«
    »Ich bin sicher, daß die Geliebte viele Reichtümer besitzt.« Er hoffte es jedenfalls.
    »Gepriesen sei die Geliebte.«
    »Gepriesen sei die Geliebte«, wiederholte Ubu. Jesus Ristes, diese Leute können uns nicht mal Kuriositäten verkaufen, dachte er. Wenn er mit einem Laderaum voller seltsamer, fremdartiger Kunstgegenstände in die Zivilisation zurückkehrte, mochte das wenigstens etwas wert sein. Aber ein Haufen kleiner Schnecken, die darauf adaptiert waren, Harzwände sauberzuhalten, waren daheim nicht gerade heiß begehrt.
    Vielleicht konnte er ihnen die KIs in Kommission geben. Möglicherweise konnten sie dorthin zurückfliegen, wo sie hergekommen waren, sie für etwas Wertvolles verkaufen und dann zu Maria der Schönen zurückkommen, während die Runaway weiter nach Singularitäten suchte.
    »Vielleicht sollten wir diese Zusammenkunft beenden«, sagte Ubu, »und noch ein wenig über unseren Handel nachdenken.«
    »Der Schiffsführer ist weise.«
    »Gepriesen sei die Geliebte.«
    Es schien die angemessene, höfliche Antwort zu sein.

    Während Ubu über den Abgrund zwischen dem fremden Schiff und der Runaway hinwegjagte, richtete er eine Mikrowellenantenne auf die Runaway . Er stellte seinen Sender auf eine andere Frequenz ein als jene, die er zur Verständigung mit den Eindringlingen benutzte, und ließ eine komprimierte Sendung an die Empfängerschüssel des Schiffes vom Stapel, die seine komplette Aufzeichnung der Zusammenkunft enthielt. Bis er die Dekontamination durchlaufen, seinen Anzug ausgezogen und geduscht hatte, hatte Maria sie sich bereits zweimal angesehen. Als Ubu zu ihr in den Salon kam, tanzten ihre

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