Engelstation
kann so reden.«
»Er schon. Sie sind sehr förmlich. Vergiß das nicht.«
Ubu dachte darüber nach. Zwölfs Sprachmuster rollten vor seinem inneren Auge ab wie Worte auf seinem Head-up-Display. Er überlegte, was die förmliche Ausdrucksweise bedeutete, warum Zwölf so ungern die erste Person zu benutzen schien. Da steckte etwas dahinter. Er würde sich damit beschäftigen müssen.
»Okay«, sagte er. »Ich werde ab und zu vor Ehrfurcht erzittern. Und die Geliebte zu ihrem gutaussehenden Willensfreien beglückwünschen.«
»Und wer ist die Geliebte?«
Ubu sah sie an und grinste. »Seine Freundin?«
»Sie hat eine Menge Autorität.«
»Ihre Schiffsführerin, schätze ich.«
»Sie hat einen Namen, Ubu. Der hier war bloß Willensfrei Zwölf, aber die Geliebte hatte einen Namen.«
»Eine Göttin?«
Maria schürzte die Lippen. »Denk daran, daß Zwölf fast aus dem Leim gegangen wäre, als du dich vorgestellt hast. Vielleicht sind Namen sehr wichtig. Vielleicht hat er erwartet, daß du eine Nummer trägst, und als du ihm gesagt hast, wer du bist, ist ihm klar geworden, daß du im Rang eines Schiffsführers weit über ihm standest.«
Ubu lächelte. »Wenn das so ist, werden Zwölf und ich prima miteinander auskommen.« Er lachte. »Vielleicht kriege ich was richtig Wertvolles für diese unbrauchbaren Computer.«
Marias Stirn war immer noch gerunzelt, und ihr Kinn lag noch auf ihren Knien. »Er muß der Geliebten Bericht erstatten. Sie ist diejenige, mit der wir’s letzten Endes zu tun haben werden.«
»Kann sein, daß sie gar nicht auf dem Schiff ist. Vorausgesetzt, es gibt sie überhaupt.«
Sie sah ihn mit dunklen, wachen Augen an. »Wir nehmen an, daß die Geliebte weiblich ist. Wir könnten uns täuschen.«
»Und wir haben gerade angefangen, Zwölf ›er‹ zu nennen.«
Sie hob die Schultern. »Schmale Hüften. Keine Brüste. Seine Silhouette sieht eher männlich als weiblich aus.«
»Für uns. Ich habe überhaupt keine äußeren Geschlechtsmerkmale gesehen. Zwölf könnte weiblich, ein Neutrum oder bisexuell sein – wer weiß?«
Maria streckte die Beine aus und warf ihren Kopf in den Nacken. »Frag ihn nächstesmal. Vielleicht sagt es uns was.«
»Vielleicht … zerstört das die Illusion. Daß ich ihm überlegen bin.«
Sie grinste ihn an, streckte die Hand aus und zerzauste seine nassen blonden Haare. »Das wird er sowieso rauskriegen.«
Maria schaute wieder auf das Bild von Zwölf. »Sie haben sich auf einem Planeten entwickelt. Er hat Füße, nicht zwei Sätze von Händen, auch wenn es Füße mit langen Zehen und Daumen sind.«
Ubu lehnte sich ins Sofa zurück und bettete den Kopf auf die oberen Arme. »Wir werden berühmt«, sagte er.
Sie rückte dicht zu ihm. »Wir kommen ins Gefängnis, wenn wir nicht aufpassen.«
»Wir werden trotzdem berühmt sein. Auch im Gefängnis.« Fremdartige Rhythmen polterten durch seinen Geist. Trotz seiner Müdigkeit wollte er vom Sofa aufspringen und tanzen.
Maria ließ den Kopf an seine Schulter sinken. Er legte seinen unteren Arm um sie und zog sie an sich. Ihre Wärme und ihr Geruch sprühten durch seine Sinne. Auf einmal schien alles möglich zu sein, jeder verrückte Wunsch und jeder Triumph.
Sie erwiderte seinen Kuß sehr ernsthaft. Ubu hielt den Atem an und erwartete, daß sich in seinem Innern ein Messer umdrehen würde, aber das war nicht der Fall.
»Ich hab dich vermißt«, sagte sie.
»Ich mußte allein sein.«
»Ich wünschte, du hättest was gesagt.«
Er zuckte die Achseln. »Ich wußte nicht, was ich sagen sollte.«
Maria schaute zu ihm hoch. Ihre Augen tanzten. »Hast du Lust auf mehr?«
Er lachte. »Ja«, sagte er. »Ja, ja, ja.«
Zwölf stieß einen ekstatischen Schrei aus, als Freude durch seine Lustzentren strömte. Lob und Ehre , rief er. Lob und Ehre . Fremdartige Erinnerungen wurden aus seinem Gedächtnis verjagt. Er hing eine Weile am Ende seiner Nabelschnur, während sein Gehirn und sein Körper in Ekstase loderten.
Der Genuß ebbte ab. Zwölf, dessen Herzen dröhnend laut schlugen, versuchte seine konfusen Gedanken zu sammeln.
Du hast dich mit dem Fremdweltler getroffen.
Es war der Schiffsführer persönlich, berichtete Zwölf.
Zorn flammte auf, als er daran dachte, daß eine fremde Entität auf dem Schiff der Geliebten gewesen war. Kontamination! meldete er. Eine fremde Intelligenz!
Beruhige dich. Die Gedanken der Geliebten waren besänftigend. Ich habe Mich gut gepuffert. Und Ich verlasse Mich auf dich. Du bist
Weitere Kostenlose Bücher