Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Kojoten, nur wenige Meter von dem Alpha entfernt. Der Alpha, Carlos, zuckte zusammen und schnupperte misstrauisch in die Luft. Die Kojoten konnten Az nicht sehen, doch bei ihrem ausgeprägten Geruchssinn war es durchaus möglich, dass sie seine Gegenwart wahrnahmen.
Und er zählte darauf, dass sie ihm mit ihren feinen Sinnen halfen. Denn seine Stimme und Kraft zu lange auf andere zu projizieren, konnte ihn gefährlich schwächen.
»Such Sam!« In seinen eigenen Ohren brüllte er, doch für die Kojoten war es wohl kaum mehr als ein Wispern.
Carlos’ Gestalt versteifte sich merklich, ehe er sich umdrehte und über die Lichtung blickte.
Dem Schicksal nachzuhelfen, konnte wirklich anstrengend sein. »Such Sammael!« Az bot seine gesamte Energie auf.
»Sammael«, wiederholte Carlos leise.
»Er führt euch zu dem Gefallenen.« Sich aus seiner Ebene heraus zu projizieren, war so gut wie unmöglich. Aber zumindest hatte er es mit einem Gestaltwandler zu tun. Menschen hörten das Flüstern, oder vielmehr: das Brüllen der Engel, meistens überhaupt nicht.
Ermattet verließ er den Gestaltwandler und hoffte, dass Carlos bei seiner Jagd erfolgreich war.
Es verdross ihn, dass er sein Schicksal in die Hände eines kaltblütigen Mörders legen musste.
Manchmal konnte man sich seine Verbündeten nicht aussuchen. Man musste schlicht bereit sein zu kämpfen, zu töten oder zu sterben.
Und Az war bereit.
War Keenan es auch?
Fünfzehntes Kapitel
In Sams Haus herrschte Grabesstille. Kein Licht brannte, und die Ruhe war vollkommen. Sobald er hineinkam, wusste Keenan, dass sie allein waren.
Er war die ersten fünf Stufen nach oben gegangen, als Nicole seine Hand ergriff. »Keenan, warte.«
Ihre Stimme klang atemlos und schwach, denn sie waren den Weg durch die Innenstadt so schnell gerannt, dass sich die Menschen nicht einmal an sie erinnern würden.
»Ich brauche …« Sogleich spannten sich Keenans Muskeln an. Sie musste den Satz nicht beenden. Er drehte sich zu ihr um, nahm sie in die Arme und lehnte sie an das Treppengeländer.
»Trink von mir«, flüsterte er.
Gleich pressten sich ihre Lippen auf seine Haut. Ihr Mund zitterte, und dann fühlte Keenan die kleinen Stiche.
Der Anflug von Schmerz wurde von purer Wonne abgelöst. War sie vorhin wirklich kurz davor gewesen, Sam zu beißen?
Ein Knurren regte sich in seiner Kehle, während seine Hände Nicole fester umfingen.
Dann aber erstarrte er. Sein Blut gefror in den Adern, und er schob Nicole weg.
»Keenan?« Sie leckte sich die Blutstropfen von den Lippen. »Was ist? Habe ich zu viel genommen?«
Er ballte die Fäuste, bemühte sich, die Wut zu bändigen, die sich in seinem Innern aufbaute. »Nein, ich hatte Angst, dass ich dich verletze.« Eine unbedachte Berührung, ein wütender Gedanke. Konnte es so leicht passieren? Was geschah, wenn er die Linie übertrat? Er musste sich beherrschen.
Ein einziger schwacher Moment könnte genug sein, sie zu verletzen.
»Du hast mir nicht wehgetan«, sagte sie. »Wir haben das doch schon besprochen, weißt du nicht mehr? Du musst töten wollen .«
»Eben wollte ich es«, gestand er.
Sie riss die Augen weit auf. »Mich? Du wolltest mich …«
»Sam«, fiel er ihr ins Wort. »Du hattest deine Zähne an seinem Hals, wolltest von ihm trinken.«
Nur trinken, nicht mit ihm schlafen. Warum war er eifersüchtig auf einen Blutaustausch?
Er sollte es nicht sein, war es aber.
»Habe ich nicht.« Ihre leisen Worte schafften es, sich wie ein Streicheln anzufühlen.
Er sah sie verwundert an und zwang sich, die Hände zu entspannen. »Ich habe dich gesehen. Du warst an seinem Hals!«
»Aber ich wollte nicht von ihm trinken«, erwiderte sie kopfschüttelnd. »So nötig brauchte ich es nicht. Und ich würde nie Freunde von dir zu meiner Mahlzeit machen. Er trieb irgendein Spiel mit mir, und ich wollte herausfinden, welches.«
»Sam treibt dauernd Spiele.«
»Er wollte, dass du wütend wirst, hat dich absichtlich eifersüchtig gemacht.«
»Dann wäre er jetzt hocherfreut.« Im Geiste sah Keenan sein Grinsen vor sich.
»Wie er mir erzählte, ist Selbstbeherrschung wichtig. Du musst dich unter Kontrolle haben, Keenan.«
Ja, er wusste, was ein einziger Ausrutscher bedeutete. Was er indes nicht verstand, war … »Du weißt, wozu ich fähig bin. Warum willst du trotzdem bei mir bleiben?«
Sie lächelte, und der Anblick brach ihm beinahe das Herz. »Du weißt, was ich getan habe. Wieso willst du trotzdem bei mir bleiben?«
»Weil
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