Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
aus. Nicht in dieser neuen Welt, in der sie heute lebte.
Also trat sie vor, immer noch das dünne Laken umklammernd. Dabei streifte ihr Arm Keenans, denn sie standen ziemlich nahe beieinander.
Sie warf ihrem Helden einen Seitenblick zu. Er wirkte nicht besonders verängstigt. Sexy und stark? Keine Frage. Beängstigend? Nein.
Den Dämon hingegen brachte er eindeutig zum Zittern.
»Du willst mich nicht zum Feind«, knurrte der Dämon schließlich, machte jedoch keinerlei Anstalten, auf sie loszugehen. Genau genommen rührte er sich gar nicht, als wäre er vor Angst erstarrt.
»Doch, will ich«, entgegnete Keenan seelenruhig. »Dich und deinen Boss.«
Warum schien hier jeder außer ihr zu wissen, was los war?
»Also lauf zurück zu Sam und sag ihm, dass sie tabu ist. Es gibt keine Vampirjagd mehr, es sei denn, er will seine Dämonen verlieren.«
Der Dämon nickte ruckartig, wich einen Schritt zurück und blickte flüchtig zu Nicole.
Ihr stockte der Atem, denn was sie in seinen Augen sah, war blanker Hass.
Als er sich umdrehte und weglief, wusste sie, dass sie ihn wiedersehen würde. Und sie wusste ebenfalls, dass er nicht zögern würde, ihr an die Kehle zu gehen, sollte er sie allein erwischen.
»Wir müssen hier weg.« Keenans Augen waren auf die kaputte Tür gerichtet. »Sogar in einem Loch wie dem hier fällt eine eingetretene Tür auf, und die Polizei können wir wirklich nicht gebrauchen.«
Richtig. Sie bemerkte, dass ihre Krallen ausgefahren waren, und diese lodernden schwarzen Augen hatten sich in ihr Gehirn eingebrannt. »Er hatte Angst vor dir.«
»Das sollte er auch.«
»Ich bin ein Vampir, aber er hatte Angst vor dir.« Sie drehte sich um und packte seinen Arm mit der rechten Hand. Mit der linken hielt sie immer noch das Laken fest. »Bevor ich mit dir irgendwo hingehe, will ich wissen, was zur Hölle du bist.«
Das grimmige Lächeln erschien wieder, bei dem sich seine hübschen Mundwinkel bogen, wohingegen die Augen ernst blieben. »Wie ich eben sagte, ich bin dein Beschützer.«
»Blödsinn!«
Er wandte sich achselzuckend ab, und Nicoles Blick fiel auf seinen Rücken. Goldene Haut, Muskeln und Narben.
Es waren helle, rote Narben. Zwei Linien, jede etwa zwanzig Zentimeter lang, verliefen direkt an den Schulterblättern.
»Was ist dir passiert?« Die Narben waren zweifellos frisch und sahen übel aus.
Er schnappte sich ein T-Shirt und streifte es sich über. »Ich habe einen Fehler gemacht.« Mit diesen Worten holte er ein zweites T-Shirt aus einer kleinen grauen Tasche und warf es ihr zu.
Nicole fing es auf und drückte den weichen Baumwollstoff. »Was für einen Fehler?«
Nun kam ihre Unterwäsche geflogen: ihr BH und ihr Slip. Keenan sah sie streng an. »Einen, den ich nicht wieder begehen werde.«
Klar. Nett, geheimnisvoll und grüblerisch. Jedenfalls kam Keenan ihr wie ein grüblerischer Mann vor. Sie ließ das Laken fallen und beobachtete, wie sich seine Augen weiteten. Ja, guck ruhig hin. »Dir ist bewusst, dass mir das rein gar nichts sagt.«
Er schwieg, die Augen auf ihre Brüste gerichtet, und trat einen Schritt vor.
»Denk nicht mal dran«, flüsterte sie. »Beschützer sollen beschützen, nicht betatschen.«
Seine Wangen röteten sich leicht. »Vielleicht tun wir beides.«
Ihre Brustspitzen wurden hart. Reiß dich zusammen! Sie kannte ihn nicht. Ja, sie hatte ihn gekostet, aber deshalb wusste sie noch längst nichts über seine Vergangenheit oder sein gegenwärtiges Leben.
Er könnte irgendwer sein. Irgendwas.
Egal wie sexy er sein mochte, sie konnte nicht.
Noch nicht.
»Warum hast du mich ausgezogen?« Sie legte das T-Shirt auf den Tisch und zog ihren Slip an. Mit dem BH ließ sie sich Zeit.
Er benetzte seine Lippen. »Ich musste dich baden, um das Blut runterzukriegen.«
Daran erinnerte Nicole sich nicht. Eigentlich erinnerte sie von der letzten Nacht nur die höllische Fahrt im Truck. »Dann sollte ich dir wohl danken.« Allmählich häuften sich die Dinge, für die sie dem Kerl dankbar sein musste. Das machte sie misstrauisch. »Und was hast du alles angefasst, als du mich gebadet hast?«
Der BH war zugehakt und drückte ihre Brüste nach oben. Ja, er sah sie immer noch an. Männer, übernatürliche wie menschliche, waren doch alle gleich.
»Nicht genug«, murmelte er.
Sie runzelte die Stirn.
»Wenn ich dich in sinnlicher Absicht berühre, Süße, merkst du es.«
Auf jeden Fall mangelte es ihm nicht an Selbstbewusstsein. Doch woher rührte dann das
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