Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
zusammen. »Na gut, deine Beerdigung.«
»Die hatte sie schon.« Sam konnte einfach nicht den Mund halten, und seinem Gesichtsausdruck nach machte ihm dies hier richtig Spaß.
Die Blonde mit der Waffe schüttelte den Kopf und bewegte sich rückwärts zur Tür, ohne die beiden Männer aus dem Blick zu lassen.
»Wir sehen uns, ja?«, rief Sam. »Seline, du kommst morgen wieder und tanzt.« Der letzte Satz klang wie ein Befehl.
Seline sagte nichts. Sie hielt ihre Waffe auf die beiden gerichtet, ging noch ein paar Schritte rückwärts und verschwand durch die Tür.
Nicole, die Sam aufmerksam beobachtete, entging das kurze Flackern seiner Augenlider nicht. Das war … Enttäuschung. Interessant. Sie würde es sich merken.
Sam klopfte sich mehr Glasscherben ab und seufzte. »Gibt es einen Grund, weshalb du hier reinplatzt, Gefallener? Oder wolltest du dich nur in Versuchung führen lassen?«
Keenan ballte seine Fäuste. »Az will sie.«
Sam zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Ach ja?« Er war nicht überrascht. Andererseits hatte er Nicole bereits gesagt, dass es passieren würde.
Du wirst leiden.
»Ich schätze, man kann den Tod nicht überlisten«, murmelte Sam, den eindeutig nicht beeindruckte, dass sie bald tot sein würde – schon wieder.
Es war ja nicht sein Problem.
Sie hätten nicht herkommen sollen.
»Blöd für dich.« Sam machte ein paar Schritte nach vorn. »Aber was zum Geier habe ich damit zu tun? Wieso sollte mich interessieren, ob ein Vampir draufgeht?«
Nicole zuckte unweigerlich zusammen. »Keenan, lass uns gehen.« Sie wollte diesen Mistkerl sicher nicht anbetteln, nicht einmal wenn es um ihr Leben ging. Und er würde ihr so oder so nicht helfen.
»Genau«, sagte Sam. »Geh, Keenan. Geh und vögel deinen kleinen Vamp, solange du noch kannst. Und wenn Az sie holen kommt und du versuchst, ihn daran zu hindern, tja, dann wirst du herausfinden, wie das Sterben für einen Gefallenen ist.« Sein Mund bog sich zu einem grausamen Lächeln. »Denkst du, du kommst wieder nach oben? Irrtum.«
Jemand boxte Nicole brutal in die Brust. Nein, falsch, es fühlte sich nur so an. Der Gedanke, dass Keenan sterben könnte, tat weh. »Er stirbt nicht meinetwegen«, sagte sie. Das würde sie nicht zulassen.
»Er ist deinetwegen gefallen«, entgegnete Sam achselzuckend. »Sterben ist der nächste Schritt.«
»Sam!«, fuhr Keenan ihn an, worauf der Raum zu erbeben schien.
Nein, er erbebte wirklich, und Sam grinste. »Wie ich sehe, hast du wieder ein wenig Biss bekommen. Kein Möchtegern-Dämon mehr, was?«
Wie bitte?
Spiegelscherben knirschten unter Sams Stiefeln, dann blieb er unmittelbar vor Keenan stehen. Nicole sah die beiden Männer abwechselnd an. Sie waren von gleicher Größe und Statur, nur einer dunkel, der andere hell. Und die Luft um sie herum knisterte buchstäblich vor Energie.
»Was würdest du für sie tun?«, fragte Sam. »Würdest du, um sie zu retten, noch einmal fallen?«
Keenan blickte kurz zu ihr.
Oh verdammt. Er hat es wirklich gemacht. Er ist meinetwegen gefallen.
Sie schluckte, denn der Kloß in ihrem Hals drohte sie zu ersticken. Keenan war für die Frau gefallen, die sie vor ihrer Verwandlung gewesen war. Wenn er herausfand, was sie seitdem getan hatte …
Erzähl es ihm.
Dann würde er sich von ihr abwenden, und sie bräuchte nicht mehr zu befürchten, dass er ihretwegen sein Leben riskierte.
»Ich lasse sie nicht sterben«, sagte Keenan ruhig. »Sie hat vorher gelebt, was bedeutet, dass sie eine neue Chance verdient. Az macht diese Geschichte persönlich.«
Erschrocken sah Nicole ihn an und bemerkte, wie sein Wangenmuskel zuckte.
»Ach, du glaubst nicht, dass ihr Name auf der großen, magischen Todesliste steht, was?«, seufzte Sam. »Du denkst, Az will an dir ein Exempel statuieren, damit die anderen Engel sehen, dass es sich nicht lohnt, einen Fehler zu machen? Dass Fallen nicht heißt, fortan fröhlich und genüsslich zu leben, sondern in einem Albtraum endet?«
»Sag du es mir. Du kennst ihn länger als ich.« Keenans Stimme vibrierte vor Wut.
»Stimmt.« Sams Grinsen war plötzlich wie weggewischt. »Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er alles tun würde, damit seine kleinen Soldaten nicht aus der Reihe tanzen.« Seine Augen waren inzwischen schwarz und kalt, als er zu Nicole blickte. »Er würde keinen Moment zögern, dich umzubringen.«
Super. Wie schön, dass sie etwas Besonderes war. »Können wir gegen ihn kämpfen?«, fragte sie.
»Du nicht.
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