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Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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bevor er etwas erwidern konnte.
    Was auch? Oberflächlichkeiten aus dem Ermittlungsalltag? Irgendwas, das sich anhörte wie aus der Strafprozessordnung? Anhaltspunkte. Nichtnatürlicher Tod. Meldung an die Staatsanwaltschaft. Nein, dann war es besser so. Keine Erklärungen, kein Kommentar. Keine Plattitüde, die Käthe Niemanns Schmerz sowieso nicht gerecht wurde.
    Und nichts davon, dass Pieplow glaubte, sie zu verstehen.
    Dass Fritz Niemann von seiner Insel fortgebracht wurde, war schon bedrückend genug. Wie abstoßend, ihn jetzt auch noch von oben nach unten aufzuschneiden. Ihm die Kopfhaut vom Schädel zu ziehen und das Herz aus dem Leib zu nehmen. Nur um festzustellen, dass es alt war. Alt und müde und nun eben still.
    Fürchterlich, dachte Pieplow und schüttelte den Kopf voller Widerwillen. Gegen den Staatsanwalt, den er gar nicht kannte. Gegen Schöbel, weil der Wandas Tod und Fritz Niemanns friedliches Sterben über einen Kamm scherte.
    Angesichts der Umstände!
    Pieplow schüttelte wieder den Kopf. Verständnislos diesmal, denn beides hatte nichts miteinander zu tun, das wusste er.
    Nur leider nicht, wieso und woher.
    Vom Niemannschen bis zum Papeschen Grundstück war es nicht weit. Pieplow ließ den Streifenwagen stehen und ging zu Fuß.
    In den Gärten rechts und links des sandigen Weges schien die Mittagsstille vollkommen. Schmetterlinge auf den dunkelvioletten Dolden eines Sommerflieders. Die Arbeit der Bienen in den gelben Kelchen der mannshohen Königskerzen genauso lautlos wie die Plackerei der Ameisen auf ihrer Straße unter dem Baumstamm am Zaun. Über allem der harzige Duft aus den sonnengewärmten Kiefern.
    Keine Maschinengeräusche, keine Menschenstimmen. Nicht mal Vogelgezwitscher.
    Hinter der Haustür blieb es noch still, nachdem Pieplow ein zweites Mal auf den Knopf über den beiden Namenschildern gedrückt hatte.
    Pape. Gottschalk.
    Hilde Gottschalk hatte nicht immer bei ihrer Mutter gewohnt. Sie war wieder hier eingezogen, als ihr Mann Anfang der neunziger Jahre beschloss, sich im Westen eine goldene Nase zu verdienen. Dass er damit Erfolg und außerdem ein schlechtes Gewissen hatte, bescherte ihr zwar auskömmliche Unterhaltszahlungen, aber auf Männer war sie seitdem nicht sonderlich gut zu sprechen gewesen. Das hatte sich erst vor zwei Jahren geändert, als im Schlesinger-Fall die Gerichtsmedizin Greifswald hinzugezogen wurde und Professor Wolfgang Dahlke für ein paar Tage Quartier brauchte. Da war Hilde Gottschalk fast sechzig gewesen und alt genug, keinen Pfifferling mehr auf das Gerede zu geben, als sie sich in den Professor verliebte, den die Leute vielleicht nicht ganz zu Unrecht für ein wenig eigenartig, um nicht zu sagen verschroben hielten. Momentan hatte er offenbar alle Verbindungen zur hektischen Welt jenseits des Boddens gekappt und war eingetaucht in die Ruhe der Insel.
    Das fand Pieplow keineswegs verschroben, und er störte ihn wirklich ungern. Aber wenn er unverrichteter Dinge wieder abzog, würde es womöglich zu spät für die Obduktions-Anfrage werden. Es sei denn, das Gespräch mit Manfred Graber würde sehr kurz werden. Weil er sich darauf nicht verlassen wollte, öffnete Pieplow das Gartentor und machte sich auf die Suche nach dem Professor. Oder einer verlässlichen Person, die ihn veranlassen konnte, sich mit Schöbel in Verbindung zu setzen.
    Er fand sie auf der Bank am Gartentisch. Bei seinem letzten Besuch war er gedeckt gewesen wie auf einem Postkartenidyll. Rosen und Schleierkraut in bauchiger Kanne, geblümtes Geschirr auf weißer Leinendecke. Heute standen Schüsseln und ein großes Sieb auf dem grauen Holz der Tischplatte. Davor saß Waltraud Pape und streckte ihm ihre blutroten Hände entgegen.
    »Ich wollte das nicht, Herr Wachtmeister. Aber ich musste es tun.« Sie hielt die Arme so dicht beieinander, als sollten sich Handschellen um ihre Gelenke schließen, und freute sich über ihren Einfall. »Setzen Sie sich doch. Zum Mittag sind Sie zu spät und zum Kaffee ein bisschen früh dran.« Der Kirschsaft troff von ihrer Hand, als sie auf einen Stuhl neben sich wies. »Aber wenn ich die paar Dinger noch entkernt habe, setze ich Wasser auf.« Die paar Dinger waren mindestens fünf Kilo Schattenmorellen, die in einem Eimer zu ihren Füßen aufs Entsteinen warteten.
    »Schönen Dank auch, Frau Pape, aber ich komme nicht zum Kaffeetrinken. Ich müsste nur kurz mit Professor Dahlke sprechen, wenn’s geht.«
    »Wie spät ist es denn?« Sie hatte ihre Arbeit

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