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Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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Rückwärtsschritten verringerte er den Abstand zur Tür.
    Mit dem, was dann kam, konnte keiner rechnen.
    Stocksteif blieb er stehen, als sie auf ihn zustolperte und an seinem Arm zerrte.
    »Kannst du sie nicht holen? Bitte!« Jetzt bettelte sie mit Quengelstimme.
    »Wen denn?«, brachte Harri heraus und hätte am liebsten Fersengeld gegeben. »Wen soll ich holen?«
    »Na, Wanda natürlich. Wen denn sonst? Davon rede ich doch die ganze Zeit. Wanda soll kommen. Sofort, hörst du?«
    Ihr Mund war so dicht vor Harris Gesicht, dass ihn Spucketropfen trafen. Und ein Schwall schlechten Geruchs wie aus einem verdorbenen Magen.

11
    »Du sollst heute um Mitternacht am Swanti sein«, verkündete Kästner, kaum, dass Pieplow die Tür der Wachstube hinter sich ins Schloss gedrückt hatte. Die feinen Muskeln um Augen und Mundwinkel zuckten verräterisch gegen den Versuch, dienstlichen Ernst zu zeigen.
    Pieplow tat ihm den Gefallen. Aus Gewohnheit und weil es immer gut fürs Betriebsklima war, sich auf Kästners Scherze einzulassen.
    »Und wieso das? »Er gab sich so erstaunt, wie es erwartet wurde.
    »Weil Wanda dorthin kommt und dich zu ihrem Mörder führt.«
    »Bitte?«, fragte Pieplow irritiert. »Findest du das jetzt wirklich komisch?« Ihm lagen die Ereignisse der letzten dreißig Stunden noch so schwer auf dem Gemüt, dass er für diese Art Witz wenig Verständnis aufbrachte.
    »Frag das die Spinner, die reihenweise bei der Kripo anrufen. Unter Mord tun sie’s nicht. Mit so was Langweiligem wie einer einfachen Todesfallermittlung halten die sich gar nicht auf. Schöbel sagt, es sind noch ganz andere Schoten dabei.«
    »Was denn, zum Beispiel?«
    »Kannibalismus.« Kästner genoss den Blick in Pieplows entsetzten Augen. »Oder ein Medium, das seine Visionen gern in den Dienst der Ermittlungsbehörden stellen würde. Gegen Honorar, versteht sich. Andernfalls müssten wir leider allein herausfinden, was passiert ist.« In Kästners Blick glänzte etwas Triumphierendes. Er hatte es immer gewusst. In dieser Welt wimmelte es von Verrückten. »Auch die Behauptung, Wanda sei einer satanistischen Verschwörung zum Opfer gefallen, ist nicht übel.«
    Pieplow ging zur Kaffeemaschine und füllte sich seinen Becher randvoll, bevor er sich setzte und anhörte, was Schöbel sonst noch berichtet hatte, bevor er nach Bergen zurückgefahren war.
    Mehr als dreißig Anrufe mit mehr oder weniger sachdienlichen Hinweisen waren seit gestern eingegangen. Etliche aus der Sparte Hellsehen und Wahrsagen inklusive der Ankündigung düsterer Folgen für den Fall, dass Wanda Sievekings Tod nicht gesühnt wurde.
    Einigen war Wanda erschienen und hatte Botschaften hinterlassen.
    »Dafür, dass sie tot ist, hat sie gut zu tun, das steht mal fest«, flachste Kästner und machte dazu Schwebebewegungen mit den Armen.
    Was sollte ihm jemand entgegnen, dem das selbst widerfahren war? Pieplow schwieg mit ausdruckloser Miene. Seine nächtliche Begegnung mit Wanda ging niemanden etwas an. Kästner schon gar nicht.
    Zwei Wanderer behaupteten unabhängig voneinander, eine helle Gestalt im Hochland gesehen zu haben. Einer in der Nähe des Leuchtturms, der andere auf dem Weg aus dem Honiggrund hoch zum Swanti. Beide seien zu weit weg gewesen, als dass sie Genaueres sagen konnten. Aber beide erstaunt, dass außer ihnen noch jemand so spät in der Dunkelheit unterwegs war.
    »So sind sie, die Leute. Treiben sich zur Geisterstunde in der Wildnis herum und wundern sich, dass es noch andere Irre gibt, die dasselbe tun.« Kästner hielt sich viel auf seinen gesunden Schlaf zugute. Auf die Idee, nach Sonnenuntergang über die Insel zu streifen, war er seit seiner Jugend nicht mehr gekommen.
    Pieplow dachte an die Nächte, in denen er erst gegen Morgen nach Hause gekommen war. Endlich müde und so erschöpft, dass selbst die Gespenster seiner Rostocker Zeit keine Chancen hatten und sein Schlaf traumlos blieb. »Wohl wahr. Solche Irren gibt’s.« Das Lächeln, mit dem er Kästner beipflichtete, fiel ein wenig schief aus.
    Kästner musterte ihn skeptisch. Für Doppelbotschaften hatte er ein feines Gespür. Doch schließlich sagte er nur: »Schön, dass du da wenigstens meiner Meinung bist«, und schob Pieplow ein Schreiben über den Tisch zu. »Das hat Schöbel eben gefaxt.«
    Amtlich, das sah Pieplow schon, bevor es richtig vor ihm lag. Staatsanwaltschaft. Die Obduktionsanweisung für Fritz Niemann. Also doch. »Hat er auch gesagt, warum?«
    Kästner zuckte mit den

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