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Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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Zeit, der Angelegenheit eine andere Richtung zu geben, fand Pieplow. Eine, die Enno aus dem bockigen Schweigen herausholte, mit dem er neben seiner Mutter stand, und eine Lösung ohne das amtliche Gedöns möglich machte, das Kästner hier veranstaltete. Eine Hiddenseeische Lösung sozusagen. In Eigenregie, ohne Anzeige, ohne Beweisaufnahme und ohne die Sache vor den Kadi zu ziehen.
    »Kanntest du Wanda Sieveking?« Pieplows Frage kam überraschend und hatte sehr unterschiedliche Wirkung.
    Kästner sah sich ärgerlich nach seinem Vize um, der ihn aus dem Konzept brachte.
    Enno guckte stumm und ziemlich erschrocken und Vera Quiddes Blick hetzte zwischen Pieplow und ihrem Sohn hin und her, bevor sie sich empörte: »Jetzt reicht’s aber! Ich sage dir, was der Junge damit zu tun hat: Nichts! Überhaupt nichts! Ihr tickt doch nicht richtig!« Sie machte Anstalten, die Tür zuzuschlagen.
    »So meine ich das nicht«, sagte Pieplow schnell und die Tür schwang erneut auf. »Aber wenn, nur mal angenommen, Enno und die anderen in der Nacht am Klausner waren, dann haben sie sich genau in der Zeit auf dem Hochland herumgetrieben, in der Wanda auch dort gewesen ist. Vielleicht haben sie also etwas gesehen oder gehört, was uns bei der Rekonstruktion der Nacht weiterhelfen könnte.« Pieplow sah in irritierte Gesichter.
    »Was sollte das denn sein?«, wollte Vera Quidde wissen und klang sehr skeptisch.
    Ennos Blick stellte dieselbe Frage.
    »Das können wir erst sagen, wenn wir mit den Kindern gesprochen haben. Gut möglich, dass sie wirklich nichts gesehen haben. Genauso gut kann es aber sein, dass sie mehr bemerkt haben, als ihnen bewusst ist. So was lässt sich nur in der Zeugenbefragung klären.«
    »Verstehe.« Vera Quidde nickte. »Das Problem ist nur, dass Enno gar nicht dort war. Ihr habt’s doch gehört.« So schnell gab sie nicht klein bei.
    Kästner brummte und verdrehte entnervt die Augen. Das Gespräch nahm einen Verlauf, der ihm nicht passte. Aber er sagte nichts.
    »Kann ja sein, dass du diesmal nicht mit von der Partie warst«, sprach Pieplow den Jungen direkt an. »Aber du kennst die, die dabei waren, oder?«
    »Weiß nicht. Kann sein. Aber verpfeifen tu’ ich keinen.« Enno war jetzt hellwach und sehr auf der Hut. Mit Freundlichkeit einseifen ließ er sich nicht.
    »Das sollst du auch gar nicht. Aber ich schlage dir ein Geschäft vor. Du wirst unser Unterhändler. Sagst denen, die es angeht, dass sie sich bei uns melden sollen, und wir kümmern uns darum, dass Alfred Hartung die Geschichte nicht an die ganz große Glocke hängt. Gewissermaßen als Beitrag zu den Ermittlungen über den Verlauf der Unglücksnacht.«
    Enno zögerte. »Ist gut«, sagte er dann. »Mach ich. Und wenn’s nichts wird?«
    »Tja, dann müssen wir eben andere Saiten aufziehen«, sagte Pieplow und hörte sich dabei fast an wie Kästner.

    Auf der Rückfahrt ins Revier hing Kästners Groll schwer wie Nebel im Streifenwagen. Es kostete ihn Mühe, nicht aus der Haut zu fahren. Er hatte begriffen, dass sie sich die Rundfahrt zu den übrigen Verdächtigen vorerst schenken konnten. Was er nicht verstand, waren Sinn und Zweck der hanebüchenen Schnapsidee, mit der Pieplow ihn überrumpelt hatte.
    So drückte es Kästner aus und schien auf jedem Wort herumzubeißen vor Wut. Er hätte gern gebrüllt, das war klar, aber dazu war im Treppenhaus vor der Wachstube zu viel Betrieb.
    »Unterhändler!«, spuckte er aus. »Rekonstruktion! Ermittlungen über den Verlauf der Unglücksnacht – ich werd’ nicht wieder! Hab’ ich irgendwas nicht mitgekriegt, vielleicht ein Fax oder so?« Mit höhnischer Geste wies er auf das Gerät in der Ecke hinter seinem Schreibtisch. »Siehst du da irgendwas oder hast du dir den ganzen Quatsch aus den Fingern gesogen? Was, in drei Teufels Namen, versprichst du dir davon?« Kästners Schreibtischstuhl ächzte, als er sich hineinwarf.
    Pieplow schwieg und wartete, ob der Ausbruch vorüber war.
    Er war es nicht.
    »Glaubst du wirklich, die kommen hier reumütig reinspaziert und lassen sich auf deinen Kuhhandel ein? Mal ganz davon abgesehen, dass du gar nichts zu handeln hast. Ich glaub nämlich nicht, dass Alfred damit einverstanden ist.«
    »Was ist, wenn ich Recht habe?«, fragte Pieplow, als sich Gesichtsfarbe und Atmung bei Kästner normalisierten.
    »Womit?«
    »Dass die Jungs irgendwas gesehen haben, von dem wir nichts erfahren, weil sie nicht zugeben wollen, dass sie am Klausner waren.«
    »Ach, und was, Herr

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