EngelsZorn - Im Blutrausch
Ihrer Nähe und tritt...“, er überlegte
kurz, „... ja genau... er tritt als Ihr Psychologe auf, der Sie, liebe Mademoiselle Dion, in Ihrer derzeit schwierigen Lage unterstützt und nicht alleine lassen kann.“ Er sah zu Fort hinüber.
„Als ihr Psychologe? “ , stieß Fort ungläubig aus.
„Ja und?! Was spricht dagegen!“
„Na alles! Seh‘ ich denn etwa so aus wie einer?! Was wenn mich irgendwer erkennt! Wer soll uns das denn glauben?“
„Mann, stell‘ dich doch nicht so an wie eine Memme. Lügen war doch noch nie ein Problem für dich! Und wie ein Bulle siehst du ja auch nicht gerade aus!“
„Ist das dein einziges Argument? Wenn’s so ist, dann ist‘s aber ein ziemlic h dämliches!“
„Dämlich? “ Dumas erhob seine Stimme.
„Ja . Dämlich!“
„Fuck you ! Wenn jeman d dämlic h ist, dann doch du!“, zischte ihn Dumas an. „Nenn‘ mich lieber nie wiede r dämlich!“ , drohte er im selben Atemzug. „Dafür könnt‘ ich dir echt den Hals umdrehen, du beschissener...“, schnaubte er. Doch dann hielt er plötzlich inne. Genau in diesem Moment musste Dumas an die Worte seines Partners denken, bevor er die Wohnung verlassen hatte, um die Akten zu holen. Er versuchte sich wieder zu fassen, um nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Plötzlich dachte er an Laura. Zu oft schon hatte er seine Beherrschung verloren, was sie ihm immer wieder zum Vorwurf gemacht hatte. Immer wenn ihre drei Söhne während deren Pubertät von ihr an den Ohren gepackt und auseinandergezogen worden waren, weil sie sich schon wieder einmal wegen einer unbedeutenden Sache zu prügeln begonnen hatten, waren sie immer mit demselben Spruch von ihr gescholten worden: „Du und Daniel, ihr seid so aggressiv! Nehmt euch lieber mal ein Beispiel an ihm!“ Im Nachhinein hatten sie jedoch immer wieder festgestellt, dass sie sich völlig grundlos gegenseitig hoch gepeitscht hatten. Dumas atmete tief durch, dann begann er von Neuem. „Lieber David, ich glaub‘, ich muss dich aufklären!“, sagte er sarkastisch. Er grinste ihm zynisch ins Gesicht. „Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass Menschen mit einschneidenden Erlebnissen in ihrem Leben von Psychologen begleitet werden. Madame Bach wird beispielsweise schon seit dem Mord an de Coutelle von einem Psychologen betreut! Die Frau ist total ausgerastet und hat sich bis heute nicht wieder gefangen! Und bei wem könnte es noch besser zutreffen, als bei ihr?“ Er wies mit seinem Kopf auf Isabelle. „Zuerst findet sie Renards Leiche und dann verliert sie fast ihren Verlobten. Oh, entschuldigen Sie, Mademoiselle Dion, nichts für ungut.“ Er lächelte ihr verlegen zu und hob die Schultern an. Dann richtete er sein Wort wieder an Fort. „Wer soll dich schon erkennen?! Niemand! Und niemand wird es ungewöhnlich finden, wenn sie mit einem Psychologen im Büro auftaucht, da...“
„Oh doch, Inspektor. Einer schon!“, unterbrach ihn Isabelle.
„Und wer soll das sein?“ Dumas sah fragend zu ihr hinüber.
„Raoul Lélias!“, erwiderte sie.
„Wer zum Teufel is t Raoul Lélias?“ , fragte Dumas verwundert.
„Unser Prokurist. Sie sind ihm am Montag im Treppenhaus begegnet. Er hat die Absperrung durchbrochen. Können Sie sich noch daran erinnern?“
Dumas nickte.
Sie sprach weiter. „Sehen Sie, Inspektor, Monsieur Renard war in mancher Hinsicht etwas eigenartig. In einer amerikanischen Zeitschrift hatte er gelesen, dass in New York Führungskräfte ein Programm durchlaufen haben, in dem sie von Psychologen auf deren Persönlichkeit getrimmt wurden. Dadurch konnten großartige Ergebnisse bei der Führungsqualität erzielt werden. Er wollte dies testweise in unserem Büro ebenfalls durchführen lassen, und zwar an mir als Testperson. Ich war jedoch strikt dagegen. Wissen Sie, Inspektor, als ich noch ein Kind war, hat ein Psychologe meiner Mutter erklärt, dass ich aufgrund meiner imaginären Freunde, die ich damals hatte...“, sie musste lächeln. „... sowie meiner introvertierten Art keine stabile Psyche habe und deshalb oft Selbstgespräche führe, deren Häufigkeit den normalen Rahmen so ziemlich übersteigen würde. Das hat er zumindest zu meiner Mutter gesagt und glauben Sie mir, das hat ihr überhaupt nicht gefallen. Sie schämte sich meiner sehr und sie schlug...“ Isabelle hielt kurz inne. „Seit damals halte ich nichts mehr von Psychologen, und ich bin fest überzeugt davon, dass meiner seinerzeit hätte merken müssen, dass meine Mutter
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