EngelsZorn - Im Blutrausch
Bilder lieber nicht ansehen, Isabelle.“, riet ihr Fort und fasste zu ihr hinüber, um sie ihr aus der Hand zu nehmen.
„Wenn man darüber in der Zeitung liest, dann ist das ganz was anderes. Wie soll ich’s nur sagen, David, aber es ist so weit weg von einem selbst. Aber wenn man es fast live miterlebt, ich meine, dort war, dann sieht man es nicht nur, man riecht es auch und man fühlt es.“ Sie senkte ihren Blick. „Es war einfach nur furchtbar.“
„Ich weiß, was Sie meinen. Ich kenne das Gefühl nur zu gut.“
„Wieso haben Sie mir verschwiegen, dass Sie bei der Polizei waren?“
„Ich hielt es nicht für wichtig.“
Isabelle sah ihn prüfend an. „Wieso haben Sie die Polizei eigentlich verlassen, David? Was ist geschehen?“
Fort schwieg.
„Wollen Sie nicht darüber reden?“
„Ich habe meinen Partner auf dem Gewissen.“, sagte er leise. „Damit rühmt sich niemand gern, glauben Sie mir.“
„Aber Sie waren doch bestimmt nicht schuld.“
„Oh doch! Ich war nicht da, als er meine Unterstützung bitter nötig gehabt hätte. Ihm wurde in den Hinterkopf geschossen und ich kam zu spät, um das zu verhindern. Sein ganzes Gehirn klebte an der Wand dieses beschissenen Hausflurs, Isabelle. Ich seh’s noch so deutlich vor mir, als wäre es erst gestern geschehen. Das war wirklich kein schöner Anblick. Seine Frau war zu diesem Zeitpunkt hochschwanger und Denis konnte es kaum erwarten, Vater zu werden . Hoffentlich mach‘ ich auch nichts falsch, wenn der Knirps dann mal endlich da is t hat er immer wieder gesagt. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, es seiner Frau zu sagen. Ich konnte ihr einfach nicht in die Augen schauen. Léon musste es alleine tun und das ist mit Sicherheit einer der Gründe, wieso er mich heute verabscheut. Das war nicht immer so, wissen Sie. Wir waren Freunde.“
„Oh... wo waren Sie denn, als Denis... ich meine, als das mit ihm passiert ist?“
‚... sieh‘ mich doch nicht so an! So kann ich dir wirklich nichts abschlagen... oh Mann, eigentlich will ich gar nicht mit dir darüber reden... was mach‘ ich denn jetzt nur?...‘, dachte er. „Zwei Etagen höher.“
„Ja, aber was ist denn genau passiert?“
Fort sah sie stumm an.
„Wenn Sie nicht darüber reden wollen, dann müssen wir auch nicht darüber reden. Ich will Sie auch nicht aushorchen, oder...“
„Ein algerischer Drogendealer...“, fiel ihr Fort ins Wort, „... hat sich in der Wohnung eines verdeckten Ermittlers des Drogendezernats, den die dort in die Drogenszene eingeschleust haben, verschanzt... der Algerier war zwar nur ein kleiner Fisch gewesen, aber wir wollten ja über ihn an die wirklichen Drahtzieher ran. Er war lediglich der Köder für die Untermänner von Law. Die hätten uns nämlich automatisch zu ihm geführt... das war eigentlich unser Hauptziel... wir haben gegen Law in einem Mordfall an einer minderjährigen Prostituierten ermittelt. Er war unser Hauptverdächtiger, nur nachweisen konnten wir’s ihm leider nicht wirklich. Uns fehlten eindeutige Beweise... der war wirklich so gewieft... also haben wir mit denen zusammengearbeitet... ich mein‘, mit dem Drogendezernat, um Law zu überführen!... wir waren schon seit ein paar Wochen hinter diesem Algerier her, wissen Sie. Wir wollten ihn in die Enge treiben, damit er freiwillig gegen Law aussagt, um seine Haftstrafe zu vermindern... an diesem Tag sollte er uns dann in die Falle gehen... aber alles hat nicht so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben, irgendwie ist was schief gelaufen, irgendwie hat der gerochen, dass was faul war, und den Mann vom Drogendezernat, der mit uns zusammengearbeitet hat, hingerichtet. Plötzlich lief alles aus dem Ruder! Der Algerier ist in die Nachbarwohnung eingedrungen und hat eine spanische Familie als Geiseln genommen. Zuerst hat er den Vater erschossen. Tja und dann drohte er uns damit, bei der Frau weiterzumachen. Er wollte, dass wir seine Forderungen erfüllen... wissen Sie, er wollte freies Geleit und einen Fluchtwagen... er wollte alle fünf Minuten, die verstrichen wären, ohne dass sich was getan hätte, eine Geisel erschießen... aber so schnell hätten wir nicht dagegensteuern können. Die Zeit war einfach zu knapp... und wie er sich’s vorgestellt hat, hatte er an dem Familienvater ja demonstriert... ich musste ihn stoppen, er hätte weitergemacht und einen nach dem anderen erschossen. Die kleinen Kinder hätten den nicht abgeschreckt... wissen Sie, über die Wanze, die
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