EngelsZorn - Im Blutrausch
ihn betrügen. Fort hatte es gedrängt, mit seinem Freund darüber zu sprechen. Er hatte nicht im Entferntesten geahnt, dass der schon im Bilde darüber gewesen war. Dumas hatte nicht gewusst, wie sein Freund auf diese Nachricht reagieren würde, daher hatte er beschlossen, nicht darüber zu sprechen und das Thema um Béatrice zu meiden. Die anderen Kollegen auf dem Revier hatte er lediglich zurechtgewiesen, den Mund zu halten. „Haltet gefälligst euren Schnabel! Habt ihr denn gar kein Feingefühl! Ihr seid doch echte Idioten! Was meint ihr denn, wie ihr auf ihn wirkt? Wie geistesgestörte Schwachköpfe!“ Am Abend hatte er dann auf Forts Anruf gewartet. Sofort war er zu ihm gefahren, als er ihn erhalten hatte. Doch Fort hatte sich schon den halben Inhalt der Whiskyflasche in den Rachen geschüttet, noch bevor er dort eingetroffen war. In dieser Zeit hatte Dumas unermüdlich hinter seinem Freund gestanden und ihn unterstützt, wo es nur ging. „Vergiss‘ doch die dumme Schlampe, David!“, hatte er ihm in der Anfangsphase nahezu jeden Tag gesagt. Dass es eine schlimme Zeit für Fort gewesen war, hatte jeder gewusst. Er war wirklich oft betrunken gewesen.
Dumas erhob sich ebenfalls abrupt von seinem Sessel und bäumte sich vor Fort auf.
Bevor jedoch der sich langsam anbahnende Streit der beiden eskaliert wäre, läutete es plötzlich an der Tür. Fort und Dumas sahen sich gegenseitig fragend an, zogen ihre Waffen aus den Halftern heraus und entsicherten sie. Fort ging Dumas voraus zur Eingangstür und wies ihn an, sich dahinter zu postieren. Er sah durch den Spion. Anschließend ließ er seine Waffe sinken.
„Es ist nur Christophe.“, stieß Fort erleichtert aus. Er öffnete die Tür und ließ ihn herein.
„Du hast ihn ja gar nicht umgebracht, Léon! Bin stolz auf dich!“
„Verarsch‘ dich selber, Mann!“, brummelte Dumas vor sich hin.
Clavel übergab Fort die gesamten Unterlagen. „Hier, lies dir das alles mal durch und dann lass‘ uns darüber sprechen, wenn wir wieder kommen! Du weißt ja, wo du uns erreichen kannst, wenn du vorab schon Fragen haben solltest. Ruf‘ einfach auf dem Revier an... kennst ja sicherlich noch die Nummern. Und wenn niemand hingeht, dann hinterlass‘ bei Martinet einfach eine Nachricht für uns. Ansonsten erwischst du uns locker auch auf dem Handy. Weißt ja, wir haben’s immer einstecken.“ Er spähte ins Wohnzimmer hinein. „Wo ist sie eigentlich?“
„Sie schläft.“, erwiderte Dumas brummelnd.
Bevor sie auseinander gingen, vereinbarten sie, sich gegen fünf Uhr wieder bei
Mademoiselle Dion zu treffen.
Fort schloss hinter den beiden die Tür und schlenderte gemächlich durch den Flur, in Richtung Wohnzimmer. Als er an Isabelles Schlafzimmertür vorbeikam, blieb er plötzlich stehen und spähte ins Zimmer hinein.
Sie lag mit dem Rücken zu ihm auf dem Bett und schien fest zu schlafen. Er wusste nicht genau, wie lange er dagestanden war und sie betrachtet hatte. Er wandte seinen Blick wieder von ihr ab und ging zurück ins Wohnzimmer.
Dort ließ er sich auf der Couch nieder und breitete die Unterlagen vor sich auf dem Wohnzimmertisch aus. Anschließend stand er wieder auf, ging zum Fenster hinüber, öffnete es, zog eine Zigarettenpackung aus der Hosentasche, nahm eine Zigarette heraus und zündete sie sich an. Die kalte Luft, die ihm entgegen schlug, machte ihn auf Anhieb wieder munter. Er schnippte die Kippe nach dem Rauchen zum Fenster hinaus, schloss es wieder und drehte sich um. Fast hätte ihn der Schlag getroffen, als er Isabelle plötzlich ganz unerwartet in der offenen Wohnzimmertür stehen sah. Er hatte sie nicht kommen hören.
Sie hatte ihn stumm beobachtet, während er am Fenster geraucht hatte.
„Sie haben mich ganz schön erschreckt!“, sagte er verwirrt.
„Tut mir leid, das wollte ich nicht. Ich bin aufgewacht, als es an der Tür geläutet hat. Und dann konnt‘ ich nicht mehr einschlafen.“
Fort ging zur Couch zurück, ließ sich darauf nieder und fing an, die Unterlagen zu studieren. Isabelle hatte sich ihm gegenüber auf dem Boden niedergelassen und ließ ihren Blick über die Akten, die ausgebreitet auf ihrem Wohnzimmertisch lagen, wandern. Plötzlich entdeckte sie ein paar Fotos.
Sie nahm sie in die Hand, ließ sie aber dann erschrocken wieder fallen. Es waren Aufnahmen aller hingerichteten Opfer einschließlich der von Renard. Isabelle griff erneut nach den Photos.
„Sie sollten sich diese grässlichen
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