EngelsZorn - Im Blutrausch
übermüdet, dass sie seine Weckversuche nicht wahrnahm. Plötzlich griff sie im Schlaf nach Forts Hand, als sie sich zur Seite drehte, zog sie zu sich heran und hielt sich daran fest. Fort lächelte. Kurz darauf entzog er ihr vorsichtig seine Hand, ohne sie dabei zu wecken. Er beschloss, sie liegen zu lassen. Daraufhin ging er zurück ins Wohnzimmer und ließ sich auf der Couch, genau gegenüber von Clavel und Dumas, nieder. „Konnt‘ sie nicht wecken. Sie schläft wie eine Tote.“
„Du siehst ganz schön beschissen aus. Du solltest dich mal wieder rasieren! De Valence hat sicherlich nichts dagegen, wenn du seinen Rasierapparat benutzt! Du borgst dir ja sowieso schon alles von ihm aus.“ Dumas lächelte Fort höhnisch an. „Und eine Mütze voll Schlaf würde dir auch nicht schaden.“, fügte er seiner spitzen Bemerkung noch hinzu.
„Du bist hoffentlich nicht nur gekommen, um mir das zu sagen?“, entgegnete er ihm kühl. Fort war sichtlich erregt über Dumas‘ provokative Anspielung auf de Valence, gedachte jedoch nicht vor Clavel näher darauf einzugehen. „Übrigens, bei Renard hat’s heute wie die Pest gestunken. Du hast’s schon wieder vergessen, Léon. Das war für Mademoiselle Dion wirklich eine Zumutung!“
„Das war für Mademoiselle Dion wirklich eine Zumutung!“ , äffte ihn Dumas nach. „Woher zum Teufel soll ich wissen, dass die’s nicht gemacht haben. Ich hab’s denen zumindest angeschafft.“, log er Fort an. Er konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn man ihn auf seine Vergesslichkeit hinwies.
„Ach wirklich?“
„Willst du etwa behaupten, ich lüge?“, giftete ihn Dumas an.
„Ruhe, verdammt noch mal! Hört endlich auf, ihr beiden!“, stieß Clavel laut aus.
„Ja, ja...“, brummelte Dumas.
„Kümmerst du dich bitte drum, Léon?“ Fort sah ihn fragend an. „Anscheinend habe n die’ s nämlich vergessen.“, sagte er ironisch und grinste.
„Ja, ja...“, brummelte Dumas erneut.
„Nun gut, habt ihr was rausgefunden?“ Fort sah beide wissbegierig an.
„Nicht wirklich viel.“, antwortete Clavel. „Bin in unserem Archiv bis in die vierziger Jahre zurückgegangen, aber es gibt keinen einzigen Mordfall, in den eine Marie-Madeleine verwickelt war. Weder als Täterin noch als Opfer. Ich habe demnach die Suchbegriffe einzeln eingegeben. Einmal ließ ich nach Marie und einmal nach Madeleine suchen. Der Computer spuckte bei Madeleine keinen einzigen Fall und bei Marie nur zwei Fälle, deren Namensträgerinnen in einen Mord verwickelt waren, aus. Im ersten Fall wurde in den fünfziger Jahren eine gewisse Marie Morell vergewaltigt und erwürgt in ihrer Wohnung aufgefunden. Die hat man ganz schön zugerichtet, das sag‘ ich dir. Sie wurde damals von ihrem Ehemann, Alain Morell, tot in der gemeinsamen Wohnung vorgefunden. Er hat’s damals gleich der Polizei gemeldet... von dem Täter beziehungsweise von den Tätern, falls es mehrere waren, fehlt bis heute jede Spur. Es ist auszuschließen, dass de Custine, de Canclaux und de Coutelle in diesen Mordfall irgendwie verwickelt waren, da sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal gezeugt worden sind. Die einzige logische Schlussfolgerung hieraus wäre nur, dass die Väter unserer drei Opfer etwas mit dem Fall Marie Morell zu tun hatten und man heute an deren Söhnen Rache nehmen wollte, was ich aber für sehr unwahrscheinlich halte. Als möglicher Racheengel käme hier ansonsten nämlich nur der Ehemann, Alain Morell, in Frage und der ist heute dreiundachtzig Jahre alt. Kannst du dir einen dreiundachtzig Jahre alten Mann vorstellen, der einfach bei de Custine, de Canclaux und de Coutelle hereinspaziert, die nur halb so alt sind wie er selbst, und denen die Kehlen durchschneidet und das ganze Trara drum herum inszeniert?“
„Nein, nicht wirklich.“, antwortete Fort.
„Siehst du, ich auch nicht. Unse r Black Ange l muss jünger sein. Ein alter Mann wäre körperlich gar nicht in der Lage dazu... ich meine, zu tun, was er getan hat.“
„Und was ist mit dem zweiten Fall?“ Fort sah Clavel fragend an.
Clavel sah in die Akte. „Das scheint ebenfalls ein Flop zu sein. Vor zwanzig Jahren ist eine gewisse Prostituierte Mari e e l Lunet in einem Bordell in einen spektakulären Eifersuchtsmord verwickelt gewesen.“
„Für was steht da s el?“ , unterbrach ihn Fort.
„Kann ich nicht sagen, der Computer hat nur den Anfangsbuchstaben ihres zweiten Namens ausgespuckt. Ich vermute, bei der Übertragung aus der damaligen
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