EngelsZorn - Im Blutrausch
geheime Baupläne von seinem Schreibtisch entwendet und an ein Konkurrenzunternehmen verkauft zu haben. Monsieur Charon wurde daraufhin fristlos entlassen. Er hat jedoch immer wieder seine Unschuld beteuert. Es konnte ihm auch nicht direkt nachgewiesen werden.“
„Woher wusste dann Renard, dass es Charon war? Aus einer reinen Vermutung heraus wird er keinen Mitarbeiter verdächtigen und einfach feuern... und das alles ohne Beweise. Wenn’s Charon nicht nachgewiesen werden konnte, hat’s ja eigentlich auch niemand gesehen.“
„Doch! Irgendjemand hat gesehen, wie Monsieur Charon damals mit den geheimen Bauplänen aus Monsieur Renards Zimmer geschlichen kam. Wer das war, weiß ich leider nicht. Monsieur Renard wollte es mir nicht sagen. Vielleicht gab es ja auch niemanden und er hat es wirklich nur vermutet. Sogar Monsieur Lélias hat mir danach gesagt, dass er glaube, Monsieur Renard könne Monsieur Charon nicht leiden und habe dies nur als Vorwand für eine begründete, fristlose Kündigung benutzt. Er hatte ja nichts gegen ihn in der Hand, um es gegen ihn zu verwenden. Wissen Sie, Monsieur Charon war ein ziemliches Ekel. Es war nicht leicht, mit ihm zusammenzuarbeiten. Jeder hatte so seine Schwierigkeiten...“ Isabelle räusperte sich. „Monsieur Renard ist zu jenem Zeitpunkt, als die Pläne gestohlen wurden, nicht in seinem Büro gewesen, da er genau dieses Projekt in der Banque de France vorgestellt hat. Als er ins Büro zurückgekehrt ist, waren die Pläne von seinem Tisch verschwunden. Tage später bekam er vom Direktor der Banque de France einen Anruf, dass dasselbe Projekt von einem anderen Bauunternehmen vorgestellt wurde, die eine wesentlich bessere Kalkulation vorgewiesen haben. Unsere Zahlen rechnen sich schlecht, daher wolle er unserem Angebot aufgrund dessen nicht mehr näher treten und könne deshalb eine Zusammenarbeit nicht mehr in Erwägung ziehen, hat er zu Monsieur Ranard gesagt. Dadurch war das Geschäft geplatzt. Um dieses Großprojekt zu realisieren, hätte die Renard S.A.R.L. aber eine Finanzierung durch die Banque de France dringend benötigt. Somit bekam die Finanzierung das Konkurrenzunternehmen. Die Darlehensverträge seien auch bereits unterzeichnet, hat der Direktor zu Monsieur Renard gesagt, der vergeblich versucht hat, ihn mit anderen Zahlen umzustimmen. Er wollte durch Monsieur Lélias eine neue Kalkulation erstellen lassen, mit besseren Zahlen, wissen Sie. Aber da war nichts mehr dran zu machen. Ich glaube sogar, dass die den Direktor geschmiert haben. Nun ja, Monsieur Renard tobte den ganzen Tag in seinem Büro. Er hat Monsieur Charon zu sich zitiert und ich konnte sein lautes Geschrei durch die geschlossene Glastür hören, und zwar so deutlich, als wäre er neben mir gestanden. Monsieur Charon musste noch am selben Tag gehen.“
„Wissen Sie, an welches Konkurrenzunternehmen die Baupläne verkauft wurden?“
„Einige Tage später stand in der Presse, dass die HAMPEL & SCHMOLL S.A.R.L. das besagte Großprojekt verwirklichen wolle. Somit hatten wir endlich den Namen des Konkurrenzunternehmens in Erfahrung gebracht, den der Bankdirektor nicht einmal auf Monsieur Renards Drängen hin preisgeben wollte. Als Monsieur Renard das gelesen hat, ist er ausgeflippt. Es steckte nicht nur eine Menge Arbeit darin, sondern auch eine Menge Geld. Das wär‘ ein Millionengeschäft gewesen. Monsieur Renard hat hier wirklich einen großen Gewinnverlust in Kauf nehmen
müssen... und zwar, wie gesagt, in Millionenhöhe. Und auf den Kosten für die Planentwicklung ist er natürlich sitzen geblieben. Also was hat er gemacht... die HAMPEL & SCHMOLL S.A.R.L. öffentlich beschuldigt, die Pläne gestohlen zu haben. Auf die Anschuldigungen von Monsieur Renard hin, die Pläne gestohlen zu haben, reagierte die HAMPEL & SCHMOLL S.A.R.L. aber mit einer Unterlassungsklage sowie einer einstweiligen Verfügung per Gerichtsbeschluss gegen die Renard S.A.R.L. War ja nicht anders zu erwarten. Das musste ja so kommen... ich war von Anfang an dagegen, ohne Beweise die Beschuldigungen publik zu machen... aber er wollte ja nicht auf mich hören. Da, wie gesagt, keine Beweise vorlagen, musste Monsieur Renard seine Behauptungen zurücknehmen und eine hohe Geldbuße aufgrund dieser Unterlassungsklage zahlen. Anschließend hat er Monsieur Charon wegen Firmenspionage vor Gericht gebracht. Die HAMPEL & SCHMOLL S.A.R.L. hat natürlich abermals abgestritten, die Pläne von ihm abgekauft zu haben. Renards Klage wurde
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