EngelsZorn - Im Blutrausch
ihr durch den Kopf, dennoch versuchte sie, sie zu sammeln, vor allem aber zu ordnen.
Und plötzlich war es ihr so sonnenklar, als hielte man ihr ein Bild vor Augen. „Das wa r Black Angel...“ , stieß sie leise aus.
Alles schien darauf hinzuweisen, dass es sich in diesem Mordfall um denselben Serientäter handelte, der seit einigen Wochen schon die Stadt unsicher machte. Auf den ersten Blick schien es das gleiche Schema zu sein, wie es in der La Vitesse-Lumière auch schon so oft beschrieben worden war. Aber irgendetwas stimmte nicht, irgendetwas störte sie daran. Sie wusste nur noch nicht genau, was es war. Krampfhaft versuchte sie sich den Artikel vor Augen zu führen, den sie vor ein paar Tagen hierüber gelesen hatte. Es war ein Exklusivbericht übe r Black Ange l gewesen, der sich über die ganze Titelseite der Zeitung erstreckte.
Sie dachte angestrengt nach und versuchte sich daran zu erinnern.
Ganz Paris sprach zwischenzeitlich von diesen bestialischen Morden sowie dem wohl geistesgestörten Serienmörder, der bereits drei Menschen hingerichtet hatte und sich allem Anschein nach immer nur Opfer aus der Adelsschicht aussuchte. Und sogar die La Vitesse-Lumière munkelte bereits in den ersten Wochen, er sei wohl ein Gegner des Adelsstandes. Schon nach dem zweiten Mord hatte die Zeitung das Thema aufgeworfen, obwohl es sich hierbei immer noch um einen Zufall hätte handeln können. Erst der dritte Mord gab allen Gewissheit. Seit dieser Zeit hatte Isabelle Angst um ihren Freund und bat ihn bei jeder Gelegenheit, sich doch endlich einen Bodyguard anzuschaffen . „Ich beschütz‘ uns beide! Vertrau‘ mir!“, hatte er lediglich darauf erwidert und das Thema war an jenen Abenden wieder vom Tisch.
Was Isabelle jedoch nicht wusste war, dass Sébastian bereits einen Tag nach der Ermordung von de Canclaux einen Termin mit dem Sicherheitsunternehme n ESCORTE, CONTRÔLE & SÛRETÉ S.A.R.L . vereinbart und David Fort als Bodyguard mit der persönlichen Überwachung von Isabelle beauftragt hatte.
De Canclaux war ein alter Freund seiner Familie gewesen und wurde bedauerlicherweis e Black Angel s zweites Opfer.
Sébastian hatte nach dem allerbesten Mann im Unternehmen verlangt. Geld spielte auch diesmal wieder keine Rolle für ihn. Das tat es nie. Er erwartete über jede noch so unbedeutende Kleinigkeit sofort informiert zu werden und forderte uneingeschränkt die größtmögliche Gewährleistung für Isabelles Schutz. Er bezahlt e ESCORTE, CONTRÔLE & SÛRETÉ S.A.R.L . für ein halbes Jahr im Voraus, und dies nur für den Fall, dass er selbs t Black Angel s nächstes Opfer werden sollte. Gleichzeitig hatte er Bodyguards für seine Familie in Versailles sowie auch für sich selbst engagiert. Sébastian wollte Isabelle nicht beunruhigen, daher hatte er ihr nichts von der Beauftragung dieser Sicherheitsleute erzählt und ihr niemals gegenüber seine Ängste geäußert, die er selbst wege n Black Ange l schon seit Langem hegte. Insgeheim hatte er jedoch Höllenangst davor, dass Isabelle etwas Schlimmes passieren könnte. Wenn man den Zeitungen Glauben schenken konnte, hatte e s Black Ange l ausschließlich auf den Pariser Adel abgesehen und sozusagen war es für sie dieser Tage ziemlich gefährlich, an seiner Seite zu leben. Er wollte Isabelle dieser ständigen Gefahr, die seine Nähe mit sich brachte, nicht schutzlos überlassen. Es waren zwar bisher nur Männer ermordet worden, doch wer könne schon in das wohl kranke Gehirn eines Serienkillers blicken, hatte er selbst zu sich gesagt, als er diesen Entschluss gefasst hatte. Sébastian wusste nur zu genau, dass dieser Albtraum erst endete, wenn ma n Black Ange l fassen würde.
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Isabelle versuchte sich nochmals das grauenhafte Bild des Ermordeten in Erinnerung zu rufen. Renards Kehle war durchgeschnitten worden, sein Herz wurde entfernt und er war an Füßen und Händen gefesselt. So wurden auch bereits die ersten drei Opfer aufgefunden. Es konnte einfach nu r Black Ange l sein. ‚... und dann dieser Zettel... das ist bestimmt das Geständnis!... und dann auch noch dieser Song!...‘ Ihre Gedanken überschlugen sich.
Aber irgendetwas stimmte bei diesem Mord mit den Berichten aus der La Vitesse-Lumière nicht überein.
„Jetzt weiß ich es! Renard ist kein Adliger...“, rief sie leise aus.
Reich ja, das war er, aber von adliger Herkunft? Nein, daran konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern, zumindest
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