EngelsZorn - Im Blutrausch
Brillengestell verdeckte die zu kurz geratenen Augenbrauen und die dahinter verborgenen Wimpern waren leicht nach unten gebogen. Eine Hasenscharte verunstaltete sein Gesicht und durch seinen intriganten Blick wirkte er ziemlich unsympathisch sowie in seiner ganzen Art sehr linkisch.
Duval hatte sich schon vor einigen Wochen ein Funkgerät zugelegt, um durch eingehende Funksprüche der Polizei, die er illegal abhörte, sofort an aktuelle Informationen übe r Black Angel s Aktivitäten zu gelangen. Über den Polizeifunk hatte er an diesem Morgen auch den Funkspruch über den Einsatz von Dumas abgehört und intensiv mit verfolgt. Als er Inspektor Dumas auf der Liege aus dem Gebäude herauskommen sah, stürmte er gleich auf ihn zu. „Inspektor Dumas, was können Sie über das vierte Opfer vo n Black Angel ...“
Dumas unterbrach ihn schroff. „Verpiss‘ dich, du beschissener Arsch!“
„Aber Inspektor, die Öffentlichkeit hat ein Recht...“
Dumas schrie ihn an. „Hau‘ endlich ab!“ Am liebsten hätte er ihm für den unverschämten Artikel das Genick gebrochen. Allein nur seine Dienstmarke hielt ihn davon ab.
Duval wusste ganz genau, dass er bei Inspektor Dumas verspielt hatte, seitdem er den genauen Wortlaut der Geständniss e Black Angel s bisheriger Opfer in der La Vitesse-Lumière veröffentlichen ließ. Dumas hatte zwar versucht, ihn davon abzuhalten, doch noch nicht einmal seine Drohungen hatten Duval daran gehindert, es zu tun. Seine ganzen Einschüchterungsversuche blieben erfolglos. Für Duval waren es sensationelle Neuigkeiten gewesen und er hatte es als seine Pflicht angesehen, die Leser darüber zu unterrichten. Doch sein weitaus größeres Motiv hierbei war, dass er plötzlich an Anerkennung und Ansehen beim Chefredakteur der La Vitesse-Lumière gewann, seit er die Story übernommen hatte und eine satte Gehaltserhöhung in Aussicht gestellt bekam, sollten sich die Auflagenzahlen der
La Vitesse-Lumière weiterhin so rapide erhöhen. „Sie überraschen mich! Das hätte ich Ihnen ja gar nicht zugetraut! Weiter so, Duval, und wir sprechen bald über Ihr Gehalt!“ , hatte der Chefredakteur eines Tages zu ihm gesagt. Diese Mordserie hatte Duval buchstäblich den Hals gerettet, denn er war schon seit geraumer Zeit ganz oben auf dessen Abschussliste gestanden.
Als Isabelle auf einer Liege aus der Eingangstür der Renard S.A.R.L. geschoben wurde, stürzte sich Duval gleich auf sie. „Wie heißen Sie?“
„Sind Sie von der Polizei?“ Isabelle sah ihn verwundert an.
Duval nickte und versuchte, durch diese Arglist an brauchbare Informationen heranzukommen.
„Isabelle. Isabelle Dion.“
„Sind Sie schwer verletzt?“, fragte Duval heimtückisch.
„Nein. Ist nur ein Streifschuss.“
„Ja genau, das hat der Inspektor ja schon erwähnt... wieso waren Sie eigentlich im Gebäude?“
„Ich arbeite dort!“, stieß sie hastig aus. Sie wunderte sich über diese merkwürdige Frage.
„Ach ja stimmt... als was eigentlich?“
„Assistentin der Geschäftsleitung... aber das wissen Sie doch! Oder hat man’s Ihnen etwa nicht gesagt?“
„Doch, doch... haben Sie Renard gleich gefunden?“, fragte er unbeirrt weiter.
„Aber das habe ich doch Inspektor Dumas schon erzählt! Wieso stellen Sie mir denn die gleichen Fragen noch mal?“
„Routine... nichts weiter!“ Duval lächelte ihr freundlich zu. „Sie haben gemeldet, es wa r Black Ange l ... kurz nach Ihrem Notruf ging der Funkspruch an die Streife raus... ist Renar d Black Angel s viertes Opfer?“ Er ließ einfach nicht locker.
„Ja... obwohl...“
„Was heißt hie r obwohl?“ , unterbrach sie Duval rasch.
„Renard war kein Adeliger... das fällt irgendwie aus dem Schema. Hab’s Inspektor Dumas auch schon gesagt, aber ich glaub‘, er hat es nicht so wirklich registriert. Der Arzt war gerade bei ihm. Wissen Sie, das tut mir schon sehr leid, dass ich ihn mit de m K. O. Ga s so verletzt hab‘...“
„Sie waren das ? Si e haben Dumas zu Fall gebracht?“ Duval konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen.
„Ja... aber das wissen Sie doch...“
„Sicher... ich sagte ja bereits, das hier ist nur Routine!“
„Hau‘ ab Duval! Lass‘ sie mit deinen Fragen in Ruhe!“, stieß Fort aus, der plötzlich hinter Duval stand. „Hat er Sie belästigt, Mademoiselle Dion?“
„Wieso belästigt?... ich denke, er gehört zu Inspektor Dumas?!“ Sie sah Fort verwundert an.
„Hat er Ihnen das gesagt?“
Isabelle nickte.
Fort
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