EngelsZorn - Im Blutrausch
geschäftliche zu Hause auf dem Kühlschrank liegen gelassen hatte. Dessen private Mobilnummer kannte Sébastian nicht.
Er hob ab. „Fort!“, brüllte er sofort in den Hörer hinein, als sich Fort am anderen Ende der Leitung meldete.
Fort hatte inzwischen mehrmals versucht, de Valence zu erreichen. Leider ohne Erfolg. Er versuchte es unter dessen Mobilnummer immer wieder und wieder, um ihm einen kurzen Bericht zu erstatten, was sich soeben in der Renard S.A.R.L. zugetragen hatte. Fort wollte ihm vor allem aber sagen, dass es Isabelle Dion gut gehe und sie außer einem nicht nennenswerten Streifschuss unbeschadet davongekommen sei. Er machte sich selbst die größten Vorwürfe, dass er es nicht zu verhindern gewusst hatte, und er ahnte, dass diese Geschichte seinem Auftraggeber ganz und gar nicht schmecken würde. Er befürchtete sogar, dass sich de Valence maßlos darüber auslassen und ihm, zurecht wie er selbst fand, seine Unfähigkeit vorhalten würde.
Doch als de Valence endlich auf seinem Mobiltelefon abhob, war Fort ziemlich überrascht, dass er bereits bestens über alles informiert war.
De Valence zischte wütend in den Hörer, dass er schon mit Schlumberger gesprochen habe. „Für was habe ich Sie überhaupt engagiert, Fort!? Für was bezahle ich Sie eigentlich, verdammt noch mal!?“, schrie er ins Telefon hinein. Sébastian war außer sich vor Wut, tobte, dass man Isabelle angeschossen hatte und drohte Fort mit Konsequenzen, die er daraus zu ziehen habe. Er war ihm gegenüber ziemlich ungehalten. „Sie haben schon sehr viel Geld von mir bekommen, Fort! Und Sie bekommen noch weitaus mehr für Ihre Dienste, das wissen Sie! Wie kommt es dann, dass Sie meine Verlobte nicht beschützen konnten? Wie konnte meine Verlobte nur angeschossen werden? Wo zum Teufel waren Sie, verdammt noch mal!? Wo, Fort!? Sagen Sie es mir! Wo!? Man sagte mir, Sie seien der Beste auf diesem Gebiet! Der Beste! Schien ein Irrtum zu sein! Noch so ein Fehltritt, Fort, und Sie sind gefeuert! Und ich sorge dann höchst persönlich dafür, dass Sie nirgendwo mehr... hören Sie, Fort, nirgendwo mehr einen anderen Job bekommen. Ich mach‘ Sie fertig! Verlassen Sie sich drauf! Sie werden sich wünschen, niemals geboren worden zu sein, wenn ich mit Ihnen fertig bin, das schwöre ich Ihnen!“ Sébastian wartete Forts Antwort nicht mehr ab, sondern legte wütend auf. Um Fort gegenüber seine Machtposition hervorzuheben, nannte er ihn vom ersten Tag an nur bei seinem Nachnamen, wenn er mit ihm sprach. Die Höflichkeitsform verlangte zwar ei n Monsieu r vor dessen Namen zu setzen, doch Sébastian hielt es schlichtweg für überflüssig.
Anschließend sprang er vom Sofa auf, zog sich hastig an und fuhr so schnell es ging in die Avenue Denfert-Rochereau zum Krankenhaus St. Vincent de Paul.
An der Information saß eine ältere, untersetzte Frau über einem Formular gebeugt.
Als Sébastian völlig außer Atem dort ankam, füllte sie es gerade gemächlich aus. Sofort richtete er stürmisch seine Fragen an sie. Sébastian war ziemlich ungehalten, vor allem aber wollte er sofort wissen, wo Isabelle zu finden war, und drängte darauf zu erfahren, in welchem Teil des Krankenhauses sie sich in diesem Augenblick befand.
Die alte Frau sah langsam zu ihm auf. „Zu wem wollen Sie?“
„Das sagte ich doch bereits! Haben Sie mir denn nicht zugehört?! Zu Isabelle Dion! Sie wurde heute Morgen mit einer Schussverletzung hier eingeliefert. Isabelle Dion, wo kann ich sie finden?“, erwiderte Sébastian energisch und genervt durch die stoische Art der Alten.
„Sind Sie verwandt oder verschwägert mit ihr?“
„Ich bin ihr Verlobter! Sébastian Ferdinand Jean-Christophe David de Valence. Schon mal was vo m de Valence-Imperiu m gehört?“, entgegnete er herablassend.
„Ich bin von der Polizei angehalten worden, niemandem Auskunft zu geben. Können Sie sich denn ausweisen?“ Sie grinste ihm frech ins Gesicht. Sein Name imponierte ihr nicht im Geringsten.
Sébastian verlor die Nerven. Sein anfänglicher Missmut wandelte sich schnell in Wut um und sprang anschließend in Zorn über. Das dauerte ihm einfach alles zu lange. Zudem ärgerte er sich über das unverschämte Grinsen der Alten. „Wenn Sie mir nicht sofort sagen, wo ich Isabelle Dion finden kann...“, sagte er zornig, „... dann werde ich mein Handy aus der Manteltasche herausziehen, mich über meinen Golfpartner, und zwar keinem Geringeren als den
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