EngelsZorn - Im Blutrausch
seine Stimme. Schon lange hatte er nicht mehr derart schlechte Laune gehabt, wie an diesem Morgen.
„Sie haben mich schon richtig verstanden, Inspektor!“ Sébastians Stimme verhärtete sich.
Clavel ärgerte de Valence‘ Hochnäsigkeit maßlos. Doch der Ärger, den er bereits am Hals hängen hatte, konnte durch de Valences‘ Anruf bei Schlumberger nicht verschlimmert werden, dachte er. De Valence‘ Name war ihm nur zu gut ein Begriff. Er wusste, dass er sehr einflussreiche Freunde und zudem die besten Beziehungen zu den ranghöchsten Personen in Frankreich hatte. ‚... verdammt, der hat den besten Draht zu Schlumberger. Der tobt bestimmt schon in seinem Büro! Was mache ich nur? Ach, ist mir doch egal. Kann jetzt eh nichts mehr dran ändern. Dann soll ihn der Spinner doch anrufen..‘ , überschlugen sich Clavels Gedanken. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass man Schlumberger auf dem ganzen Revier schreien gehört hätte. „Dann rufen Sie ihn doch an! Tun Sie sich nur keinen Zwang an. Von mir erfahren Sie lediglich, wo Ihre Verlobte ist und mehr nicht!“ Clavel versuchte, trotz Sébastians aggressiver Haltung ruhig zu bleiben.
„Wenn Sie mir nicht sofort sagen, was ich wissen will, dann wird das ein Nachspiel für Sie haben! Das garantiere ich Ihnen, Inspektor!“, drohte ihm Sébastian erneut.
„Na und! Von mir erfahren Sie nur, wo Sie sie finden!“, erwiderte Clavel trocken. „Zum Mordfall erhalten Sie jedenfalls keine Detailinformationen! Das garantiere ich Ihnen ebenfalls, Monsieur de Valence!“
„Mordfall? “ Sébastian wurde erst jetzt richtig bewusst, dass es logischerweise auch einen Mord gegeben haben musste, denn sonst führe er wohl kaum ein Gespräch mit einem Inspektor der Mordkommission. „Ich will sofort wissen, wo meine Verlobte ist! Los, sagen Sie es schon!“, befahl er Clavel energisch. Sébastian war ziemlich aufgebracht.
Bevor Clavel jedoch antworten konnte, wurde die Leitung unterbrochen. Schon die ganze Zeit während des Gesprächs mit de Valence hatte er einen immer wiederkehrenden leisen Klingelton in der Leitung gehört. Er sah auf das Display des Handys. Es hatte sich plötzlich abgeschaltet.
‚... wahrscheinlich ist der Akku leer...‘ , dachte Clavel. Er warf das Handy wieder auf Isabelles Schreibtisch und ging zu seinen Leuten zurück.
„Hallo? Hallooooo?“, rief Sébastian währenddessen energisch in sein Mobiltelefon hinein, doch die Leitung war bereits tot. Er wählte erneut Isabelles Mobilnummer. Doch diesmal meldete sich nur eine freundliche Computerstimme am anderen Ende. „Versuchen Sie es später noch einmal. Ihr gewünschter Gesprächspartner ist zur Zeit nicht erreichbar. Please call again later...“
Sébastian legte wütend wieder auf. Dann wählte er Isabelles Geschäftsnummer, die in seinem Handy unte r ‘Anrufe in Abwesenheit ’ abgespeichert worden war.
Doch niemand mehr hob am anderen Ende ab.
Genau in dem Moment, als Sébastian erneut versuchte, Inspektor Clavel zu erreichen, kamen die Leute der Spurensicherung an den Tatort und Clavel ging hastig auf sie zu. Dem aufdringlichen Läuten des Telefons in Isabelles Büro schenkte er daher keine Beachtung mehr.
Sébastian schnürte die Sorge um Isabelle die Kehle zu.
Die Angst um sie und die Ungewissheit darüber, wo sie war, machten ihn zunehmend aggressiver. Er war zudem auch nicht gewohnt, dass ein anderer ein Gespräch beendete, bevor er es tat. Das machte ihn sehr wütend. ’... verdammt... ich ruf’ sofort Schlumberger an! Der muss mir helfen!...’ , dachte er sich und suchte hektisch in seinem persönlichen Telefonbuch die Mobilnummer des Polizeipräfekten. Als er sie gefunden hatte, wählte er sie an.
“Schlumberger.”, meldete sich eine dunkle Stimme am anderen Ende der Leitung.
“Augustin, ich bin’s, Sébastian.” Er war ziemlich aufgebracht und atmete sehr schnell. “Ich brauche sofort deine Hilfe! Isabelle Dion wurde heute Morgen in der Renard S.A.R.L. angeschossen. Ich habe gerade mit Inspektor... hab’ den Namen vergessen... Caval, oder so ähnlich, glaube ich, gesprochen... aber der Typ wollte mir einfach nicht sagen, was dort passiert ist... und wieso sie angeschossen wurde... und dann hat der Mistkerl auf einmal aufgelegt... ohne mir zu sagen, wo sie ist! Ziemlich unverschämt war der, das sag’ ich dir! Vater hätt’ den bestimmt in der Luft zerrissen. Er hätt’ sicherlich nicht so mit sich sprechen
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