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Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Titel: Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Warbeck, »dass alte Leute wie wir heiraten.«
    »O nein, bestimmt nicht«, beteuerten wir höflich und wurden ganz rot dabei.
    »Er ist ein toller Bursche«, sagte Onkel Matthew, »weiß alles. Er sagt, die Zuckerstreuer aus der Zeit Karls II. seien nur eine georgianische Imitation, reiner Nippes, nichts wert. Morgen machen wir einen Rundgang durchs Haus, dann zeige ich Ihnen alle unsere Sachen, und Sie können uns sagen, was damit los ist. Wirklich nützlich, einen Kerl wie Sie in der Familie zu haben, das muss ich sagen.«
    »Das wird bestimmt sehr nett«, sagte Davey mit schwacher Stimme, »aber jetzt sollte ich, glaube ich, wenn es Ihnen nichts ausmacht, zu Bett gehen. Ja bitte, am frühen Morgen Tee – äußerst notwendig, um die Verdunstung während der Nacht zu ersetzen.«
    Er gab uns allen die Hand und eilte aus dem Zimmer, wobei er vor sich hin sprach: »Auf Freiersfüßen wandeln, äußerst ermüdend.«

    »Davey Warbeck ist ein Hon«, erklärte Bob, als wir am nächsten Tag zum Frühstück herunterkamen.
    »Ja, ein fantastischer Hon«, meinte Linda schläfrig.
    »Nein, ich meine, er ist ein echter. Sieh mal, da ist ein Brief für ihn: The Hon. David Warbeck. Ich habe ihn nachgeschlagen, es stimmt.«
    Bobs Lieblingsbuch war zu jener Zeit Debretts Adelskalender, immerzu stöberte er darin herum. Eines Tages soll er seine Nachforschungen Lucille gegenüber dahin gehend zusammengefasst haben, dass »les origines de la famille Radlett sont perdues dans les brumes de l’antiquité«.
    »Er ist nur ein nachgeborener Sohn, und der älteste hat einen Erben, also wird Tante Emily leider keine Lady werden. Und sein Vater ist erst der zweite Baron, im Jahre 1860 kreiert, und sie beginnen erst 1720, davor ist die Linie weiblich.« Bobs Stimme versickerte. »Pst«, sagte er.
    Wir hörten, wie Davey Warbeck, der mit Onkel Matthew die Treppe herunterkam, zum Onkel sagte: »Aber nein, ein Reynolds kann das nicht sein. Ein Prince Hoare vielleicht, einer von den ganz schlechten, wenn du Glück hast.«
    »Schweinedenkerchen, Davey?« Onkel Matthew nahm den Deckel von einer warmen Platte.
    »O ja, bitte, Matthew, wenn du Hirn meinst. Äußerst bekömmlich.«
    »Und nach dem Frühstück zeige ich dir unsere Mineraliensammlung im Nordkorridor. Ich wette, auch du wirst finden, dass wir da etwas ganz Besonderes haben, angeblich die schönste Sammlung in England – ein alter Onkel hat sie mir hinterlassen, ein Lebenswerk. Übrigens, was hältst du von meinem Adler?«
    »Tja, wäre er chinesisch, dann wäre es ein Schatz. Aber leider japanisch, ist die Bronze nicht wert, aus der er gegossen wurde. Linda, Coopers’ Oxford bitte.«
    Nach dem Frühstück strebten wir alle in den Nordkorridor, wo in Vitrinenschränken Hunderte von Steinen aufbewahrt wurden. Dies versteinert und das fossiliert, der blaue Flussspat und der Lapislazuli waren am aufregendsten, die großen Feuersteine, die aussahen, als hätte man sie am Straßenrand aufgelesen, waren am langweiligsten. Wertvoll, einzigartig – sie waren eine Legende in der Familie. »Die Mineralien im Nordkorridor sind gut genug für ein Museum.« Wir Kinder verehrten sie.
    Davey sah sie sich genau an, nahm einige mit hinüber zum Fenster und hielt sie ans Licht. Endlich stieß er einen tiefen Seufzer aus und sagte: »Was für eine schöne Sammlung. Ich nehme an, du weißt, dass sie alle krank sind?«
    »Krank?«
    »Schwer krank, unheilbar. In ein oder zwei Jahren sind sie alle tot – du kannst sie ebenso gut schon jetzt wegwerfen.«
    Onkel Matthew war entzückt.
    »Verflixter Bursche«, sagte er, »nichts ist ihm recht, so ein Kerl ist mir noch nie begegnet. Sogar die Mineralien haben die Maul- und Klauenseuche, wenn es nach ihm geht.«

5
    Das Jahr nach Tante Emilys Hochzeit verwandelte Linda und mich – aus Kindern wurden wir, ziemlich früh für unser Alter, zu jungen Mädchen, die voller Sehnsucht auf die Liebe warteten. Eine Folge der Heirat bestand darin, dass ich meine Ferien nun fast immer in Alconleigh verbrachte. Wie alle, die sich der Gunst Onkel Matthews erfreuten, konnte Davey nämlich nichts, aber auch gar nichts Erschreckendes an ihm finden und lachte nur über Tante Emilys Theorie, es schade meinen Nerven, wenn ich zu viel dort sei.
    »Ihr seid mir ein paar Tränenklöße«, spottete er, »lasst euch von diesem Pappmonstrum Angst einjagen!«
    Davey hatte seine Londoner Wohnung aufgegeben und lebte nun bei uns in Shenley, wodurch sich an unserem Leben während der

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