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English Cooking

English Cooking

Titel: English Cooking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Clough
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Katharina de Braganza eine riesige Kiste voll davon als Teil ihrer Aussteuer anlässlich ihrer Hochzeit mit Karl II. 1662 ins Land brachte, hat das Zeug häufig im Mittelpunktvon Geschichte, Mode und Liebesgeschichten gestanden. Tee spielte eine wichtige Rolle im Unabhängigkeitskampf der amerikanischen Kolonien. Die Kolonisten weigerten sich, den hoch besteuerten aus Großbritannien importierten Tee zu kaufen und warfen ihn bei einer höchst anschaulichen Aktion, die unter dem Namen Boston Tea Party in die Geschichte eingegangen ist, kurzerhand ins Meer. Das Zusammenschmelzen der britischen Silberbestände durch den Kauf riesiger Mengen Tee in China brachte die Briten ab 1830 dazu, im Gegenzug Opium zunächst nach China zu verschiffen und dann ins Land zu schmuggeln. Damit begann eines der unrühmlichsten Kapitel der Kolonialgeschichte: die Opiumkriege. Die Ereignisse in China veranlassten die Briten, riesige Teeplantagen in Ceylon (heute Sri Lanka) und Indien anzulegen, das bald zum weltgrößten Erzeuger avancierte. Viel später wurde der Teeanbau auch in Ostafrika etabliert; Kenia ist heute der größte Lieferant der Briten. Die Nachfrage nach Tee schrieb auch Schifffahrtsgeschichte: Im 19.   Jahrhundert kamen die schnellen, schnittigen, dreimastigen Tea Clippers auf, die aus Fernost über die Meere rasten, um als Erste mit der neuen Ernte in England einzutreffen. Diese Fahrten waren   – typisch Engländer   – natürlich Gegenstand von vielen fieberhaften Wetten.
    Das neue Modegetränk brachte auch eine breite Palette von Zubehör hervor, Teekannen etwa, die zunächst aus Silber, dann aus Porzellan und schließlich aus Steingut hergestellt wurden. Josiah Wedgwood, der große Industrielle der Steinguterzeugung, machte Teeservice für praktisch jeden erschwinglich. Außer den Kannen gab es Tassen, Krüge, Zuckerschalen, Teelöffel und häufig wunderschöne Teewägen, von denen die ältesten noch mit Schlössern versehen waren, weil Tee anfangs extrem teuer war. Tee führte auch zu einer neuen Art des Weissagens: Damen, die es verstehen, die Anordnung der Teeblätter zu interpretieren, die nach dem Austrinken auf dem Boden Ihrer Tasse zurückbleiben, sagen Ihnen Liebe, Geldsegen, eine lange Reise oder was auch immer für die Zukunftvoraus. Die widerstrebende und im Vergleich zu anderen Ländern späte Einführung des Teebeutels hat diesem Zeitvertreib einen schweren Schlag versetzt.
    Die Bandbreite der englischen »cuppa« variiert von starken Aufgüssen, in denen der metaphorische Löffel stehen kann und die von Arbeitern während ihrer Teepausen bevorzugt werden, bis zu eleganten Variationen wie dem rauchigen chinesischen Lapsang Souchong oder grünem Gunpowder-Tee, die zweifellos nur den Geschmack einer Minderheit treffen. Dazwischen gibt es eine Vielzahl von beliebten Sorten wie Darjeeling, dem »Champagner unter den Tees«, der aus den Höhen (über 2000   m) des Himalaja kommt, reichen Assam-Tees von kräftiger Farbe, die genau richtig sind, um als Bestandteil einer English-Breakfast-Mischung die Lebensgeister zu wecken oder einen gegen das englische Winterwetter zu wappnen, oder die erfrischenden goldfarbenen Ceylon-Tees, die ebenfalls in großer Höhe wachsen. Die feinen, hellen, orangefarbenen ostafrikanischen Tees erfreuen sich so großer Beliebtheit, weil sie auch aus Teebeuteln schmecken.
    Besonders gefragt ist Earl Grey, der mit dem Öl der Bergamotte, einer Art Bitterorange, aromatisiert wird. Man hört oft, dass dieses Geheimnis dem zweiten Earl Grey auf einer Mission in China von einem Mandarin anvertraut worden sei. Aber nachdem mit ziemlicher Sicherheit feststeht, dass der gute Earl niemals in China war, und nachdem die Bergamotte nicht in Fernost, sondern im italienischen Kalabrien wächst, und außerdem zahlreiche Teefirmen behaupten, im Besitz des Originalrezepts zu sein, erscheint diese Geschichte zumindest ein wenig fragwürdig. Die wahrscheinlichste Erklärung der Bezeichnung ist, dass diese Mischung in den dreißiger Jahren des 19.   Jahrhunderts, während der Regierung des äußerst populären, reformfreudigen Earls Grey, bekannt wurde.
    Afternoon Tea (Nachmittagstee)
    In den Händen der Engländer entwickelte sich der Tee rasch vom Getränk zu einer ganzen Mahlzeit. Dafür sind wir Anne, der siebten Herzogin von Bedford, zu Dank verpflichtet, die eines Tages im Jahre 1840 genug von dem kleinen Hunger mitten am Nachmittag, in den langen Stunden zwischen Lunch und Dinner, hatte. Sie

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