Engpass
Jahren.«
»Reden S’ net weiter. I bin da sensibel.« Frau Leiner fasst sich an den Mund.
»Haben Sie Silke Maihauser noch gekannt?«
»Freilich hab i die Frau Maihauser kennt!« Die Haushälterin macht eine gewichtige Pause. »Na ja«, redet sie endlich weiter, »kenna is vielleicht z’vui g’sagt. Wer hat die scho wirkli kennt? Die Silke, die hat so a verschlossene, seltsame Art g’habt. Aber i hab damals scho für ihren Mann kocht und sauber g’macht hab i a, wenn S’ des moana.«
Elsa lächelt vorsichtig. »Sie mochten Frau Maihauser?«, erkundigt sie sich.
»Soll i ehrlich sei?« Frau Leiner kommt näher an Elsa heran, als habe sie vor, etwas Verbotenes in aller Stille loszuwerden.
»Natürlich. Nur zu«, ermuntert Elsa sie.
»Die Silke, die war arrogant und geldgierig. Und solche Leit mog i gar net.«
»Ist das Ihre persönliche Einschätzung von Silke Maihausers Charakter?«
Frau Leiner lacht empört auf. »Jetzt reden S’ net so g’schwollen. Es wusst’ a jeder, dass sie’s nur auf Maihausers Geld abg’sehn hat.«
»Niemand hat ihn gezwungen, sie zu heiraten«, gibt Elsa zu bedenken.
»Die hat dem Fred, dem Maihauser moan i, doch mit ihrem Ausschnitt, ihren Brüsten den Kopf verdraht und mit den superkurzen Röcken, die sie immer ozog’n hat. Des war doch scho verboten. Koa Kerl konnt die Augen von ihr lassen. Koaner, sag i Eana.«
»Das hat den Frauen im Ort sicher Kopfzerbrechen bereitet.«
Birgit Leiner verzieht angewidert das Gesicht. »I bin unverheiratet, wenn S’ des moana. Immer scho. Mi hat’s net troffen. Aber g’stört scho. Des war einfach nimmer zum Mitansehen. Und betrog’n hat’s ihn nach Strich und Faden, des sag i Eana.«
»Und er?«
Frau Leiner zuckt mit den Achseln. »G’sagt hat er nie was. Unverständlich, wenn S’ mich frag’n. Leid hat er mir tan, der Maihauser. G’schuftet hat er Tag und Nacht. Und sie hat die Klunker kriegt. Einkaräter. Lupenrein. Und eine Reise nach der andern und den Sportwagen, so a auffälliges G’schoss in Rot. Nachdem sie vermisst worden is, hat er’n verkauft. Er konnt’s net ertragen, den Wagen tagtäglich z’sehen. Ohne sie drin, moan i.«
»Hat Herr Maihauser um seine Frau getrauert?«
»An Herzinfarkt hat er g’habt. Ist des net g’nug der Trauer?« Birgit Leiners Gesicht hat rote Flecken bekommen, so sehr regt sie sich auf.
»Ich verstehe.« Elsa hält Frau Leiner die Hand hin. »Danke, das wär’s fürs Erste, Frau Leiner.« Sie drückt der Haushälterin ihre Karte in die Hand. »Herr Maihauser soll sich umgehend bei mir melden.«
»I sag’s eam.«
Elsa geht über den prachtvollen Seiden-Perserteppich zur Tür.
Sie spürt den Blick der Haushälterin noch im Nacken, als sie in ihren Golf steigt.
Elsas Handy klingelt. Es ist Degenwald. »Wo stecken Sie?«
»Ich war bei Maihauser, aber er war nicht da. Dafür hab ich seine Haushälterin kennengelernt.«
»Birgit Leiner, mein Gott. Die redet doch nur blödes Zeug. Wenn sie nur was sagen kann, ist sie glücklich.«
Elsa verspürt einen Stich in der Magengegend. Glaubt Degenwald tatsächlich, dass sie das nicht mitbekommt?
»Und bei Ihnen?«
»Kommen Sie ins Büro. Ich hab eine Liste ausdrucken lassen. Alle Männer, mit denen Frau Maihauser engeren Kontakt hatte. Die teilen wir unter uns auf, wenn’s Ihnen recht ist. Außerdem alles, was mit Fred Maihauser zu tun hat. Das gesamte berufliche und private Umfeld. Sehr umfangreich.«
Elsa steuert den Wagen durch die Ortschaft. »Ich bin gleich bei Ihnen. Ich fahre nur noch kurz bei mir zu Hause vorbei, um mich umzuziehen.«
In der Leitung knackt es. Degenwald hat aufgelegt.
Elsa biegt in die kleine Straße ein und sieht ihr neues Heim wenige Meter vor sich in die grüne Umgebung gebettet. Das fremde Haus, das einsam neben der Straße steht. Da wohnt sie jetzt. Anna ist noch in der Schule. Aber ein Wagen steht in der Auffahrt. Eine silbergraue Mercedes-Limousine mit Kölner Kennzeichen. Elsa spürt Wut in sich hochsteigen.
4. Kapitel
»Ich habe mir freigenommen, dabei hätte ich heute eine wichtige Verhandlung gehabt.« Hartmut steht wie ein Inquisitor vor Elsa, mit in die Hüfte gestemmten Händen und einem zurechtweisenden Blick. Suchend schaut er sich um, als lauere er auf irgendetwas, das das Leben hier unmöglich macht.
»Mein Gott, in welche Einöde hast du dich nur verkrochen? Das ist doch eine Zumutung für Anna, und für dich auch.«
Elsa spürt, wie ihr die Wut bis in die
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