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Engpass

Engpass

Titel: Engpass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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einrichten, wie du magst.«
    »Können wir heute Abend nicht wenigstens mal nach München fahren?«
    »Ich bin hundemüde, Anna. Wirklich.«
    Mit geschmierten Broten, dicken Socken an den Füßen und einer Decke über dem Bauch hockt Elsa später auf dem Parkettboden.
    »Papa wird uns vermissen«, seufzt Anna und beißt in eine Gurke.
    Elsa sagt nichts dazu. Sie ist mit Essen beschäftigt.
    Das frische Brot schiebt sich zwischen die Zähne. Elsa fährt mit der Zunge daran entlang, löst die klebrige Stärke.
    Annas Handy klingelt.
    Elsa lehnt sich sachte nach hinten. Ihr Gesicht wird weich. Das wird jetzt dauern. Über Annas nächste Handyrechnung wird sie großzügig hinwegsehen müssen.

     
    »Ihre erste Tote in Bayern, Frau Kollegin. Nein, nichts Frisches. Schon ’n älteres Semester. Nein, keine Alte. Eine Junge, so um die 30, vielleicht auch jünger.«
    Elsa räuspert sich ins Telefon. »Können Sie sich auch so ausdrücken, dass man Sie versteht?«, verlangt sie.
    »Ist jung gestorben. Vor ungefähr 20 Jahren, meint der Gerichtsmediziner.« Degenwalds Stimme klingt dröhnend durch Elsas Handy.
    »Ich komme«, antwortet sie.
    »Bringen Sie Gummistiefel mit«, rät Degenwald noch. Doch Elsa hat längst das Gespräch unterbrochen.
    Sie geht in den Flur, greift nach ihrer Jacke und verlässt das Haus.
    Anna schaut aus dem Fenster. Der kleine Ausschnitt Außenwelt zeigt ihre davoneilende Mutter. Elsa, die in den Golf eingestiegen ist, schließt den Fensterspalt auf der Fahrerseite, den sie offen gelassen hat, startet und gibt Gas.
    Anna schaut dem Wagen einen flüchtigen Moment lang zufrieden grinsend nach. Dann kippt sie das Fenster ihres Zimmers, holt ihr Handy vom Tisch und ruft Lars’ Nummer ab. Ihr Grinsen verwandelt sich in ein richtig hübsches Lächeln.

     
    Degenwald wartet am rot-weißen Balken, der den Forstweg abgrenzt. Er hebt seinen Hut, als Elsas Golf vor ihm abbremst.
    »Ich dachte, bis hierhin finden Sie’s«, begrüßt er sie. Er ist um den Wagen herum zur Fahrerseite gegangen.
    »Ich hätt’s auch noch weiter gefunden. Immer geradeaus, was?« Elsa hat die Scheibe hinuntergekurbelt und schaut zu Degenwald hoch.
    »Frauen!«, brummt der. »Da will man helfen, und was hat man davon? Eine Belehrung darüber, dass sie ohnehin alles selbst wissen. Darf ich?« Er öffnet die Beifahrertür und steigt ein. »Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber hier spricht man die Dinge unmissverständlich an. Sie haben ständig so eine Schärfe in der Stimme. Hab ich Ihnen was getan? Irgendwas, das mir nicht aufgefallen ist?«
    Elsa sieht Degenwald argwöhnisch an. Dann lächelt sie, obwohl sie es gar nicht will. Sie legt den ersten Gang ein und fährt an. »Wo ist die Tote?«, fragt sie. Keine Entschuldigung, keine Entgegnung. Nichts.
    »Wenige Autominuten von hier. Sie werden begeistert sein.« Degenwald seufzt.
    »Sie sind makaber, Degenwald.« Jetzt lächelt Elsa gewollt.

     
    Elsa fährt die braungrüne Eintönigkeit entlang. Dreimal steigt sie mit Degenwald aus, schafft Äste und Zweige beiseite, die der Wind von den Bäumen gerissen hat.
    »War ein fürchterlicher Sturm gestern«, murmelt ihr Kollege.
    »Unten im Dorf hat man’s gar nicht gemerkt«, wundert sich Elsa.
    »Wir sind hier den Naturgewalten ausgesetzt. Land, Frau Kollegin, pures Land. Ich hatte es Ihnen bereits angedroht.«
    Eine Weile fahren sie schweigend, dann spricht Degenwald erneut. »Haben Sie übrigens schon eine Unterkunft gefunden, oder harren Sie noch im Hotel aus?«
    »Ich habe ein Haus in Unterwössen gemietet. Gleich neben der Kirche.«
    »So ein Zufall«, unterbricht Degenwald sie. »Da wohne ich auch. Nur wenige Minuten von Ihnen entfernt. Den Kirchackerweg hinauf, Richtung Hochgern.«
    »Hochgern?«, fragt Elsa.
    »Kleine Aufklärungsstunde gefällig?« Degenwald scheint in seinem Element. »Der Hochgern ist unser Hausberg. Sonnenuntergänge mit ihm im Vordergrund machen sich besonders gut. Darauf sollten Sie in Zukunft achten.«
    »Ich bin eher an der Aufklärung diverser Fälle interessiert als an röhrenden Hirschen und Sonnenstrahlen auf Gebirgsmassiven.«
    »Verstanden!« Degenwalds Blick bleibt auf die Straße gerichtet. »Wie könnte man Sie auch missverstehen? Bei der Eindeutigkeit.«

     
    »Die sieht ja noch richtig gut aus«, murmelt Elsa, während sie die Leiche studiert.
    Im Moor ist es feucht und rutschig. Schon nach einer Minute kann sie sich nur noch mit der Hand an einem Ast festkrallen, weil ihre

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