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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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dass ich mich je an sie erinnern müsste.
    »K onzentrier dich«, verlangte Phoenix. »D u musst deine Wunden heilen. Ich brauche dich so stark wie möglich, sonst kann ich dir nicht helfen.«
    »I ch… verstehe nicht«, sagte ich. Das Sprechen strengte mich an.
    Er legte mir die Hand auf die Schulter. »I ch werde dir später alles erklären. Du musst mir vertrauen.«
    Das Krachen hielt an und ich hörte jetzt, dass da noch andere Geräusche waren. In der Ferne hörte man Leute herumschreien– Leute, die ich kannte.
    Mir fiel Lincolns Bitte wieder ein. Trotz meiner Schwäche– und seiner– spürte ich ihn durch unser Band. Er war noch am Leben. Ich spürte das zarte Flattern in unserer Verbindung– er wusste, dass ich an ihn dachte. Er machte mir Mut. Mir fiel wieder ein, dass ich ihm versprochen hatte, Phoenix zu vertrauen.
    Ich nickte und schloss die Augen, konzentrierte mich auf meine Fähigkeiten und beschwor sie herauf. Sie waren schwerfällig und müde, aber meine Kraft baute sich langsam auf und arbeitete sich durch meinen Körper, wobei sie die schlimmsten meiner Verletzungen heilte. Ich spürte, wie Lincoln seine Kraft hinzufügte und versuchte, ihn zu blockieren, damit er behielt, was er– wie ich wusste– brauchte, aber es dauerte eine Weile, bis ich stark genug war, ihn wirksam wegzuschieben.
    Schließlich schlug ich die Augen wieder auf. »I n Ordnung«, sagte ich. »A llmählich fühle ich mich besser.«
    Phoenix nickte, seine Miene war jetzt verschlossen.
    »W as jetzt?«, fragte ich und blickte um mich. Wir waren wieder in Evelyns Hütte, im Keller. »W o ist Lincoln?«
    »E r ist noch dort.«
    »U nd Evelyn?«
    Phoenix nickte nur.
    Ich seufzte. »W as ist mit den Kindern?«
    »S ie hat Onyx die einundsiebzig mitnehmen lassen, aber sie hat immer noch fast dreißig eingesperrt und hat vor, sich noch mehr zu holen.«
    »W er ist noch hier?«, fragte ich, als ich deutlicher sehen konnte. Das Krachen, das ich gehört hatte, war von der anderen Seite der Kellertür gekommen.
    Er zuckte mit den Schultern. »I nzwischen wohl die ganze verdammte Truppe. Wir haben nicht mehr viel Zeit, bis sie zu uns durchkommen.«
    Warum sperrt er sie aus?
    »W ir gehen also zurück, nicht wahr? Wir müssen diese Kinder da rausholen«, sagte ich.
    Phoenix schüttelte langsam den Kopf. »Z uerst müssen wir etwas anderes tun.«
    »W as?«
    Was um alles in der Welt konnte denn wichtiger sein?
    »B esser, du fragst nicht.«
    Bei seinen letzten Worten war Phoenix plötzlich über mir, setzte sich rittlings auf mich und drückte mich nach unten. Ich war wehrlos und konnte ihn nicht aufhalten, meine Stärke reichte nicht an seine heran. Meine Augen wurden groß, als sich seine Hand über meinen Mund und meine Nase schloss.
    Ich trat nach ihm und wölbte mich unter ihm, aber es war sinnlos. Er war zu stark. Jede meiner Bewegungen wurde mit Leichtigkeit ausgebremst, und ich bekam keine Luft mehr, weil Phoenix mich erstickte.
    Die solide Tür blockierte den Weg für die Helfer. Sie konnten nicht rechtzeitig durchbrechen.
    Ich spürte, wie Phoenix über mir bebte, und sein quälender Blick durchdrang mich, eine Million Worte lagen darin, aber ich konnte nicht eines davon herauspflücken.
    War dies die Art und Weise, wie ich gehen sollte?
    Die Art und Weise, die für mich bestimmt war?
    Ich hatte so lange geglaubt, dass Phoenix derjenige sein würde, der mich umbringen würde. Hatte er mich nur für diesen letzten, schrecklichen Verrat zurückgelockt? Er musste das geplant haben. Er wollte mich schon seit so langer Zeit tot sehen.
    Das ist seine Rache.
    Ich hörte auf, mich zu wehren.
    Meine Zeit ist gekommen. Ich habe getan, was ich konnte, und das ist jetzt mein Ende.
    Ich starrte ihn an. Er weinte. Ich verstand es nicht.
    Die Bilder begannen die Farbe zu verlieren und das Leben in mir glitt davon. Als das letzte bisschen Licht verschwand, stand ich plötzlich vor dem Engel, der mich gemacht hatte.
    Ich wusste ohne jeden Zweifel– ich war tot.
    Da war keine Wüste. Kein Atelier.
    Ich war auf einem Feld. Langes, federleichtes Gras, Sonnenschein, der mich bis auf die Knochen wärmte. Alle Schmerzen waren verschwunden. Und das war nicht meine Welt.
    Es fühlte sich seltsam an wie ein Traum, aber es war keiner. Das war etwas anderes – zunächst mal regnete es in meinen Träumen fast immer. Doch gerade als mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss, knisterte es laut am Himmel und Regen fing an, herunterzuprasseln.
    Der Engel, der

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