Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
Vom Netzwerk:
mich gemacht hatte, stand vor mir. Er war vollkommen trocken, kein Tropfen Regen hatte ihn berührt. Sein Gesicht war deutlicher zu sehen als je zuvor. Es war menschlicher – und gleichzeitig weniger menschlich.
    »I ch bin tot «, sagte ich, die Worte hallten überall um mich herum.
    »I m Moment? Ja «, erwiderte er.
    Ich entdeckte die seltsamen, schwebenden Dinge, die ich so viele Male zuvor bei meinen Begegnungen mit Uri und Nox gesehen hatte. Sie schwebten im Hintergrund, schimmerten und sprangen auf unberechenbare Weise hervor. Bei den herabstürzenden Wassermassen erinnerten sie mich an riesige Quallen. Ich machte einen Schritt auf sie zu, weil ich mehr denn je von ihnen angezogen wurde.
    »K ind, nein. Noch nicht «, sagte mein Engel sanft. Dennoch war es ein Befehl. Ich erstarrte.
    »S ind wir im Himmel ?«
    »W ürde so der Himmel für dich aussehen? Ein Feld und Regen ?«
    »N ein .«
    »D ann ist das deine Antwort .«
    »I st es das Engelreich ?«
    »W ir brauchen kein Land oder materielle Substanz. Wir sind jenseits davon .«
    »W o sind wir dann ?« Selbst im Tod war er noch nervtötend kryptisch.
    »D ort, wo du sein musst. Du bist in der Verbindung, dem Ort, an dem wir dir nah sein können. Er gehört weder uns noch euch. Es ist ein Ort, den wir gemeinsam erschaffen .«
    Plötzlich wusste ich es. Das war das, worum sich alles drehte. Dieser Ort. Das war irgendwie das, was ich war.
    »A ndere kommen nicht hierher, oder ? «, fragte ich.
    »N ein. Wenn wir müssen, können wir einen Ort für sie simulieren. Einen Ort für ihre Prüfungen – einen Traum, eine Vision –, aber kein anderer hat die Fähigkeit, einen Platz im Universum mit uns zu schaffen. Du bist die Einzige .«
    Ich schloss die Augen und wusste intuitiv, was ich tun musste. Ich zwang mich, die Wahrheit zu sehen – diesen Ort als das zu sehen, was er wirklich war. Ich schlug die Augen wieder auf.
    Das Erste, was ich sah, waren die Grenzen, als wären wir auf einer Insel, die umgeben war von … nicht Nichts, aber auch nicht … Etwas. Von unbekanntem Raum. Dann bemerkte ich die Sonne. Sie war viel näher, als sie sein sollte, und der Regen, den ich hervorgerufen hatte, hörte sofort auf und gab den Blick auf den Himmel frei.
    Ich schnappte nach Luft und wich ein paar Schritte zurück.
    Der inzwischen dunkle Himmel war voller Regenbögen. Dutzende. Hunderte. Regenbögen umfassten das Universum, verbanden alles.
    »W as … Was bedeutet das ?«
    »N eue Möglichkeiten .«
    »W ofür ?«
    »V iele Dinge .«
    »A ber ich … ich bin tot .«
    »V orläufig .«
    »A ber Nox und Uri haben gesagt, das wäre das Engelreich, als sie mich besucht haben. Dass sich die beiden Reiche berührten .«
    Der Engel, der mich gemacht hat, zuckte mit den Schultern. »I n gewisser Weise stimmt das. Sie haben dir erzählt, was du bereit warst zu hören. Wie geht es Evelyn ?«
    Sein Themenwechsel überraschte mich. »S ie ist … Lilith hat sie .«
    Er nickte. »S o muss es sein. Diejenigen von uns, die ihren Weg am frühesten gewählt haben, sind die Stärksten, und Lilith wurde als Erste verbannt – ihre Macht wächst. Evelyn ist keine würdige Gegnerin mehr. Sie hat getan, was sie konnte, und das war bemerkenswert, aber jetzt ist es an der Zeit, dass diese Schlacht beendet wird. Zeit für dich, deinen Platz einzunehmen .«
    »W ie ?«
    »D u hast die Mittel, die du brauchst .« Er blickte auf meine Handgelenke und meine Male fingen an, herumzuwirbeln. Ich hielt sie hoch, weil ich mich daran erinnerte, was Onyx gesagt hatte.
    »D ie dreizehnte Zutat «, murmelte ich.
    Er lachte, womit er mich erneut überraschte. »D ie einzige Zutat .«
    Ich blinzelte. »A ber … Onyx hat gesagt … Warum … Warum dann die anderen Zutaten ?«
    »D ie Menschen machen die Dinge gern kompliziert. Es ist Zeit zu gehen .«
    »K ümmerst du dich ? «, fragte ich rasch, weil ich nicht wusste, was passieren würde, wohin ich jetzt gehen würde.
    »U m viele Dinge «, antwortete er.
    Sehnsüchtig nach etwas, was mich wieder ganz machte, drängte ich: »U m mich? Kümmert es dich, was mit mir passiert ?«
    Er sah mich einen Moment lang nachdenklich an, und etwas flackerte in seinen Augen auf, das ich nicht entschlüsseln konnte. »G enug um das zu erlauben, von dem ich weiß, dass es jetzt passieren muss «, sagte er. Hinter seinen Augen loderte Feuer auf.
    Als ich ihn einfach anstarrte, sah er über mich hinweg. »G eh. Gewinne den Krieg, hinterher kannst du fragen, was du willst

Weitere Kostenlose Bücher