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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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mit großen Augen an. »G laubst du wirklich, ich würde einfach zur Tür hinausgehen?«
    Ich hätte fast über ihren verletzten Tonfall gelacht. »G laubst du wirklich, dass du das nicht tun würdest?«
    Sie seufzte und sah wieder Dad an. »D u hast seine Sturheit geerbt.« Sie sah aus, als wollte sie noch mehr sagen, schüttelte aber dann frustriert den Kopf. Die Bewegung verschaffte mir ein klein wenig Befriedigung. »I ch gehe nirgendwohin.«
    Oh, bitte!
    Ich starrte sie an und fragte mich, ob ich noch genug Zeit hätte, sie hinauszuwerfen, bevor er aufwachte.
    Himmel. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie Dad aufwacht und sieht, wie sich seine Tochter und seine tote Frau in der Luft zerreißen.
    »B itte, geh einfach«, sagte ich. Alles würde besser werden, wenn erst mal mehrere Städte zwischen uns lagen. »D u gehörst nicht hierher.«
    Sie verschränkte die Arme. Aber ich merkte, dass sie angespannt und bereit war, falls die ganze Angelegenheit in einem Kampf enden würde.
    Meine Augen wurden schmal, und die Versuchung, sie zum Handeln zu zwingen, wurde größer. Doch wir wussten beide, dass wir das nicht riskieren konnten.
    »W eiß er, was du bist?«, fragte sie, und ihre Schultern entspannten sich.
    Ich setzte mich zurück auf meine Fersen. »N ein. Aber er weiß etwas. Er hat deinen Brief gelesen und meine Male gesehen. Ich hatte vor, es ihm heute zu sagen.«
    Sie nickte, als ihr alles klar wurde. »N un, dann komme ich ja gerade richtig. Wir werden es ihm gemeinsam sagen. Alles.«
    »W ie umsichtig von dir«, schoss ich aus dem Hinterhalt.
    Dad begann sich zu regen.
    »G ut«, sagte ich. »A ber wenn du anfängst, mit Lügen um dich zu werfen, dann rechne nicht damit, dass ich da mitmache. Anders als bei dir wird meine Version tatsächlich die Wahrheit enthalten.«
    Bevor sie etwas erwidern konnte, bewegte sich Dad und schlug die Augen auf.
    »V iolet?«, krächzte er, seine Stimme hörte sich unsicher an.
    »E s ist alles in Ordnung, Dad«, erwiderte ich und legte ihm den Arm um die Schulter. »D u bist zu Hause und in Sicherheit.« Ich warf Evelyn einen warnenden Blick zu, dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder meinem Vater zu. »N iemand wird dir mehr was tun.«
    Seine Augen wurden klarer, und trotz seiner Verwirrung lächelte er mich an. Ich lächelte zurück. Dann sah er Evelyn. Er schnappte nach Luft und ich musste nach ihm greifen, um ihn zu stützen, während er sich bemühte, sich aufzusetzen.
    »A tme, Dad. Sonst bekommst du wieder eine Panikattacke«, sagte ich so beruhigend wie möglich.
    Seine Augen waren so groß, dass sie fast weiß waren. »O h, Gott. Ich habe mir das nicht eingebildet. Wer bist du? Du… du siehst aus…«, stammelte er.
    Evelyn holte tief Luft und sah ihm in die Augen. »B ei unserem ersten Date hast du mich zu einer Kutschfahrt durch den Central Park eingeladen. Du hattest nur das Geld für die Hälfte der Tour, deshalb wurden wir mitten im Park rausgeworfen und mussten zu Fuß zurückgehen. Unterwegs hast du Blumen für mich gepflückt. Als du dich an diesem Abend verabschiedet hast, hast du mich geküsst und gesagt: ›Das ist nur der Anfang.‹ Am nächsten Tag haben wir uns zum Frühstück getroffen– und alle darauffolgenden Tage ebenfalls, ganze sechs Wochen lang. Der erste Morgen, an dem wir nicht zusammen gefrühstückt haben, war der Tag unserer Hochzeit.«
    Dad war wie erstarrt. Genau wie ich. In einer einzigen kleinen Rede hatte ich mehr über ihre Beziehung erfahren, als Dad mir je erzählt hatte. Und das machte mich nur noch zorniger.
    Wie hatte sie ihm das nur antun können?
    Die Zeit schien still zu stehen. Evelyn sah Dad an, ihr Blick flehte darum, dass er diese Unmöglichkeit akzeptieren würde. Dad starrte sie ungläubig an. Mein Blick schoss zwischen den beiden hin und her…
    Meine Eltern.
    »E velyn?«, hauchte er.
    Sie nickte.
    »B ist du…« Er schluckte. »B ist du ein Geist?«
    »N ein«, sagte Evelyn ruhig. »I ch bin ein Mensch. Überwiegend zumindest.« Sie zog die Augenbrauen zusammen. »G laube ich.«
    »O h«, sagte Dad.
    Ich sah sie an und verdrehte die Augen.
    Tolle Erklärung.
    »J ames, Violet und ich haben eine Menge zu erklären. Wir würden dir gern alles erzählen, wenn du bereit bist zuzuhören, aber wir müssen dich warnen– wenn du es erst mal weißt, wirst du Teil dieser Welt…« Sie senkte den Blick und Traurigkeit schlich sich in ihre Stimme. »U nd du kannst nie mehr zurück.«
    Ich knirschte mit den Zähnen. Ich

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