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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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Mission, für die er alle Informanten und Verbannten von niederem Rang in der ganzen Stadt aufstöberte, in dem Versuch, mehr über das körperliche Band zwischen Phoenix und mir herauszufinden. Und darüber, wie man es zerreißen kann.
    Wie immer hatte ich etwas dagegen einzuwenden. Wie immer blieb er eisern.
    Als ich an Lincolns Lagerhalle ankam, war ich wütend auf mich selbst, weil Lincoln darauf bestanden hatte, allein zu gehen, und ich es zugelassen hatte. Auf den Stufen vor dem Gebäude saß Evelyn.
    Darauf war ich nicht vorbereitet, aber bestimmt würde sie nicht weggehen, und früher oder später mussten wir ja miteinander reden. Wenn wir erst mal an der Akademie waren, konnten wir uns nicht darauf verlassen, dass irgendeines unserer Gespräche privat blieb. Das bedeutete wohl jetzt oder nie.
    Ich ging an ihr vorbei, schloss die Tür auf und ließ sie offen. Sie folgte mir und machte die Tür hinter sich zu.
    Die Kaffeemaschine zog mich an wie ein Magnet, und ich fing an, zwei Tassen Kaffee zuzubereiten. Evelyn machte keine Anstalten, zu mir zu kommen, sondern schaute sich mit beunruhigender Neugier in Lincolns Wohnung um. Ich bemerkte, wie ihr Blick an den Decken hängen blieb, die noch von letzter Nacht über dem Sofa hingen, und wie sie dann zu der Wand schaute, die mit dem riesigen Tuch abgedeckt war.
    Flüchtig fragte ich mich, ob Lincoln dahinter geschaut hatte, verwarf den Gedanken jedoch rasch wieder. Das würde er nicht tun.
    Als Evelyn endlich zu mir trat, reichte ich ihr einen Latte.
    »D anke«, sagte sie und rührte einen Löffel Zucker hinein. »D as ist eine großartige Wohnung. Das Licht ist herrlich.«
    Das war es allerdings. Lincolns Lagerhalle hatte zwei riesige Bogenfenster, die sich in voller Höhe über den Raum erstreckten, in dem man ohne Weiteres noch ein zweites Stockwerk hätte unterbringen können.
    »D u solltest es mal ganz früh am Morgen sehen«, sagte ich.
    »D u übernachtest wohl oft hier?«
    Ich verschränkte die Arme und lehnte mich an die Küchenbank, nicht bereit, darauf einzugehen. »W eißt du, wer er ist?«
    »W er?«
    »D er Engel, der mich gemacht hat. Ich weiß, dass deiner Semangelof war. Ich weiß, du hast den Tauschhandel mit meinem geschlossen, er hat es mir gesagt. Also, weißt du, wer er ist?« Evelyn mochte zwar zu mir gekommen sein, das bedeutete aber nicht, dass ich nicht auch Fragen stellen konnte.
    »J a.« Sie war irritierend gut darin, immer denselben neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten.
    So lässt sich etwas erreichen.
    »N un, wer ist er?«
    Sie nahm einen Schluck Kaffee. Eine Taktik um Zeit zu gewinnen. »E s ist nicht an mir, dir das zu sagen, und es ist besser, du weißt es nicht. Vorerst jedenfalls.« Sie seufzte, legte ihre Hände auf die Bank und beugte sich vor. »I ch wollte dich und deinen Dad nicht verlassen. Ich habe jede einzelne Sekunde der Zeit gespürt, in der ich von euch getrennt war. Aber ich würde alles wieder so machen. Du kannst mich hassen, wenn du willst– ich würde das auch tun, wenn ich du wäre– aber ich schaue dich an und verstehe… Ich habe dir vielleicht die Familie genommen, aber ich habe dir auch eine gegeben. Du bist eine Grigori– sie sind jetzt deine Familie, und du bist eine Kriegerin.«
    Ich wandte mich von ihrem stechenden Blick ab. Ich konnte sie nicht an mich heranlassen. Ich konnte es einfach nicht. Mein ganzes Leben hatte ich ohne Mutter verbracht.
    Was will sie von mir?
    »J etzt habe ich eine Frage an dich«, sagte sie, zufrieden, dass sie mich zum Schweigen gebracht hatte.
    »W as?«, fragte ich, während ich noch immer alles verdaute.
    »D u und Lincoln– seid ihr mehr als nur Partner? Griffin weigert sich, darüber zu reden. Ich muss es aber wissen.«
    Ich nahm einen Schluck Kaffee. Sie zog die Augenbrauen nach oben.
    »J a. Nein. Es ist kompliziert«, antwortete ich.
    Sie nickte. »G riffin hat mir von Rudyard und Nyla erzählt. Sie waren Freunde von mir.« Ihre Stimme versagte, und ich war erstaunt über ihre aufrichtige Trauer. Die meiste Zeit schien sie so kalt zu sein, aber jetzt nicht– offenbar waren sie wirklich ihre Freunde.
    »S ie waren auch meine Freunde«, sagte ich. Als sie nichts erwiderte, fügte ich hinzu: »P hoenix hat das getan. Phoenix war der Grund, weshalb Rudyard gestorben ist.«
    Evelyns Blick wurde grimmig. »E r wollte damit etwas demonstrieren?«
    Ich nickte, Schuld legte sich schwer auf meine Brust.
    »D u und Lincoln seid Seelenverwandte.«
    Das war keine

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