Entbrannt
einmischt? Man sagt ihm nach, dass er ziemlich besitzergreifend ist«, sagte Spence, der mich festhielt, während ich mich zur Wehr setzte.
Mein ganzer Körper wurde von einer Art verspätetem Schock erfasst, und ich sackte in Spence’ Arme, weil ich plötzlich Lincolns Anwesenheit spürte.
Wie kommt es, dass ich ihn bisher nicht wahrgenommen habe?
Tatsächlich hatte ich außer meinem Zorn auf Onyx überhaupt nichts wahrgenommen.
Onyx rappelte sich auf. Er klopfte sich ab und blickte mich überraschend ruhig an, aus diesen aufrichtigen Augen, die ich neuerdings bei ihm entdeckte– den Augen eines Verbündeten.
»N imm es als kleine Erinnerung daran, wie es ist, einen Feind zu haben, der deine Gefühle anzapfen kann.« Er neigte den Kopf und sah mich abschätzend an. »I ch schlage vor, dass du daran arbeitest, Regenbogen.«
Endlich konnte ich Spence abschütteln, offenbar hatte er es aufgegeben, mich zurückhalten zu wollen. »D as war alles Absicht ? «
Onyx’ Mundwinkel hoben sich. »N icht, dass ich es nicht genossen hätte.« Damit drehte er sich auf dem Absatz um und ging auf Dappers Wohnung zu.
»D u hast verdammt Glück, dass sie dich nicht umgebracht hat«, murmelte Dapper, der ihm folgte.
»D er ist doch vollkommen verkorkst«, sagte Spence hinter mir.
»T otal durchgeknallt«, fügte Steph hinzu.
Aber er war überhaupt nicht durchgeknallt.
Onyx hatte mir gerade geholfen, und er hatte recht. Wenn sich Onyx schon in meine Gefühle einschleichen konnte, dann konnte Phoenix das erst recht.
Der Rest des Tages verlief wie erwartet. Viele Diskussionen und nicht viel Neues. Griffin musste die Geschichte immer wieder erzählen, als Grigori-Grüppchen aus der Stadt im Hades vorbeikamen, um sich Instruktionen für seine Abwesenheit abzuholen. Griffin übertrug Beth und Archer die Verantwortung und sagte zu Nathan und Becca, dass sie sich jederzeit bereithalten sollten, sofort zu uns nach New York zu kommen. Als Krieger waren sie nicht gerade begeistert darüber, dass sie zurückgelassen wurden, aber ich merkte, dass Griffin die Stadt lieber nicht ohne Schutz zurücklassen wollte. Außerdem wollte er nicht, dass es so aussah, als würden wir an der Akademie mit Truppen aufmarschieren. Das würde die falsche Botschaft vermitteln.
Nachdem er all seine Grigori getroffen hatte, setzte er sich zu Zoe, Spence und Salvatore. Er ließ Spence versprechen, dass er sich an der Akademie von seiner besten Seite zeigen würde– offenbar hatte man sich Griffins Wort darauf geben lassen, damit Spence wieder dorthin zurückkehren durfte. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Spence die Akademie unerlaubterweise verlassen, bevor er seine Ausbildung dort beendet hatte.
Dann erklärte Griffin Salvatore, dass er Dapper, Onyx und Steph auf ihrer Suche nach den Zutaten für den Qeres-Trank begleiten sollte, für den Fall, dass sie auf irgendwelche Probleme stoßen sollten.
Salvatore nickte und schien begeistert zu sein von seiner Mission. Das lag wohl eher daran, dass er mit einer solchen Verantwortung betraut wurde, als daran, für Steph den Bodyguard zu spielen. Auf der anderen Seite des Zimmers sah ich Steph nervös an ihren Fingernägeln kauen, als sie ebenfalls seine Reaktion einschätzte.
»D as wäre mir eine Ehre. Auch wenn ich mir Sorgen darüber mache, von meiner Partnerin getrennt zu sein«, sagte er und blickte Zoe an.
Griffin nickte erfreut über Salvatores Reaktion. »G uter Mann.« Er wandte sich an Zoe. »D u hast die Wahl.«
Zoe war nicht dumm. Von seinem Partner getrennt zu sein, war nicht ideal, aber wenn Salvatore mit Dapper unterwegs war, bedeutete das, dass dieser ihn, wenn nötig, heilen konnte, und wenn Zoe bei mir blieb, konnte ich ihr das Gleiche zusichern. Abgesehen davon bestand immer die Gefahr, dass man voneinander getrennt wurde, vor allem in Anbetracht meiner Angewohnheit, Probleme anzuziehen.
Zoe dachte über ihre Optionen nach. Als sie aufblickte, sah sie entschlossen aus. »W ir müssen jetzt alle an der Stelle sein, an der wir am meisten gebraucht werden. Wenn Salvatore Dappers Truppe begleitet, dann werde ich dort nicht gebraucht. Wenn es für Sal okay ist, gehe ich nach New York.«
Salvatore nickte. »U nd wir treffen euch dann dort, sobald wir den Trank haben.«
Als später an diesem Tag Dad und Evelyn kamen, wusste ich nicht, wohin ich schauen sollte. Ganz offensichtlich hatte sich etwas verändert. Dad hielt sich näher an Evelyn, beschützender als zuvor, und sie sahen beide
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