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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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erst gar nicht, so zu tun, als wäre da nichts.« Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, ihre Finger trommelten auf den Tisch, während ich gedanklich die Vor- und Nachteile, es ihr zu erzählen, durchging. Griffin hatte mir eingebläut, dass niemand anders von meiner »S ehkraft« wissen durfte. Er und Lincoln erforschten sie. Und auch wenn sie behaupteten, nichts Wesentliches gefunden zu haben, und sich dagegen sträubten zu spekulieren, wusste ich, dass das, was sie herausgefunden hatten, ihnen beiden Angst einjagte. Deshalb hatte ich Steph darauf angesetzt, ebenfalls daran zu arbeiten. Wenigstens würde sie es mir sagen, wenn sie etwas fand. Aber bisher… nichts.
    Ich schlug einen lässigen Ton an. »I ch kann Dinge um mich herum sehen, wenn es nötig ist. Wir nennen es inzwischen Sehkraft.«
    Evelyn machte große Augen. »S ehkraft? Wer nannte das so?«
    Ich rutschte auf meinem Stuhl herum. »P hoenix.«
    »G ütiger Himmel! Gibt es auch etwas, was der Feind nicht weiß?«
    Ich verdrehte die Augen bei ihrem Ausbruch. »I ch wusste ja nicht, was es war, und wir waren damals nicht gerade Feinde.«
    »V erlässt du dabei deinen Körper?«, fragte sie.
    »I rgendwie schon. Es ist, als könnte ich überallhin gehen, wenn ich es mir nur erlaube. Es ist erstaunlich, ich sehe die Dinge dann anders.«
    »D u siehst Energien.«
    Jetzt war es an mir, große Augen zu machen. »W oher weißt du das?«
    Sie presste die Lippen zusammen, blickte auf und schüttelte den Kopf.
    »K ennst du andere Grigori, die diese Fähigkeit haben?«, fragte ich, als sie nichts sagte.
    »D as ist keine Grigori-Eigenschaft, Violet. Kein menschlicher Grigori hatte jemals diese Sehkraft.« Sie seufzte.
    Ich schluckte. »W er dann?«
    Evelyn betrachtete eingehend die Male um meine Handgelenke. Nach einiger Zeit ergriff sie eine meiner Hände, und ich ließ sie gewähren. Sie strich mit den Fingern über die Muster, die wie ein silberner Fluss um meine Handgelenke herum strömten. Etwas tief in mir verlieh ihnen diese Energie. Als Evelyn aufblickte, lag Furcht in ihren Augen, aber noch etwas anderes.
    »V iolet, Sehkraft ist etwas, was die Menschen nie hatten, weil es die Fähigkeit des Nicht-Körperlichen ist. Sehkraft ist die Fähigkeit von Engeln.«
    Alte Ängste drangen an die Oberfläche. Seit meiner Annahme hatte ich mich immer gefragt, was aus mir werden würde, was ich hinter mir gelassen hatte. Ich schüttelte den Kopf und weigerte mich, diese Vorstellung in Betracht zu ziehen, was auch immer das für eine Vorstellung war.
    »N un, dann haben wir es falsch benannt, denn ich habe einen sehr realen Körper, wie du vielleicht sehen kannst«, sagte ich, wobei ich auf mich selbst deutete.
    Sie lächelte. »J a, das hast du. Und du musst dafür sorgen, dass du das nie vergisst. Sag mir, wenn du dich von dir selbst entfernst und deine Sehkraft einsetzt– stärkt dich das? Fühlst du dich dann unbesiegbar?«
    Ich senkte den Blick und antwortete nicht. Ehrlich gesagt war es berauschend. Ich wusste, dass ich diese Fähigkeit noch kaum erforscht hatte– einerseits hatte ich Angst davor mir unbekannte Grenzen auszutesten, andererseits war das Verlangen zu sehen, wie weit ich gehen konnte, enorm.
    »S ei vorsichtig mit dieser Verlockung. Setze die Sehkraft nur ein, wenn du keine andere Wahl hast, und begrenze die Zeit, in der du dir gestattest, dich dort hineinzubegeben.«
    »W o hineinzubegeben?«, fuhr ich sie an.
    Evelyn schien besorgt zu sein, und das verunsicherte mich. Ich konnte förmlich sehen, wie ihr Gehirn auf Hochtouren lief und sie die nächsten Worte mit Bedacht wählte.
    »D u bist ein Mensch, Violet. Vergiss das nie. Aber du hast auch engelhafte Eigenschaften von einem der mächtigsten Engel, der je existiert hat. Wenn ich raten sollte, dann würde ich sagen, dass du vielleicht der erste Mensch bist, der die Fähigkeit hat, sich zu erheben und zu einem Engel zu werden.«
    Zu einem Engel.
    Ich ließ den Kopf in meine Hände fallen und versuchte meine Gedanken davon abzuhalten, auf mich einzustürzen.
    »I ch will darüber nicht reden.«
    »W er weiß sonst noch von deiner Sehkraft?«, fragte Evelyn weiter, als hätte sie nicht gerade eine gigantische– und womöglich speziesverändernde– Bombe über mir platzen lassen.
    »G riffin, Lincoln, Steph, Phoenix…«
    Sie schnaubte, alles andere als glücklich mit meiner Antwort. »S onst noch jemand?«
    Ich überlegte. »S pence. Er hat einmal gesehen, wie ich diese Fähigkeit

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