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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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müde aus, als hätten sie die ganze Nacht geredet.
    Lincoln, der neben mir saß, richtete seinen Blick geradewegs auf Dad und ließ ihn nicht mehr aus den Augen. Ich stieß ihn ein paarmal an, aber er ignorierte mich.
    Mein Handy summte, weil ich eine SMS bekommen hatte, während Dad einen schwachen Versuch unternahm, die anderen dazu zu überreden, bis zu meiner Abschlussfeier zu bleiben, aber selbst er wusste, dass das sinnlos war.
    Evelyn freute sich über die Fortschritte, die Dapper gemacht hatte, indem er die genauen Bestandteile des Qeres-Tranks gefunden hatte, aber sie blieb bei ihrer Meinung, dass der Trank ohne den mysteriösen dreizehnten Inhaltsstoff nutzlos war.
    Während sie ihre Möglichkeiten abwägten, zog ich mein Handy aus der Tasche meiner Jeans und schaute mir die SMS an.
    Ich weiß, was ihr vorhabt, Liebling. Wir sehen uns bald.
    Ich seufzte und reichte mein Handy an Lincoln weiter, der sich anspannte, bevor er es an Griffin weitergab.
    »W as ist los?«, fragte Dad.
    »D as ist eine SMS von Phoenix. Er weiß, dass wir kommen«, sagte ich ruhig, wobei ich weiterhin den Blickkontakt mied.
    Griffin schaute auf das Display und sah verwirrt aus. »D as ergibt keinen Sinn. Er muss doch wissen, dass diese SMS nicht seinen Zwecken dient. Sie informiert uns doch darüber, dass Verbannte unsere Schritte verfolgen.« Er richtete seinen Blick auf mich, bis ich anfing, mich auf meinem Stuhl zu winden, dann seufzte er. »W enn es um dich geht, sind seine Beweggründe ja oft verkorkst.«
    Das kann man wohl sagen.
    »I n zwei Stunden brechen wir auf«, sagte Griffin und beendete damit das Treffen für heute. Er wandte sich Dapper zu, um die Logistik zu besprechen.
    »E r braucht eine neue Partnerin«, sagte ich zu Lincoln, während ich ihnen nachschaute. »E s lastet zu viel auf seinen Schultern.«
    Lincoln nickte. »W enn er dafür bereit ist, wird er eine bekommen. Bis dahin hat er uns.« Doch Lincoln beobachtete nicht Griffin. Sein Blick war auf Dad fixiert, der auf uns zukam.
    Doch Lincoln ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen.
    »S chlimm genug, dass Sie kaum für sie da waren, nachdem sie geboren wurde. Schlimm genug, dass sie Dinge aushalten musste, die niemand sollte durchmachen müssen. Aber dass Sie Ihre eigene Tochter schlagen, ist inakzeptabel. Wenn wir aus New York zurückkehren, wird Violet bei mir wohnen, bis sie sich anders entscheidet.«
    Mein Mund klappte auf.
    Wer ist dieser Kerl, und was hat er mit dem ruhigen, beherrschten Lincoln gemacht, den ich so gut kenne?
    »V iolet?«, sagte Dad, er sah zornig und zugleich verletzt aus.
    Da kam ich zu einem Entschluss. Ich hatte mein ganzes Leben damit zugebracht, seine Handlungen zu entschuldigen. Und so verrückt das auch war, was Lincoln gerade gesagt hatte, und so genau ich auch wusste, dass er das alles wahrscheinlich sofort zurücknehmen würde– mir war klar, dass ich niemals mit Evelyn würde zusammenleben können, selbst wenn ich Dad verzeihen konnte.
    »S o ist es besser, Dad. Für uns alle.«
    Uh, süße kleine Lügen.
    Wie lang genau wären Lincoln und ich in der Lage, zusammen zu wohnen, ehe es unerträglich wurde?
    »V iolet, bitte, ich muss mich entschuldigen«, bat Dad.
    »N ein, brauchst du nicht. Ich habe verstanden, echt. Aber im Moment kann ich es nicht ertragen, nur die zweite Geige zu spielen– gib mir also ein wenig Freiraum, okay?«
    Endlich nickte er, aber seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »D u spielst nicht die zweite Geige.«
    Mein Blick wanderte zwischen ihm und Evelyn hin und her, die schweigend dabeigestanden und unseren Schlagabtausch beobachtet hatte.
    »N atürlich tue ich das. Das war schon immer so.«
    Lincoln blieb an meiner Seite, als wir das Hades verließen. Ich sagte erst etwas, als wir die Straße erreichten. »D a hast du dir jetzt aber was eingebrockt.«
    »D as war sowieso nur eine Frage der Zeit.«
    Ich blieb auf dem Gehweg stehen. »W ie meinst du das?«
    Er fuhr mir mit dem Finger über die Stirn und strich ein paar verirrte Haarsträhnen zurück. »I st dir nicht aufgefallen, dass dieser Schmerz deutlich schwächer wird, wenn wir uns für längere Zeit sehen?« Er zuckte mit der Schulter, als würde das irgendwie alles erklären.
    Ich war mir da nicht so sicher.

Kapitel Elf
    »E s ist leichter, einem Feind zu vergeben…«
    William Blake
    Lincoln ließ mich im Hades zurück, er verschwand, um eine weitere Quelle ausfindig zu machen. Schon seit unserer Rückkehr aus Santorin war er auf einer

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