Entbrannt
Pater Peters. »G ibt es einen Weg, sie sicher hier rauszubringen?«
Der Priester nickte. »J edenfalls sicher vor den Grigori.«
»Z eig ihn uns«, sagte Griffin.
Nachdem Lincoln und ich unsere blutgetränkten Klamotten gegen frische Jeans und T-Shirts ausgetauscht hatten, folgten wir Peters hinunter in den Keller. Dort zog er ein loses Tuch beiseite, das vor einer der Wände hing, und enthüllte eine Tür, die aussah wie der Zugang zu einem Banktresor.
Ich hatte eine schreckliche Vermutung, wohin sie führen würde. »D ie Tunnels?«, fragte ich.
Peters griff nach einem großen, drehbaren Rad und schloss die Tür auf. »E s ist wie mit dem Titan– die Verbannten sind nicht die Einzigen, die gern einen guten Fluchtweg parat haben. Mir hat dieses Anwesen schon lange, bevor es zu einer Kirche wurde, gehört. Die Tunnels existieren schon seit über vierhundert Jahren. Einigen von uns ist es gelungen, sich ihre eigenen geheimen Zugänge zu schaffen, ohne dass es die Verbannten gemerkt haben. Wenn alles andere versagt hat, haben mich diese Tunnels gerettet. Bewegt euch nur schnell und tötet alles, was euch über den Weg läuft.«
»D as lässt sich machen«, sagte Lincoln.
Ich lächelte und freute mich sogar ein wenig auf eine Konfrontation, mit der ich umgehen konnte.
Pater Peters zog die schwere Tür auf, für die es normalerweise vermutlich sechs Männer gebraucht hätte, um sie zu bewegen. »W enn ihr in die Nähe der U-Bahn gelangt, hört ihr die Züge. Nehmt den östlichen Tunnel, dann gelangt ihr bis zum Grand Central. Dort könnt ihr in einen Zug steigen, der flussaufwärts fährt.«
»W oher wissen wir, wann wir am Grand Central sind«, fragte ich.
Er zwinkerte. »W eil es dort eine Tür gibt, über der ein Schild hängt, auf dem ›Grand Central Station‹ steht.«
»O h.«
Er schob uns in den Tunnel. »D iese Tür lässt sich von innen nicht öffnen, verlasst euch also nicht darauf, dass ihr durch sie wieder hier reinkommt.«
»H andys?«, sagte Griffin.
Lincoln und ich händigten sie ihm aus. Sonst hatten wir nichts Elektronisches bei uns. Griffin gab uns ein Ersatz-Handy.
»D as ist nicht zurückzuverfolgen. Tätigt aber nur kurze Anrufe, nur für den Fall. Tut nichts Unüberlegtes«, warnte er uns und reichte uns noch ein paar Taschenlampen.
Wir nickten beide.
»G ott sei mit euch«, sagte Peters, bevor er die massive Tür hinter uns zuschlug.
Von Dunkelheit umgeben schalteten wir schnell unsere Taschenlampen ein. Wir starrten in den alten Tunnel, und ich zeigte in die Richtung, die ich für die richtige hielt. »O sten?«, fragte ich.
Lincoln nickte und griff nach meiner Hand. »O sten.«
Wir rannten los.
Die Tunnels veränderten ihre Größe und Form, als wir in diesem komplizierten Netzwerk von einem in den nächsten gelangten. Wir mussten regelmäßig anhalten, um unsere Fähigkeiten dazu einzusetzen, den versteckten Weg zu finden. Grigori mochten vielleicht dazu in der Lage sein, diese Pfade zu benutzen, aber um uns herum pulsierte unmissverständlich der dominante Einfluss der Verbannten.
Hin und wieder öffnete sich der Pfad zu einem breiteren Tunnel oder führte über ein U-Bahn-Gleis. An einer Stelle rannten wir sogar durch etwas hindurch, das wie ein stillgelegtes Aquädukt aussah.
Unterwegs bemerkten wir ein paar beschriftete Türen– auf einer stand »C entral Park«, auf einer anderen »E mpire State Building«–, bevor wir schließlich an eine Tür mit einer gravierten Plakette gelangten, auf der »G rand Central« stand.
Wir schlüpften durch die Tür, die zu einem Müllraum führte. Der faulige Geruch war mehr als widerwärtig, aber ich war froh, aus den Tunnels raus zu sein. Wir bahnten uns den Weg durch die Mülltonnen zur anderen Seite, wo eine weitere Tür war.
»D as ist ja widerlich«, sagte ich, während Lincoln vorsichtig die Tür aufmachte, gerade weit genug, um unsere neue Umgebung in Augenschein zu nehmen.
Er warf mir einen Blick zu. »J a, aber stell dir mal vor, wie enttäuscht du gewesen wärst, wenn wir in einer Besenkammer gelandet wären.«
Er hatte recht. Diese Art von Klischee hätte mich verärgert.
Ich lächelte, auch wenn meine Nerven gegen die Angst ankämpften. Wir waren sehr schnell in eine sehr schlimme Situation geraten und jetzt waren wir auf der Flucht. Schon wieder. Lincoln spähte durch den Türspalt und wartete auf eine Gelegenheit hinauszuschlüpfen. Während ich ihn beobachtete, wurde mir ganz elend.
Lincoln hatte seine Rolle
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