Entdecke die Kraft der Meditation
ihnen herum: Mögest du durch Ausbildung einer neuen Persönlichkeit glücklich werden. Wir wünschen ihnen einfach von Herzen Gutes und lassen sie dabei völlig frei, keine Bedingungen. Das wird entweder empfangen oder nicht, oder es wird auf sonderbare Weise oder erst viel später entgegengenommen. All das geht seine eigenen geheimnisvollen Wege. Aber sobald Sie auf bestimmte Dinge aus sind – Mögest du heute Abend auf folgende fünfzehn Arten glücklich sein –, müssen Sie sich offenbar erst noch von einigem lösen. Bei der Herzensgüte-Praxis kann es leicht passieren, dass uns bestimmte Resultate vorschweben. Vielleicht denken wir: Ich habe jetzt einen Monat Herzensgüte-Meditation für dich gemacht, wieso bist du noch nicht glücklicher? Aber wir können nur unsere fürsorgliche Aufmerksamkeit ausrichten, die Ergebnisse haben wir nicht in der Hand.
Wenn jemand immer wieder die gleichen Fehlentscheidungen trifft und ungeschickt handelt, können wir entweder traurig sein und uns vorwerfen, dass wir nichts ausrichten, oder wir beweisen Mut und wünschen einfach weiterhin, dieser Mensch möge frei von Leiden sein – aber ohne das Gefühl, dass wir in der Lage sein müssten, sein Verhalten zu ändern. Da kann sich dann Gelassenheit ausbreiten, ein tiefer Frieden, eine Stille und Weite des Geistes, in der es uns nicht mehr betroffen macht, wenn etwas nicht so läuft, wie wir es gern hätten. Gelassenheit ist ein sicherer Stand, von dem aus wir die Lage der Dinge in Ruhe konstatieren können, ohne dass unsere mitfühlende Liebe abnimmt.
Was Sie aus dieser Woche mitnehmen
Die Herzensgüte-Meditation verlangt nicht, dass Sie Gefühle vortäuschen, die Sie nicht haben, oder sich zwingen, jedermann zu mögen. Sie ist eher ein Experiment, bei dem es darum geht, aufmerksam zu sein, ganz bei uns selbst und anderen zu sein, die ausgetretenen Pfade der Gewohnheit zu verlassen und alles mit neuen Augen zu sehen. Wenn wir bislang immer nur das Negative an uns betrachtet und das Gute übersehen haben, richten wir jetzt, als Experiment, den Blick auf das Gute in uns. Wenn wir das Menschsein von fremden oder flüchtig bekannten Leuten nicht beachtet haben, können wir jetzt, wieder als Experiment, gänzlich bei dem sein, der uns als Nächster begegnet. Und wenn wir die Menschen nach dem, was wir über sie zu wissen glauben, einstufen und abstufen, können wir jetzt das Experiment machen, ihnen unvoreingenommen und mit voller Aufmerksamkeit zuzuhören. Tun wir das mit ganzer Aufmerksamkeit, aufgeschlossen und interessiert – vielleicht überraschen sie uns dann.
Es gibt dazu auch ein sehr konkretes wissenschaftliches Experiment, das die Kraft der Herzensgüte-Meditation ganz handfest unter Beweis stellt. Forscher der University of Wisconsin 24 fanden 2008 heraus, dass Herzensgüte-Meditation regelrecht die Funktionsweise des Gehirns verändert. Sie ließen eine Gruppe von Neulingen und eine zweite Gruppe mit erfahrenen Meditierenden Herzensgüte-Meditation üben. Die Teilnehmer visualisierten zunächst einen geliebten Menschen und schickten ihm ihre guten Wünsche. Danach bedachten sie alle Lebewesen mit guten Wünschen, und zuletzt folgte eine Ruhephase. Die Gehirnfunktionen wurden bei den Teilnehmern beider Gruppen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie überwacht und dann mit einer Kontrollgruppe von nicht Meditierenden verglichen. Während der Meditation wurden den Teilnehmern immer wieder Geräusche eingespielt, die positiver (zum Beispiel ein Babylachen), negativer (zum Beispiel von einem weinenden Baby oder einem Menschen in Not) oder neutraler Art sein konnten (etwa die Geräuschkulisse in einem Restaurant). Auch die nicht meditierende Kontrollgruppe wurde diesen Geräuschen ausgesetzt.
Es zeigte sich, dass die Geräusche bei beiden Gruppen von Meditierenden, nicht jedoch bei der Kontrollgruppe, Hirnregionen aktivierten, die mit Einfühlungsvermögen oder Mitgefühl in Verbindung gebracht werden. Auch wiesen die Meditationserfahrenen bei negativen Geräuschen eine stärkere Aktivierung der Mitgefühlszentren auf als die Neulinge. Darüber hinaus wurde bei beiden Gruppen von Meditierenden, nicht jedoch bei der Kontrollgruppe, der »Insula« genannte und der Gefühlsregulation zugeordnete Teil der Großhirnrinde dicker, und die Amygdala – der mit der Einschätzung des affektiven Gehalts eingehender Reize befasste Teil des Gehirns – zeigte vermehrte Aktivität. Daraus zogen die Forscher eine
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