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Entdecke die Kraft der Meditation

Entdecke die Kraft der Meditation

Titel: Entdecke die Kraft der Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Salzberg
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etwas Schlechtes tut, aus Schmerz so handelt. Das fand ich interessant, denn die Praxis ist nicht direkt auf eine solche Einsicht angelegt. Wir sind nicht gehalten, darüber nachzudenken oder es zu erwägen. Es wird nicht als eine Art Glaubenssatz propagiert. Aber alle, mit denen diese Frau im Rahmen ihrer Forschungen sprach, erlebten die gleichen Gefühlsänderungen. Wenn unsere Aufmerksamkeit anders ausgerichtet ist, bekommen wir ein neues Gespür für die Vielschichtigkeit, die das Leben anderer haben kann. Wir sehen dann auch deutlicher, dass wir ebenfalls aus Schmerz handeln, wenn wir uns rücksichtslos oder unangebracht verhalten, und diese Erkenntnis brauchen wir nur noch auf andere auszuweiten.
    Manchmal wecken die Schmerzen anderer Mitgefühl in mir, und manchmal denke ich, sie seien für ihre Schwierigkeiten selbst verantwortlich. Ist das roh und gefühllos von mir?
    Sie sind einfach ein Mensch. Schmerz muss nicht immer Mitgefühl auslösen. Der Schmerz eines anderen kann uns auch erschrecken oder abstoßen, sodass wir lieber wegsehen. Manchmal sagen wir auch, sie seien selber schuld, sie müssten sich einfach mehr bemühen, sich zusammenreißen. Unser Mitgefühl kann auch blockiert sein, etwa wenn wir uns vorwerfen, dass wir in dieser Welt, die so viel Hilfe benötigt, zu wenig ausrichten oder wenn wir wegen etwas, das wir getan oder gesagt haben (oder ungetan und ungesagt ließen, obwohl es nötig gewesen wäre, zu handeln oder zu sprechen), Gewissensbisse haben. Vielleicht leiden wir selbst Schmerzen und wissen nicht, woher wir die Kraft für Mitgefühl gegenüber anderen nehmen sollen. All das kann unser Mitgefühl blockieren.
    Mitgefühl nennt die Dinge beim Namen. Es nimmt gelassen zur Kenntnis, was gerade wirklich da ist. In dem von Ihnen erwähnten Fall kann das bedeuten, dass sich dieser Mensch tatsächlich selbst im Weg steht und nicht sehr sinnvoll mit seinen Problemen umgeht. Aber mitfühlendes Sehen erkennt letztlich, dass Angst, Gier, Eifersucht und dergleichen Gefühle nicht schlecht oder falsch sind, sondern leidvolle und schmerzliche Zustände. Je besser wir das erkennen, desto eher wird sich unser Mitgefühl spontan einstellen.
    Wenn man jemandem gute Wünsche schickt, aber eigentlich kein Gefühl zu dieser Person hat, funktioniert die Praxis dann nicht?
    Nach meiner Erfahrung kommt es sogar häufig vor, dass sich mit der Herzensgüte-Meditation keine Gefühle verbinden, das heißt aber nicht, dass gar nichts passiert. Da ist trotzdem eine liebevolle Zuwendung, mit der wir einer Verbundenheit Rechnung tragen, die tiefer reicht als unsere Gefühle. Der Satz, den wir innerlich sprechen, ist eigentlich das, worum es geht. Er ist Ausdruck unserer Intention, Verbindung aufzunehmen, eher einzuschließen als auszuschließen und eine andere Aufmerksamkeit ins Spiel zu bringen. Wir setzen unsere Intention hinter den Satz und halten ihn leicht in unserem Bewusstsein. Wir versuchen nicht, Gefühle herauszupressen. Sie müssen sich von der Praxis tragen lassen. Selbst wenn die Worte einmal kein Gefühl für Sie transportieren, sie wirken trotzdem auf subtile Art. Ihre Annahmen über das, was Sie fühlen sollten – irgendeine Woge süßlicher Gefühle samt Vogelsang –, stören vielleicht eher und verschleiern Ihnen die subtilen und langsamen, aber profunden Änderungen, die sich in Ihnen abspielen.
    Manchmal kann ich die ganze Welt in meine Herzensgüte-Meditation einschließen – nur ein paar Leute nicht, auf die ich wirklich wütend bin. Was kann ich da tun?
    Der Dalai Lama sagt: »Wenn du einen Feind hast und ständig an ihn denkst – seine Fehler, seine Missetaten, deine Klagen –, kannst du eigentlich an nichts mehr Freude haben. Das Essen schmeckt nicht, und nachts kannst du nicht schlafen. Weshalb willst du ihm diese Befriedigung gönnen?« Und es liegt doch eigentlich auf der Hand: Je mehr wir uns auf die Geistesverfassung eines anderen einlassen, je mehr sich unsere Gedanken um ihn drehen, desto weniger frei sind wir. Da gebietet es oft die Nächstenliebe uns selbst gegenüber, Herzensgüte zu üben. Das muss nicht unbedingt bedeuten, diese Leute zu mögen, aber wir können doch lernen, sie anders zu sehen. Denken Sie einfach daran, dass wir uns alle Glück wünschen, auch Menschen, die dabei vielleicht nicht sehr geschickt zu Werk gehen.
    Büße ich da nicht die Fähigkeit ein, mich zu schützen und für mich selbst zu sorgen? Mit dieser ganzen Herzensgüte in mir kommt es mir so vor,

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