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Enteignet: Warum uns der Medizinbetrieb krank macht (German Edition)

Enteignet: Warum uns der Medizinbetrieb krank macht (German Edition)

Titel: Enteignet: Warum uns der Medizinbetrieb krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Mikich
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Menschen mit dem Recht auf eigenständige, informierte Entscheidungen behandelt werden? Alle diese Fragen und noch mehr sollten wir unseren Abgeordneten stellen und uns nicht mit Allgemeinplätzen und nebulösen Schönwetterreden abspeisen lassen, sondern konkrete und verständliche Konzepte fordern, um sie dann kritisch zu diskutieren. Eine bessere Medizin braucht jeder.

»Menge gekloppt«
Politik und Krankenkassen: keine Ideen?
    Ein kleiner Junge auf einem Krankenhausbett. Eine Ärztin, auf die Bettkante gestützt, beugt sich zu dem Kind. Beide lächeln sich an. Hat die Ärztin dem Kind etwas erklärt, ihm die Angst genommen? Der kleine Junge strahlt zufrieden und die Ärztin auch. Diese Ärztin hat offenbar Zeit für ihren Patienten, Zeit für Gespräche, Zuwendung, Fürsorge. Daran mangelt es unter DRG -Bedingungen am meisten.
    Die Szene ist das Motiv für ein Plakat. Der Slogan: »Wir alle sind das Krankenhaus.« Die Deutsche Krankenhausgesellschaft nutzt das Plakat für ihre Kampagne, mit der sie im Wahljahr 2013 die Politik unter Druck setzen will. Sie verlangt zusätzliche Millionen für die Kliniken, wieder einmal. Es ist eisig kalt, als zwei Cheflobbyisten der Krankenhäuser dieses Plakat enthüllen, am 4. Februar 2013, auf Gleis 13 des Berliner Hauptbahnhofs. Frierend halten sie das Plakat in die Höhe, für die Objektive der Fotografen. »In den Krankenhäusern herrscht Alarmstimmung«, sagt der Präsident der Krankenhausgesellschaft. »Immer mehr Krankenhäuser schreiben rote Zahlen. Das ist ein Problem von nationaler Tragweite.«
    Zwei Wochen später dann der Krankenhausgipfel: Aus ganz Deutschland sind Geschäftsführer, Ärztliche Direktoren und Betriebsräte nach Berlin gereist, der große Konferenzsaal im Hotel Estrel füllt sich schnell. Rund 1000 Mitarbeiter hat der Lobbyverband der Kliniken zusammengetrommelt. Vor allem kommunale, städtische und kirchliche Krankenhäuser, die Verlierer des von der Politik forcierten Verdrängungswettbewerbs, klagen ihr Leid. Private Klinikbetreiber sind nicht darunter. Auf dem Podium die gesundheitspolitischen Sprecher aller Bundestagsfraktionen. Der Bundesgesundheitsminister hat seine Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz geschickt. Die reagiert auf die Geldforderungen der Kliniken reserviert. »Nur mehr Geld, dann sind alle Probleme gelöst, diese Forderung ist mir zu platt«, kritisiert die Staatssekretärin. Die Stimmung ist gereizt. »Aufhören, aufhören!«, rufen einzelne laut aus dem Saal. Das Ministerium sei gesprächsbereit, habe den Handlungsbedarf erkannt, sagt Frau Widmann-Mauz schließlich.
    Die Bundestagsabgeordneten erklären, dass kurzfristig geholfen werden müsse, mit zusätzlichen Geldern, um Lohnsteigerungen auszugleichen oder die Kostenerhöhung bei Haftpflichtversicherungen. Zu viel versprechen möchten sie aber nicht. Und sie betonen noch, es sei Zeit für grundlegende Reformen.
    Es ist Wahljahr in Berlin, und diesen Umstand weiß die Krankenhaus-Lobby geschickt zu nutzen. Kein Bundestagsabgeordneter möchte in seinem Wahlkreis mit den finanziellen Nöten der Krankenhäuser konfrontiert sein. Also wird das Bundesgesundheitsministerium zusätzliche Finanzhilfen überweisen, da sind sich Insider sicher. Genauso wie vor der letzten Bundestagswahl im Jahr 2009. Auch da startete die Deutsche Krankenhausgesellschaft eine Kampagne, verlangte zusätzliches Geld für die Kliniken. Die damalige SPD -Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt gab nach, legte ein großes Pflegesonderprogramm für die Neueinstellung von rund 20000 zusätzlichen Pflegekräften auf. Es nutzte der SPD nichts. CDU und FDP gewannen die Wahl. An der Finanzierung der Kliniken und an den vielen Fehlanreizen veränderte die schwarz-gelbe Koalition jedoch nichts.
    Jetzt soll sich das ändern. »Krankenhauspolitik muss zum Megathema der nächsten Legislatur werden«, versichert Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU -Fraktion. Rücken die Fehlentwicklungen im Krankenhaus nun tatsächlich ins Zentrum der Politik?
    Krankenhaus – Fass ohne Boden
    Wer sich unter den Gesundheitspolitikern in Berlin umhört, trifft auf ziemlich ratlose Gesichter. Ein schlüssiges Konzept liegt nirgendwo vor. Aber die Diskussion hat begonnen. Immerhin. Allein die Kostensteigerungen setzen die Politiker unter Druck: Die Ausgaben für die stationäre Versorgung verschlingen so viel Geld wie nie zuvor, auf 65 Milliarden Euro werden die Kosten in diesem Jahr sicherlich steigen, das sind

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