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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Allerdings hatte Arkadi Malkin ein gutes Gedächtnis und ausführliche Akten über meinen Hintergrund. Er hatte mich in der Tasche, aber bisher hatte er sich damit begnügt, mich ab und zu leicht anzustupsen. Die Aufträge, die er mir gegeben hatte, waren harmlos gewesen, zumindest hatte ich es so empfunden.
    Und nun hatte ich ihn angerufen, um ein Treffen und um Hilfe gebeten. Ich war aus eigenem Antrieb in die Höhle des Löwen marschiert.
    »Ein bisschen Bewegung an der frischen Luft tut immergut«, stimmte Malkin zu. »Aber du hast mich angerufen, Viktor, hast um Informationen oder um Rat gebeten … wenn ich dich richtig verstanden habe. Also entscheide dich – entweder vertraust du mir oder nicht.« Er hatte mich durchschaut, war aber nicht beleidigt.
    Wir gingen langsam den mit Schotter bedeckten Fahrradweg am Rand des Sportparks entlang. Ein großer Sprinkler wässerte den Rasen auf dem Hauptfeld. Eine Gruppe von kleinen Jungen war an den Rand der Anlage gescheucht worden, auf ein sandiges, holpriges Spielfeld mit halb vertrockneten Grasbüscheln. Die Jungen wechselten sich beim Elfmeterschießen ab und ahmten Spieler der WM -Teams nach.
    »Ich brauche Informationen über einen Mann, der mein Geschäftsfreund ist, oder mein Kunde. Maxim Semjonowitsch Frolow, aus Moskau, wohnt jetzt in Helsinki. Informationen jeder Art.«
    Malkin nickte, sagte aber nichts. Er war nicht eigentlich hochgewachsen, wirkte aber groß mit seinem muskelbepackten Oberkörper. Ihm schien ständig ein wenig heiß zu sein. Auch jetzt blieb er stehen und wischte sich mit einem karierten Taschentuch den Schweiß vom Gesicht. Die dunklen Haare klebten ihm am Schädel. An den Schläfen hatte er tiefe Geheimratsecken, und auch über der Stirn wurden seine Haare bereits schütter.
    »Möchtest du, dass wir ihn fortschaffen?«, fragte Malkin gleichmütig wie ein Arzt, der seinem Patienten vorschlägt, ein Muttermal zu entfernen. Er sah mir ausdruckslos, aber aufmerksam in die Augen.
    »Nein. Ich erledige ihn selbst. Falls nötig. Nur weiß ich nichts über seinen Hintergrund. Mit wem operiert er, wer schützt ihn?«
    »Für uns arbeitet er nicht«, erwiderte Malkin ein wenig zu schnell.
    Ich beschloss, über diesen Aspekt später nachzudenken.
    »Ich muss einige Punkte überprüfen«, fügte Malkin hinzu. »Sei unbesorgt, ich mache mich kundig«, versprach er dann.
    Wir gingen zurück zum Parkplatz. Malkin setzte sich in seinen Wagen.
    »Ich möchte mir keine allzu große Dankesschuld aufladen. Verstehst du?«
    »Keine Angst. Von Freunden und Kollegen erwartet man nicht immer eine Gegenleistung. Außerdem ist Spionage für dich doch ein Kinderspiel, schließlich bist du ein Kornostajew. Ihr wart immer schon flink und wendig.«
    Malkin lachte kalt, schlug die Tür zu und brauste davon.
    Wir waren keine Freunde und schon gar keine Kollegen. Und Arkadi Malkin würde alles, was er für mich tat, genau notieren. Eines Tages musste ich die Rechnung dafür zahlen, das war mir klar. Aber die Anspielung auf das Familienerbe der Kärppäs verstand ich nicht.
     
    Marja sortierte wieder einmal Wäsche. Anna stand am Wohnzimmertisch, hielt sich mit beiden Händen fest und machte vorsichtige Schritte. Ich fasste sie unter den Achseln und hob sie hoch, rieb meine Nase an ihrem Kugelbäuchlein. Das Frottee der Strampelhose war vom Waschen aufgeraut.
    »Papas kleines Rackerchen«, plapperte ich.
    Ich legte die Kleine aufs Bett und streckte mich neben ihr aus. Marja kam ins Schlafzimmer, setzte sich auf ihre Bettseite, zog die Beine an und lehnte sich an die Wand.
    »Was hast du gemacht?«, fragte sie.
    Ich überlegte, ob ich es ihr erzählen sollte. Ich könnte ihrerklären, dass ich in dieser Woche mit einem Polizisten, einem Drogen- und Sklavenhändler und gerade auch noch mit einem Spion verhandelt, bei zwei Freudenmädchen den Geruchsverschluss am Waschbecken gereinigt, fremder Leute Wohnungen beobachtet, nebenbei einen Diebstahl organisiert und – die beste Tat des Tages – meinen Schmiergelder verteilenden Geschäftsführer entlassen hatte.
    »Ich hatte in der Stadt Verschiedenes zu erledigen. Und dann habe ich in der Halle beim Sägen ausgeholfen«, gab ich Auskunft.
    »Viktor …«, begann Marja.
    Ich lag auf dem Rücken, hatte einen Arm über die Augen gelegt und wartete schweigend. Marja saß immer noch auf dem Bett. Anna schob sich an die Bettkante und ließ sich langsam auf den Boden fallen.
    »Ich frage mich, ob du mir gelegentlich zwei Sätze

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