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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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angefangen, ist gar nicht lange her, dass er die ersten großen Lieferungen gekriegt hat.« Slawa wirkte direkt erleichtert, als ihm dieser mildernde Umstand einfiel. »Er sucht noch nach Vertriebswegen. Aber reichlich Geld steht dahinter. Er selbst redet immer von Kontaktenin Moskau. Ich weiß nicht, vielleicht schneidet er ein bisschen auf. Der Stoff kam jedenfalls aus Estland.«
    »Und wer arbeitet für Frolow?«
    »Zinaida und Jelena im Moment, Warwara und Rozalina und Inna sind gerade in Russland und kommen in zwei Wochen zurück …«, zählte Slawa eifrig auf.
    »Die Huren meine ich nicht«, unterbrach ich ihn unwirsch und merkte selbst, wie mies es war, Frauen so zu nennen.
    »Ja, ja, klar, natürlich nicht«, sagte Slawa eilfertig. »Also, fest arbeiten zwei für ihn, erstens Vadim, den Nachnamen weiß ich nicht, er ist Estlandrusse, glaube ich, und dann dieser Kaukasier, Imran Gelajew. Ich hab ihn gefragt, ob er Georgier ist, und da ist er furchtbar wütend geworden. Ich glaub, der ist Tschetschene.«
    Nun flüsterte Slawa beinahe.
    »Sonst keiner?«
    »Nein. Außer Anton natürlich. Aber der ist ja fast noch ein Kind. Der ist eher Frolows Begleiter oder sein Maskottchen. Na ja, und dann vermittelt Frolow ja auch Leute, auf Baustellen und sonst wohin, wo billige Arbeiter gebraucht werden.«
    Ich stand auf.
    »Verzeih mir, Viktor«, bat Slawa und blickte unterwürfig wie ein Spitz zu mir auf. »Ich habe es nicht böse gemeint. Maxim hat gesagt, er will die Wohnung eine Weile für sich nutzen, weil er keine passenden Mädchen gefunden hat … und er hat mir verboten, es dir zu erzählen.«
    Slawa schlug die Augen nieder und biss sich auf die Lippe. Ich erinnerte mich an die russische Lebensweisheit, mit einer Schuld könne man fertig werden, aber an der Scham trage man sein Leben lang. Gleichzeitig fühlte ich mich unwohl, ich hatte den Verdacht, dass ich es genoss, Schwächere zu drangsalieren.Manchmal lächelte ich insgeheim, wenn ich finnischen Schuldnern hart zusetzte, lachte gelegentlich sogar über ihre Angst und ihre Erklärungen. Aber beim Schuldeneintreiben wurde die Lage nur ausgeglichen oder zurechtgerückt, ich verlangte nur, was mir gerechterweise zustand, plus Verzögerungszinsen natürlich. Jetzt war ich dagegen im Begriff, Slawa Bursow zurück in die Kloake zu stoßen, aus der er sich mühsam herausgestrampelt hatte.
    Es klopfte. Ich knurrte ein Herein. Durch die Tür kam eine Frau, dieselbe, die ich in Slawas erster Wohnung in Kontula angetroffen hatte.
    »Ich möchte nur … dass du ihn nicht umbringst«, sagte sie halb flehend. Hinter ihr stand ein kleines Mädchen, an den Türrahmen gelehnt, schlenkerte mit dem Fuß und lutschte an seinem Zopf.
    Ich steckte die Pistole in die Tasche und suchte auf meinem Handy nach einer gespeicherten Nummer.
    »Ich bring ihn nicht um. Setz Slawa in den Zug nach St. Petersburg. Und ruf diesen Mann an.«
    Ich schrieb die Nummer auf die Rückseite meiner Visitenkarte. Die Vorderseite wies mich als President and Chairman of the Board der VK -Group aus.
    »Das ist ein alter Freund von mir. Sag ihm, Slawa kommt zur Kur, und Viktor zahlt zwei Tausender. Das entspricht Slawas ausstehendem Lohn. Großzügig gerechnet. Urlaubsgeld gibt’s nicht.«
    Die Frau nickte. Slawa Bursow schwor, er werde fahren und sei fest entschlossen, clean zu werden. Ich wollte nichts mehr hören und ging hinaus.
    Die Sonne stach mir in die Augen. Ich wusste, dass zweitausend für die volle Behandlung in der Klinik nicht reichten.»Aber auch mein Maß hat einen Boden und der Eimer einen Rand«, sagte ich laut. Ein Spruch meines Vaters, und deshalb eine Rarität. Meiner Erinnerung nach hatte mein Vater wenig gesprochen und selten gescherzt, zumindest auf Finnisch, obwohl Mutter immer wieder geseufzt hatte, wie lustig ihr Niilo Nikolai gewesen war. An seine Stimme konnte ich mich überhaupt nicht erinnern.
    Mit einem Taschentuch wischte ich meine Fingerabdrücke von Slawas Pistole, bevor ich das Magazin in das Weidengebüsch hinter dem Graben warf und den Rest zwischen den Felsbrocken verschwinden ließ.
    Auch das Mädchen war aus dem Haus gekommen und lehnte sich an den Kotflügel eines alten roten Nissan.
    »Onkel Slawa muss verreisen. Er hat ein paar Dummheiten gemacht und ist krank.«
    Selbst in meinen Ohren klang diese Erklärung nach Märchenstunde. Da hätte ich auch gleich trällern können, Wjatscheslaw hat ein bisschen Aua-Aua. Ich wusste nicht, ob ich in vernünftigem Ton

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