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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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weiterreden oder lieber schweigen sollte. Vielleicht war es für das Kind besser, nicht zu lernen, dass auch Männer, die in der Küche schossen und sich drohten, ganz normale Gesprächspartner sein können.
    »Der is kein Onkel«, schnaubte das Mädchen und fing an, auf einem Bein von Stein zu Stein zu hüpfen, ohne den Rasen zu berühren. »Der war bloß ’ne Weile als Papa bei uns. Total behämmert, phiuh phiuh, in dem seinem Kopp laufen ganz komische Filme.«
    Sie ließ den Finger über dem Kopf kreisen und rollte die Augen.
    »Aber Mutti ist trocken«, sagte sie stolz.
    »Das ist ja fein«, lobte ich.
    Im Wagen merkte ich, dass der Pulvergeruch noch an mir hing. Ein angenehmer, vertrauter Geruch. Aber eigentlich hätte ich mich nach dem Duft von warmem Hefegebäck sehnen sollen.

19
    Seit einigen Tagen taten mir die Muskeln weh, sie brauchten Bewegung. Also ging ich joggen. Ich trabte über die Gleise und zwischen den Mietshäusern hindurch zu dem gut fünf Kilometer langen Joggingpfad rund um den Flugplatz Malmi. Dort schlug ich ein Tempo ein, bei dem der Puls niedrig genug blieb.
    Auch während meiner Zeit als aktiver Skisportler war ich kein besonders guter Langstreckenläufer gewesen. Trainer und Physiologen hatten den Kopf geschüttelt und die Vermutung geäußert, meine Papiere seien durcheinandergeraten und ich sei deshalb für die falsche Sportart ausgewählt worden. Bei meiner Zellstruktur hätte ich Sprinter, Hochspringer oder Gewichtheber werden müssen, eine Sportart betreiben, bei der die eigentliche Leistung in wenigen Sekunden erbracht wurde und explosive Kraft erforderte.
    Trotzdem ließen sie mich Ski laufen, da ich allen Naturgesetzen zum Trotz in dieser Disziplin erfolgreich zu sein schien. Im Gutachten an das zentrale staatliche Sportkomitee wurde allerdings empfohlen, Kornostajew auf Kurzstrecken und im Staffellauf einzusetzen, vor allem dann, wenn die Schneeverhältnisse ungünstig waren und die Strecke starke Steigungen aufwies.
    Die Route rund um den Flugplatz war durchweg eben. Ich rannte in meinem eigenen, schweren Takt und versuchte mir nichts daraus zu machen, dass ein schmächtiger junger Mann,der am Rücken eine Wasserflasche unter den Gürtel geschoben hatte, mich mit den weit ausgreifenden Schritten eines Marathonläufers überholte.
    Ich joggte die Runde zu Ende und machte dann an der Stelle, wo Holzklötze zum Gewichtheben bereitlagen, sorgfältig meine Dehnungsübungen. Dann beschloss ich, auch noch den kleinen Trimmpfad abzuarbeiten. Ich machte Klimmzüge, stemmte die mit Holzschutzfarbe bestrichenen Baumstämme, die als Gewichte dienten, und trainierte Bauch- und Rückenmuskeln. Dabei hielt ich mich an die bulgarischen Krafttrainingslehren, begann mit langen Serien und verringerte die Zahl der Wiederholungen bei jedem Zyklus. Als ich die Spitze der Pyramide erreicht hatte, führte ich jede Übung nur noch einmal aus, dafür aber mit voller Konzentration, richtig und effektiv.
    Auf dem Fahrradweg neben der Straße trabte ich nach Hause. Ein Ford Mondeo bremste ab und fuhr dann im Schritttempo neben mir her. Das Seitenfenster wurde geöffnet.
    »Grüß dich, oh sportliche Jugend Finnlands. Hier trainiert Elmo für den Anden-Cup, oder wo findet die nächste Winterolympiade statt? Na, es ist natürlich gut, die Basiskondition jetzt schon aufzubauen. Kurz vor den Spielen dann Blutaustausch, Plasma-Expander in die Adern, neue Zündkerzen und Filter, Kontrolle der Bremsbeläge. So läuft es«, blökte Korhonen, der mit dem ganzen Oberkörper auf dem Lenkrad lag.
    »Fahr weiter … Du behinderst … den Verkehr«, keuchte ich.
    Korhonen ließ auch auf der Fahrerseite das Fenster herunter, setzte das Blaulicht aufs Dach und schaltete es ein. Auch hinter dem Kühlergrill blinkte blaues Licht. Wie zur Probe ließ Korhonen die Sirene ein paar Mal aufheulen. Aus der Bahnunterführung schallte ein höllisches Echo zurück.
    »Wollen wir mit Blaulicht und Sirene bis zu deinem Haus fahren? Deine Nachbarn würden sich bestimmt amüsieren.«
    Ich lief auf den kleinen Parkplatz an der Sportanlage von Tapanila. Korhonen ließ den Staub aufwirbeln und fuhr mir beim Wenden fast über die Füße. Er stieg aus, steckte sich eine Zigarette an und drehte die Sonnenbrille zwischen den Fingern, sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Gute Brille. Habe ich bei deinem Bruder gekauft, als ich Öl für meinen Wagen geholt habe. Original copy, not fake. In den südlichen Touristenhochburgen werden die

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